Düsseldorf. Für den neuen Vorstandschef bei Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf gibt es eine Menge zu tun. Dirk Kall war diesertage in der Spielerkabine – um seinen Profis einzuimpfen, „nicht schon von der Bundesliga zu faseln“. Die Profis könnten aus steuerrechtlichen Gründen aus dem Verein ausgelagert werden.
Am Dienstagvormittag vor dem Dortmund-Geheimtest war Dirk Kall in der Spielerkabine. Antrittsbesuch des neuen Vorstandschefs bei Fortunas Zweitliga-Fußballern. „Ich habe der Mannschaft vermittelt, dass jetzt niemand schon von der Bundesliga faseln soll“, erklärte der 46-jährige ehemalige Aufsichtsratschef trocken-forsch, „wir sind sportlich schließlich in einer sensiblen Situation.“
Was nicht nur der Blick auf die Tabelle, sondern auch eine oft schlaffe Darbietung der Profis in der Hinrunde unterstreicht. Ein durchaus möglicher Abstieg in die 3. Liga hätte übrigens auch zur Folge, dass nicht nur der Vertrag des Vorstandschefs, sondern auch jener des neuen Sportvorstandes Helmut Schulte umgehend nichtig werden würde.
Bei Abstieg platzen die Verträge
Trotz dieses (kalkulierbaren) Unsicherheitsfaktors tritt Dirk Kall mit großem Ehrgeiz seinen hauptamtlichen Posten im Arena-Trakt der Fortuna an. Wie er ja schon im NRZ-Gespräch in der vergangenen Woche versichert hat. „Unser mittelfristiges Ziel ist es, dass wir uns als Bundesligist etablieren“, sagt der ehemals leitende Telekom-Mitarbeiter. Mit Blick auf die jüngsten Veröffentlichungen der Deutschen Fußball-Liga zum Thema Wirtschaftskraft der Klubs bedeutet das nichts weniger, als sich unter den besten zwölf deutschen Teams zu anzusiedeln.
„In dieser Mittelrubrik (Platz sieben bis zwölf, d. Red.) reden wir von hundert Millionen Euro Umsatz und einem Personaletat von achtunddreißig Millionen Euro pro Saison“, unterstreicht Kall. Und legt nach: „Ein etablierter Erstligist zu sein, bedeutet, dass man in allen Bereichen auch erstklassig ist.“ Aktuelle Vorbilder seien der 1. FSV Mainz 05, der SC Freiburg und der nun schon seit drei Jahren im Oberhaus mitmischende FC Augsburg. „Wir müssen weiter mit viel Enthusiasmus arbeiten. Schließlich haben wir in der Region eine starke Konkurrenz.“ Von Duisburg über Köln und Mönchengladbach bis hin zu Schalke oder gar Dortmund.
„Es ist eigentlich nicht machbar, dass jemand den Vorstandschef ganztägig ehrenamtlich ausführt. Genau deshalb haben wir auf hauptamtlich umgesattelt“, bekräftigt Aufsichtsratschef Burchard von Arnim in diesem Zusammenhang.
„Was ist eigentlich Fortuna?“
Die Nachwuchsarbeit müsse aus wirtschaftlicher Notwendigkeit und auch aus Gründen der lokalen Identifikation mit eigenen Juniorenspielern mehr in den Vordergrund rücken. Damit einher gehen sollen Investitionen in eine bessere Infrastruktur des Nachwuchsleistungszentrums am Flinger Broich. Dass weiter ein Gönner für das NLZ gesucht wird, verhehlt der Vorstandschef nicht.
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Kall beschäftigt sich auch mit der Frage: „Was ist eigentlich Fortuna?“ Diese sei mit Inhalt zu füllen, um sich „gegen attraktive Mitbewerber national zu stärken“.
Übrigens: Es ist denkbar, dass die Profiabteilung über kurz oder lang aus steuerrechtlichen Gründen vom gemeinnützigen Verein ausgegliedert werden muss, wie Aufsichtsratschef von Arnim erklärt. „Es gibt darüber derzeit im Finanzministerium eine breite Debatte. Die Fortuna ist zu neunundneunzig Prozent ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb.“ In der Bundesliga wurden zuletzt rund 50 Millionen Euro umgesetzt, in der zweiten Liga sind es immerhin rund 30 Millionen Euro.
Sollte man die Profis über eine Kapitalgesellschaft abwickeln müssen, so könnte der Verkauf von Gesellschaftsanteilen an ein mindestens 75-prozentiges Mitgliedervotum gekoppelt sein, so von Arnim.