Maria Alm. Mittelfeld-Neuzugang Sergio Pinto wird als Königstransfer des rot-weißen Sommers gehandelt. Und könnte für die lange vermisste giftige Note im Team von Oliver Reck sorgen. Sein Spielstil: Härte, Zweikampfstärke, Ballgefühl, Cleverness und eine gehörige Portion Siegeswillen.

Mit Oliver Reck, das gibt Sergio Ricardo da Silva Pinto listig lächelnd auf der Eckholzbank im Eder-Hotel zu, wolle er nicht tauschen. „Wenn alle sich anbieten, alle spielen können, alle fit sind, dann ist der Cheftrainer doch die ärmste Sau“, sagt Fortunas 33-jähriger Neuzugang. Und genau auf diesen Umstand steuert der Fußball-Zweitligist nach den Eindrücken aus dem Trainingslager in Maria Alm/ Österreich derzeit zu.

Nur Oliver Fink und Ihlas Bebou bestücken das Verletztenlazarett. Die sechs sorgsam ausgewählten Sommertransfers machen auf diversen Positionen gehörigen Konkurrenzdruck. Sergio Pinto zählt dazu. Im defensiven Mittelfeld.

Der Deutsch-Portugiese, der im Alter von nur zwölf Jahren mit seinen Eltern aus dem Norden Portugals nach Haltern in Westfalen ausgewandert war und über den Nachwuchs des FC Schalke 04 seinen Weg in den Profifußball fand, wird nicht nur aufgrund seiner immensen Erfahrung als möglicher Königstransfer von Sportvorstand Helmut Schulte gesehen.

Pinto: "Es viel mir nicht schwer wegzugehen"

Härte, Zweikampfstärke, Ballgefühl, Cleverness und eine gehörige Portion Siegeswillen, selbst im Training und in Testspielen, paart der defensive Mittelfeldkicker in seinem Spielstil. „Für die vermeintlich beste zweite Liga der Welt braucht man alles zusammen, um Erfolg zu haben.“

Jenes sportliche Glück will Pinto bei Fortuna wiederfinden, das er bei seinem einjährigen Ausflug zu UD Levante in die Primera Division aus den Augen verloren hatte. „Ich wollte dorthin, wo ich das Gefühl habe, gebraucht zu werden“, beschreibt Pinto die Beweggründe. Killte seinen noch laufenden Zweijahresvertrag in Valencia. Und bedauert’s keine Sekunde: „Es fiel mir nicht schwer, wegzugehen.“

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Dabei registrierte der Neu-Fortune im Spanien-Jahr durchaus positive Momente. Natürlich zählte Pintos Liga-Debüt im Nou Camp zu Barcelona nicht dazu. Levante ging gegen Lionel Messi, Neymar und Kollegen mit 0:7 baden. Pinto spielte allerdings mit Costa Ricas Torwart-Held Keylor Navas in einem Team, um dessen Künste sich Bayern München und Real Madrid streiten. „Das war sicher der beste Keeper, mit dem ich bisher zusammengearbeitet habe.“ Bei der WM genossen die Mittelamerikaner, die es bis ins Viertelfinale schafften, deshalb bei Pinto eine gewisse Sympathie.

Bei der Fortuna könnte Pinto die in der vergangenen Saison vermisste giftige Note ins Spiel bringen. Der mögliche Vergleich mit Sascha Rösler, einst gern provozierender Angreifer, jetzt lockerer Teamorganisator, hinkt ein wenig. „Ich kämpfe bis zum Umfallen, bin aber keine Drecksau. Ich kann impulsiv sein, stehe unter Adrenalin, kümmere mich aber nicht provozierend um den Gegner“, umschreibt Pinto seinen Spielstil. Dass er neben dem technisch starken Christian Gartner auch einen sehr guten Ballverteiler gibt, war in den Testmatches auffällig. Und macht Fortunas Doppel-„Sechs“ im Spielaufbau nur stärker.

Pinto fand seine "beste Position" unter Trainer Slomka

Dabei war Pinto erst spät in seiner Karriere im defensiven Mittelfeld unterwegs. „Ist ‘ne lange Geschichte und hat mit Mirko Slomka zu tun“, erklärt der variabel einsetzbare Profi. Und schränkt ein: „Für Rechtsaußen reicht meine Schnelligkeit jetzt nicht mehr aus.“

Hannovers Cheftrainer Slomka ließ sich einst von Pinto im Training überzeugen, ihn doch mal als „Sechser“ laufen zu lassen. Pintos Team gewann 4:0. Slomka brachte den gebürtigen Portugiesen später in Hamburg erstmals auf dieser Position. „Da haben wir beim HSV ein 0:0 entführt. Und ich hatte meine beste Position gefunden“, sagt Pinto im Nachhinein.

Beißen kann der Routinier, der seine Frau in Aachen bei seinem Alemannia-Einsatz von 2004 bis 2007 kennenlernte und auch in der Nähe der Printenstadt seine Zelte aufschlagen wird.

In der schwarzen Saison 2009/10 bei Hannover 96, als sich Keeper Robert Enke das Leben nahm und das Team scheinbar hoffnungslos dem Abstieg entgegentaumelte, spielte Pinto trotz gerissenem Außenband im Knie durch. Die 96-er retteten sich im Schlussmatch. Pinto erhielt einen Dreijahresvertrag. Und war maßgeblich an zwei Saisons in der Europa League beteiligt.

Wieviel Fußball-Erfahrung Sergio Pinto bei Fortuna auf den Rasen trägt, erklärt ein Zahlenspiel: Bei Pintos Bundesliga-Debüt für Schalke 04 am 25. September 1999 war sein voraussichtlicher Fortuna-Partner Christian Gartner gerade einmal fünf Jahre jung. Und noch im Kindergarten.