Düsseldorf. . „Knorpelschaden“ lautete die bittere Diagnose bei Fortunas Axel Bellinghausen nach einer Verletzung im Testspiel gegen den VfL Bochum im November. Um endlich wieder mit seinen Teamkollegen auf dem Rasen zu stehen, schuftete der 30-Jährige täglich und ist nun zurück im Training.
Der kritische Blick geht immer wieder auf die Uhr am Handgelenk. Stimmt die Rundenzeit? Axel Bellinghausen hat es eilig. Bloß keine Zeit verlieren. Runde um Runde kurvt Fortunas Mittelfeldkicker um die Rasenrechtecke im Schatten der Stockumer Arena. Laufen, endlich wieder Laufen.
Lange musste der 30-Jährige auf diesen Tag warten. 156 Kalenderblätter, um genau zu sein. Seitdem er sich in einem Testspiel des Fußball-Zweitligisten Mitte November (2:1 gegen den VfL Bochum) schwer verletzte und bei der Untersuchung des Meniskusrisses ein Knorpelschaden im linken Knie diagnostiziert wurde, begann eine fast halbjährige Leidenszeit, die gestern ihr vorläufiges Ende fand. Bellinghausen ist zurück im Training.
Bellinghausen wollte Anschluss zur Mannschaft nicht verlieren
„Es war schon sehr aufregend für mich, wieder den Stallgeruch aufzunehmen“, gestand der Rückkehrer, „man kommt wieder in die Kabine, zieht sich gemeinsam mit den Jungs um – das ist eine schöne Atmosphäre.“ Bellinghausen hat den Wert solcher vermeintlich banaler Selbstverständlichkeiten neu zu schätzen gelernt.
Während seiner Verletzungszeit legte er großen Wert darauf, den Anschluss zur Mannschaft nicht zu verlieren. „Ich habe versucht möglichst nah an den Jungs zu sein, die Kabinenansprachen mitzunehmen und oft beim Training vorbeizuschauen.“ Doch eine gewisse Grunddistanz blieb. „Es ist geil wieder ein Teil davon zu sein, wieder zu diesem Kreis zu gehören. Da merkt man erst richtig, was man vermisst hat!“
Fortuna-Torwart Rensing musste Training abbrechen
VERLETZT: Torhüter Michael Rensing musste das gestrige Training kurz vor dem Ende abbrechen. Eine alte Verletzung am Grundgelenk des kleinen Fingers der rechten Hand machte ihm erneut zu schaffen. „Ich habe diese Verletzung schon seit vier, fünf Wochen und beiße seitdem die Zähne zusammen.“ Vorsichtshalber ließ er das Gelenk gestern noch einmal röntgen: „Die Aufnahmen werden nach München zu einem Spezialisten geschickt. Am Freitag werde ich wissen, ob sich die Verletzung verschlimmert hat.“
GIEFER: Stammtorhüter Fabian Giefer ist nach seiner Erkältung noch angeschlagen und konnte nur eingeschränkt trainieren.
Die Hiobsbotschaft „Knorpelschaden“ – für viele Sportler bedeutet sie nicht selten das Karriereende. Auch bei Bellinghausen saß der anfängliche Schock nach der Diagnose tief. „Als der Arzt mir gesagt hat was Sache ist, war ich kaum aufnahmefähig. Er hat zwar noch toll weitergesprochen und mir alles haarklein erklärt, doch das musste er zwei Tage später noch einmal alles wiederholen.“
Bittere Diagnose
Nach der bitteren Diagnose blieb Bellinghausen mit seinen Gedanken zunächst alleine zurück. Wie soll es weitergehen? Soll er sich mit immerhin schon 30 Lenzen noch einmal die ganze Schinderei antun? Letztere Frage stellte sich für „Bello“ jedoch zu keinem Moment. Für ihn ging es die ganze Zeit nur um die Antwort auf die Frage: „Wann kann ich wieder auf den Rasen zurückkehren?“
Für diesen Moment schuftete er täglich über fünf Stunden. „Du ackerst wie ein Bekloppter mit dem einzigen Ziel, mit den Jungs wieder auf dem Rasen zu stehen. Dieser Gedanke hat mich motiviert!“ Das Reha-Programm im Therapiezentrum von Bernd Restle begann stets um kurz nach sieben Uhr in der Frühe. „Reha, dann ab in den Kraftraum auf den Crosstrainer, im Anschluss Laufen im Wald, dann wieder Kraftraum und Behandlungen – so ging das tagein, tagaus.“
Mit einer Pizzarunde als Dankeschön hat sich Bellinghausen aus dem Reha-Zentrum verabschiedet. Er ist am Etappenziel, zurück auf dem Trainingsrasen. Er weiß, dass vor ihm noch ein langer Weg liegt. Wenigstens fünf Pflichtspielminuten will er diese Saison noch absolvieren: „Ich will endlich wieder das Fortuna-Trikot überstreifen können!"