Düsseldorf. . Der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten traut dem Braten nicht: Der Abstand zu den Aufstiegsrängen ist vor dem Start ins Jahr 2014 nicht groß. Noch kleiner aber ist der Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Zudem muss sich das Team nach der Amtszeit von Mike Büskens immer noch finden.

Raue See ist Lorenz-Günther Köstner gewohnt. Was den Profifußball anbetrifft. Aus wenig Budget viel Qualität zu zaubern, mit jungen Spielern wie mit Stars umzugehen, notleidende Teams vor dem Abstieg zu retten: Der 62-jährige Franke mit Wohnsitz in Stuttgart hat seine Qualitäten oft unter Beweis gestellt. „Lorenz ist in seinem Element, wenn der Wind von vorn kommt. Und dabei stramm bläst“, sagt Helmut Schulte, neuer Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf, über den neuen Trainer des Fußball-Zweitligisten.

37 Spieler, 20 Nationalitäten

Düsseldorfs neuer Manager, der den am Montag nach 2490 Arbeitstagen in den Vorruhestand verabschiedeten Wolf Werner abgelöst hat, baut vor allem auf die Erfahrung seines Cheftrainers, der wie er, erst seit kurzem in Düsseldorf am Werk ist. Und genau diese Erfahrung wird vonnöten sein, um den Bundesliga-Absteiger im Unterhaus wieder auf Kurs zu bringen. Die Restsaison von 15 Punktspielen startet für die Rothemden am Montagabend in München-Fröttmaning beim TSV 1860. Coach Köstner trifft dann auf einen seiner besten Freunde aus alten Uerdinger Bundesliga-Tagen der Saison 1975/76: „Löwen“-Cheftrainer Friedhelm Funkel.

Die schlingernde Vorrunde mit vielen dürftigen Darbietungen wurde Fortuna-Rückkehrer Mike Büskens Anfang Dezember zum Verhängnis. Was vermutlich nicht nur am Fürther Aufstiegstrainer, sondern sicher auch an der nicht gerade günstig zusammengestellten Mannschaft gelegen haben dürfte. Gleich 20 Nationalitäten vertreten die 37 Kicker, die in Pflicht- und Testspielen für die Zweitliga-Mannschaft in dieser Saison bereits aufgelaufen sind. Nicht gerade ein Kinderspiel, die rechte Kommunikation zu finden. Wenn es denn überhaupt eine gibt.

Hoffnungen ruhen auf Benschop

Bei den Trainingseinheiten gibt Köstner auffällig oft den Alleinunterhalter. Feuert an, meckert lauthals, korrigiert von sanft bis hart, macht die Gymnastik vor. Was ein klares Kontrastprogramm zum eher ruhigen Trainingsstil von Mike Büskens darstellt.

Der Coach alter Prägung soll dem Tabellenzehnten eine klare Ordnung mit auf dem Platz geben. Dem Gegner keine Offensivmöglichkeiten bieten, lautet im bevorzugten 4-4-2-System Köstners die erste Devise – zuletzt gegen den peruanischen Ex-Meister Alianza Lima und den norwegischen Tabellensiebten Odd Grenland ordentlich umgesetzt.

Offensiv ruhen die Hoffnungen auf Torjäger Charlison Benschop (bisher acht Treffer), dem seit Büskens’ Abgang aufblühenden Erwin Hoffer (drei Tore in den letzten drei Spielen 2013) und auf der Augsburger Leihgabe Aristide Bancé. Der frisch vom österreichischen Bundesliga-Siebten Wolfsberg verpflichtete Spielmacher Michael Liendl (28) soll für die nötigen Impulse aus dem Mittelfeld sorgen.

Lambertz will sich zeigen

Den zehnten Tabellenplatz sieht Coach Köstner als gefährlich an. Zwar suggeriert das breite Mittelfeld der Liga noch Aufstiegschancen. Sechs Punkte sind es nur zu Platz drei. Aber auch lediglich vier zum Abstiegsplatz 17. „Wir sollten Demut zeigen und lieber nach hinten schauen“, hebt Köstner nach seinen Eindrücken aus knapp vier Wochen Training hervor.

Zumal die Verletzungssorgen nicht abreißen. Axel Bellinghausen fällt wegen eines Knorpelschadens im Knie länger aus. Mit Außenverteidiger Heinrich Schmidtgal und Defensivspezialist Adam Bodzek kämpfen sich zwei Routiniers nach Verletzungspausen erst zurück ins Team. Auch Andreas Lambertz will sich noch einmal zeigen. Der Kapitän, der mit dem Verein von der viertklassigen Oberliga bis in die Bundesliga geklettert war, steckte zuletzt im Dauertief.