Düsseldorf/Spiez. Fortuna Düsseldorfs tschechischer Innenverteidiger Martin Latka hat die Abstiegssaison abgehakt. Auch wenn für den bulligen Abwehrmann dadurch eine WM-Teilnahme im kommenden Jahr in Brasilien in weite Ferne gerückt ist. Die Saison 2013/2014 wird Latkas erste in der zweiten Liga.

Martin Latka möchte am liebsten die Zeit zurückdrehen. Den Abstiegsmonat Mai, den Fortunas bulliger Innenverteidiger wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel als Zuschauer miterleben musste, den müsste man noch einmal durchspielen können. Natürlich liegt Bedauern in der Stimme des Tschechen, wenn er an den bitteren Fußball-Bundesliga-Abstieg in den letzten zehn Minuten der Saison denkt. Doch Latka ist auch Realist: „Die Konkurrenten wollten die Rettung mehr als wir. Uns fehlte am Ende die Energie und das Selbstvertrauen. Der Druck wurde immer größer. Warum das alles? Wenn es jemand gewusst hätte, hätten wir uns sicher gerettet.“

Latka macht zähneknirschend einen Haken hinter die Spielzeit 2012/13. Für den Nationalspieler hat die nicht für möglich gehaltene, aber in seinem Vertrag schriftlich fixierte Zweitliga-Reise vermutlich Auswirkungen aufs nächste Jahr. Der Traum von einem WM-Start mit Tschechien in Rio de Janeiro, Sao Paulo oder Porto Alegre löst sich gerade auf wie Speiseeis im Wüstensand. Glaubt Latka jedenfalls.

Seit 2002 immer erstklassig

„Bei einer Weltmeisterschaft in Brasilien dabei zu sein – einen größeren Traum gibt es für einen Fußballer nicht. Es würde allerdings sehr schwer werden, mich über die zweite Liga für einen Kaderplatz zu empfehlen“, schätzt Latka die Situation ein. Und spricht dabei trotz der Nominierung Anfang Juni für das Aufgebot, die für ihn trotz seines fortgeschrittenen Alters die erste war, lieber im Konjunktiv. Die hinter Italien platzierten Tschechen müssten schließlich erst einmal Vorrundenrang zwei gegen Bulgarien und Dänemark verteidigen. Und dann die Qualifikation in zwei Entscheidungsspielen überstehen.

Die seit Wochen latent in den Raum gestellte Frage, ob der Januar-Neuzugang tatsächlich seinen Vertrag bei Fortuna erfüllen wird, führt eher ins Leere. „Martin ist einer unserer Teamleader“, bekräftigte Sportvorstand Wolf Werner am Rande des Trainingslagers in Spiez. Blies dabei die Backen auf. Heißt eigentlich: Diskussion zwecklos! Werner ist das Thema lästig.

Latka auch. Und dennoch kann der Tscheche seine Unzufriedenheit nicht verbergen. Auch wenn die deutsche zweite Liga neben der englischen Premiership als qualitativ bestes „Unterhaus“ des Planeten gilt.

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Seit 2002 kickte der am Ball erstaunlich sichere Abwehrschrank stets erstklassig. Für SK Ceske Budejovice als 18-Jähriger sogar noch im Angriff. „Marco van Basten war mein Vorbild“, erinnert Latka an den niederländischen Torjäger. Der war ähnlich dynamisch. Aber deutlich leichtfüßiger als der 1,93 Meter große Glatzkopf.

Latka sammelte Erfahrungen in der Premier League

2006 hat Latka sogar in der Premier League die Rückrunde bestritten. Als Prager Leihkicker bei Birmingham City. Unter Cheftrainer Steve Bruce. Es reicht, die „Blues“ anzusprechen, um Latkas Augen leuchten zu sehen: „England war eine großartige Erfahrung. Und eine andere Fußball-Welt. Die Arbeitseinstellung der Profis, den ganzen Tag zu trainieren, sich mit dem Klub und der Liga intensiv zu befassen, hat mir imponiert.“ Auftritte beim FC Liverpool in Anfield und bei Manchester United in Old Trafford gab es obendrauf. Durchsetzen konnte sich der Tscheche aber nicht.

Im Mailänder San Siro würde Latka auch mal gern auflaufen. Für Internationale hat er früher geschwärmt. Doch auch der blau-schwarze Traum dürfte keiner mehr sein. Aus Altersgründen.

Jetzt heißt es Aue statt Anfield. Und Ingolstadt statt Inter. Also: Zähne zusammenbeißen! Latka sieht’s genauso: „Es ist mein Job, immer hundert Prozent zu geben. Dafür werde ich bezahlt.