Borkum.

Nein, Borkums Inselsportplatz ist nicht gemeint. Das Länderspieldebüt für die Elfenbeinküste gab der gebürtige Osloer mit ivorischen Wurzeln väterlicherseits vor 17 Tagen. Im Independence Stadium zu Bakau im westafrikanischen Ministaat Gambia ging es in der WM-Qualifikation auf einen trockenen Acker mit Schlaglöchern. Der zweimalige Weltmeisterschaftsstarter gewann trotzdem locker mit 3:0.

Schwere Entscheidung

„Ich habe eine gute zweite Halbzeit hingelegt. Hat auch der Trainer später gesagt“, berichtete Bolly gestern am Rande des Borkumer Trainingslagers. Acht Tage später beim 4:2 in Daressalam gegen Tansania durfte Bolly nicht ran. „Die hatten da ein exzellentes Spielfeld, genau das richtige für mich.“

Der französische Nationaltrainer Sabri Lamouchi baut derzeit eine erneuerte Ivorer-Mannschaft auf. Der ausgemusterte Volksheld Didier Drogba (Galatasaray Istanbul) erhielt ebenso wenig eine Einladung wie Kolo Touré (Manchester City). Stattdessen rutschte einer wie Mathis Bolly in den Kader. Neben Offensivgrößen wie Salomon Kalou (OSC Lille), Gervinho (FC Arsenal) oder Lacina Traore (Anzhi Makhatchkala/Russland). Aus der Bundesliga waren Artur Boka (VfB Stuttgart) und Didier Ya Konan (Hannover 96) dabei.

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Bolly entschied sich im Mai für seinen langgehegten Traum – auch wenn er schon für die Junioren-Nationalmannschaft Norwegens aktiv war. „Ich sollte eigentlich zur U-21-EM mit nach Israel. War eine schwere Entscheidung, da abzusagen.“ Zumal sich die Fjordmänner im Gegensatz zur deutschen Auswahl bis ins Halbfinale gesiegt hatten.

Bolly atmete stattdessen afrikanische Fußball-Luft: „Die Fans sind laut, trommeln, stehen das komplette Spiel: Die Atmosphäre ist im Vergleich mit Europa speziell.“ Man sieht förmlich die Begeisterung in den Augen von Fortunas Wintertransfer von Lillestrøm SK blitzen.

Abstieg hat WM-Chancen verschlechtet

Doch der Blick auf die aktuelle rot-weiße Situation kann Bolly kaum befriedigen: „Der Abstieg hat meine WM-Chancen sicher nicht verbessert.“ Da tröstet es wenig, dass Deutschland gemeinsam mit der englischen Championship die beste zweite Liga des Planeten stellt. Coach Lamouchi teilt zumindest letztere Wertschätzung. Glaubt jedenfalls Bolly.

Der Franzose hatte seinen Debütanten in der Bundesliga-Rückrunde dreimal live unter die Lupe genommen: gegen Mainz (1:1), gegen Leverkusen (1:4) und in Hannover (0:3). Das ausführliche Bild rundeten Videos von anderen Spielen ab. Auch Bollys Treffer in München (2:3) und in Wolfsburg (1:1) waren darunter.

Der (erste) Afrika-Einsatz stutzte Bollys Sommererholung arg zusammen. Mehr als eine Woche Heimaturlaub in Norwegen war für den Fortunen nicht drin. „Macht aber nichts! Ich habe in der Rückrunde wegen meiner beiden Verletzungen ja nicht so viel gespielt. Ich spüre jetzt zwar keine Schmerzen mehr, muss aber auf meine Muskulatur aufpassen. Ich will schließlich wieder viel mehr spielen. Da habe ich höchstens ein mentales Defizit, kein körperliches.“

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Nach dem Trainingscamp im Januar in Marbella war Bolly wegen „muskulärer Ermüdung“ sechs Wochen ausgefallen, nach dem 0:3 in Hoffenheim nach einem Faserriss im Oberschenkel noch einmal viereinhalb Wochen.

Was von Mathis Bolly und der Fortuna in der kommenden Saison zu erwarten ist? „Wir haben eine gute Qualität an Spielern im Kader und sollten vorn dabei sein. Ich mache jetzt hier aber keine voreiligen Versprechen. Mein Ziel ist es, mehr Tore zu schießen als im Vorjahr. Und auch mehr zu spielen.“ Ob’s in der Spitze oder, aus Bollys Sicht eigentlich bevorzugt, auf der rechten Mittelfeldposition sein wird? Da hat Coach Büskens das letzte Wort.