Düsseldorf. Bei der 1:2-Heimniederlage gegen den TSV 1860 München drückte bei Fußball-Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf der Schuh vorn und hinten. „Der Schmerz treibt uns an, weiterzuarbeiten!“, sagte Trainer Mike Büskens. Für Tobias Levels war der Spieltag ein besonders emotionaler.
Einen bemerkenswerten Satz gab Fortunas Cheftrainer Mike Büskens am Freitagabend nach der bitteren 1:2-Heimpleite gegen 1860 München zu Protokoll: „Der Schmerz treibt uns an, weiterzuarbeiten!“ Damit war in erster Linie die Tatsache gemeint, einen enormen (Lauf-)Aufwand gegen einen der Mitaufstiegskonkurrenten betrieben zu haben. Um am Ende mit leerem Punktesack heimzugehen.
Natürlich reduzierte Büskens seine Sicht der Dinge erst einmal aufs Offensichtliche: „Fußball ist ein Fehlervermeidungsspiel. Wir haben einen Fehler zu viel gemacht und sind gnadenlos bestraft worden.“ Damit waren nicht die ungezählten, aber bislang nach außen kritiklos hingenommenen Ballverluste der Kollegen Bellinghausen, Bolly oder Lambertz gemeint. Nein, es ging um den einen Fehler. Trotzdem war’s viel zu billig, allein Abwehrchef Tobias Levels das 1:2 des kurz zuvor eingewechselten und natürlich noch bein-frischen Kroaten Tomasov in die Schuhe zu schieben. Was Büskens dann auch nicht tat.
Einige Zuschauer unter den fast 35 000 in der Arena sahen das anders. Und pfiffen den Ex-Gladbacher Levels ab Spielminute 78 bei jeder Ballberührung aus. Das war selbst für den sich sonst so zielstrebigen, nach außen gefestigt wirkenden Abwehrspieler zu viel der ungerechtfertigten Häme. Zumal der Innenverteidiger bis dahin ein tadelloses Match hingelegt hatte. Levels hatte exakt hundertmal den Ball am Schuh. Was vor Defensivkollege Dustin Bomheuer (93) und „Löwe“ Guillermo Vallori (68) absoluter Spitzenwert des Abends war.
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Doch am Freitag sahen einige Besucher nur den Unglückswurm vom Niederrhein-Konkurrenten mit dem weiß-grünen Dress. Nach dem Elfmeterfoul nebst Roter Karte und 0:1-Pokal-K.-o.-Tor in letzter Spielminute in Gütersloh schlug Levels’ zweiter Fehler binnen fünf Tagen abermals kräftig ins Kontor. Dabei hatten es in beiden Partien die Offensivkollegen zuvor versäumt, für klare, erfolgreiche Verhältnisse zu sorgen. Dass es wieder nur ein Elfmetertor gegeben, dass der Vorwärtsgang trotz einiger guter Torchancen nicht zum Ziel geführt hatte, dies war am Freitag für viele allenfalls ein Randthema.
Levels mit Sprechchören aufgebaut
Auch wenn Tobias Levels am Ende von der Fortuna-Fankurve aufbauend mit Sprechchören gefeiert wurde: 2013, das immerhin noch viereinhalb Monate andauert, wird der Blondschopf nicht als Schokoladenjahr in Erinnerung behalten. Mit dem festen Vertrag im Sommer 2012 nach einer Leihsaison schien der Ex-Gladbacher die Raute gestrichen und das Fortuna-F95 im Herzen verankert zu haben. „Für mich war es enorm wichtig zu wissen, dass ich fest zum Verein gehöre“, hatte Levels noch im NRZ-Januar-Interview im Trainingslager in Marbella/Spanien versichert. Und blickte voller Enthusiasmus der Bundesliga-Rückrunde entgegen.
Das Ergebnis ist bekannt. Ein schwacher Heimauftritt gegen Augsburg sorgte für acht Spiele Bankpause. Schon beim folgenschweren 2:3 gegen den FCA Mitte Januar hatte sich hör- und spürbarer Unmut beim Fortuna-Publikum gegen Levels geregt. Cheftrainer Norbert Meier nahm den Außenverteidiger für Wochen aus dem Rennen. Es folgten für Levels nur noch eine ordentliche Halbzeit gegen Leverkusen (1:4). Dann drei wenig überzeugende Auftritte in Hamburg (1:2), in Frankfurt (1:3) und gegen Nürnberg (1:2).
Latka Montag wieder spielfähig?
Mit dem Bundesliga-Abstieg sollte ein sportlicher Schluss-Strich gezogen werden. Neue Liga, neues Leben, neuer Trainer, neue Chance. Levels präsentierte sich in der Vorbereitung auf der Nordseeinsel Borkum, in Spiez/Schweiz und in Düsseldorf dynamisch, kämpferisch, selbstbewusst. Entschied den Zweikampf mit Leon Balogun um die rechte Außenverteidigerposition zunächst knapp für sich. Um dann den verletzten Martin Latka im Abwehrzentrum zu ersetzen. In Köln beim 1:1 sehr gut, gegen Wiedenbrück im Pokal bis zur verunglückten Kopfballrückgabe in der 90. Minute ebenfalls ohne Fehl und Tadel. Und gegen 1860 München stand Levels im NRZ-Formbarometer auf „stark“ – bis zur 78. Spielminute.
Man darf gespannt sein, ob Coach Büskens seinem Innenverteidiger auch nächsten Montag bei Union Berlin das Vertrauen schenkt. Dem Vernehmen nach könnte sich Martin Latka nach überstandener Oberschenkelblessur wieder spielfähig melden. Auch Adam Bodzek ist als Innenverteidiger zu gebrauchen. Und Bruno Soares brennt auf sein Pflichtspieldebüt für die Fortuna.
Ramirez humpelt - Bokila ein Thema
RAMIREZ: Nach der 1:2-Niederlage gegen 1860 München humpelte Außenverteidiger Cristian Ramirez, gestützt auf Mannschaftsarzt Dr. Alois Teuber, in die Kabine. Der 19-jährige Ecuadorianer hatte arge muskuläre Probleme, sollte aber am Montag beim Training (9.30 Uhr und 15 Uhr) wieder mitmischen können.
BOKILA: Eine Verpflichtung des Kongo-Niederländers Jeremy Bokila ist für Fortunas Sportvorstand Wolf Werner noch aktuell. „Wir haken das Thema nicht voreilig ab. Doch der Spieler muss klären, bei wem er unter Vertrag steht.“ Der belgische Erstligist SV Zulte Waregem und die Rumänen von Petrolul Ploiesti proklamieren für sich, den Torjäger unter Vertrag zu haben.