Düsseldorf. Levan Kenias Powackler auf dem Rasen animierten Fortunas Zweitliga-Kicker zur Erfindung eines besonderen Spitznamens. Der Georgier nimmt’s mit Humor – und regt sich lieber über den durchwachsenen Saisonstart und sein angespanntes Verhältnis zu Nationaltrainer Temur Ketsbaia auf.

Wenn Levan Kenia blitzschnell ballführend mit der Hüfte wackelt, wird’s für den Gegenspieler haarig. Wie kürzlich bei der 1:2-Heimniederlage gegen 1860 München, als Yannick Stark Fortunas Sommerneuzugang aus Georgien elfmeterreif im Strafraum zu Boden schickte. Kenias Kollegen haben, ganz Fußballer, gleich den passenden Spitznamen für derlei Spaßerei auserorken.

Nein, nicht Mane Garrincha. Ein Vergleich mit dem nach dem brasilianischen Zaunkönig benannten Wunderkicker hätte Kenia sicher gut zu Gesicht gestanden hätte. Der Fußball-Weltmeister von 1958 und 1962 und Ex-Spieler von Botafogo Rio de Janeiro hatte bei seinen Tempodribblings, weil das linke Bein um sechs Zentimeter kürzer war als das rechte, einen unglaublich tiefen Körperschwerpunkt. Und brachte im Stile einer ständig richtungswechselnden Wühlmaus die Gegner zur Verzweiflung. Garrincha, der 1983 an den Folgen seiner jahrenlangen Alkoholexzesse früh im Alter von 49 Jahren verstarb, war auch ein Perfektionist des Übersteigers.

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Das fußballerische Generationenvorbild aus der Pele-Ära ist heute nur noch in Brasilien präsent. Levan Kenia wird, poppig-modern, schlicht „Shakira“ gerufen. Des vergleichbaren Hüftschwungs wegen, den die 1,57 Meter große kolumbianische Sängerin bei Auftritten zelebriert, als hätte sie schon in der Kindheit nichts anderes vor dem heimischen Spiegel geübt. Und eine Verbindung zum Fußball gibt’s schließlich auch. Die 36-Jährige ist mit Gerard Pique vom FC Barcelona zusammen.

„Ich muss mich viel mehr zeigen“

Kenia nimmt den Shakira-Vergleich mit Humor: „Da gibt es sicher andere Dinge, über die ich mich aufrege.“ Zum Beispiel über den Saisonstart mit nur einem Sieg in vier Pflichtspielen. „Zumindest mein erster Start gegen München war ok. Ich muss mich auf dem Platz allerdings noch viel mehr zeigen“, versichert der 22-jährige Ex-Schalker. Für volle 90 Minuten reichte die Kraft am Freitagabend noch nicht aus. „Ich hatte Muskelkrämpfe und deshalb um die Auswechslung gebeten“, sagt Kenia. Cheftrainer Mike Büskens winkte seinen bis dahin besten Spieler denn auch vom Rasen. Und brachte Stefan Reisinger.

Knapp 70 Minuten hatte Kenia auf seiner Lieblingsposition gespielt, machte den offensiven „Zehner“ hinter Alleinspitze Charlison Benschop. Feine Dribblings, kluge Steilpässe für Torabschlüsse, Tempospiel – Kenia deutete seine spielerische Klasse mehr als nur an. Das Defensivverhalten dürfte eine Komponente sein, die es zu verbessern gilt. „Stimmt!“ bekräftigt Kenia, „Aber wenn wir viel und oft den Ball haben, müssen wir weniger verteidigen.“ Klingt logisch.

Neben dem mäßigen Saisonstart bedrückt den Neu-Düsseldorfer, der in dieser Woche mit der kompletten Familie ein schickes Haus in Meerbusch bezogen hat, das angespannte Verhältnis zu Temur Ketsbaia. Der Nationaltrainer und Levan Kenia liegen nicht auf einer Wellenlänge. „Das Nationalteam ist mein Herz. Dass ich dort nicht so oft spielen darf, ist eine schwierige Situation“, betont der Offensivkicker. Zum Mittwochstest in Kasachstan (0:1 verloren) war Kenia nicht eingeladen worden.

Oman und Äquatorial Guinea

Der letzte seiner nur fünf Einsätze unter dem ehemaligen Trainer von Olympiakos Piräus war am 22. März. „Ich war fit, musste aber auf die Bank. Dabei hätte ich dem Team sicher gut helfen können“, erinnert sich Kenia an das WM-Qualifikationsspiel im Pariser Stade de France, das vor 71 147 Zuschauern mit 1:3 verlorenging. Spielerische Klasse hätten die Georgier bitter nötig. Die einstige russische Republik hängt in der FIFA-Weltrangliste auf Rang 97 fest. Zwischen dem Oman und Äquatorial Guinea. Mit guten Leistungen bei der Fortuna kann sich Kenia weiter empfehlen. Und wenn dabei der Hüftschwung a la Shakira hilft, ist ihm das nur recht.