Warschau. . Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo steht im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Im ersten Viertelfinale in Warschau gewann der Vize-Europameister von 2004 hochverdient 1:0 (0:0) gegen Tschechien.
Eine Viertelstunde gaben die Zuschauer diesem ersten EM-Viertelfinale zwischen Tschechien und Portugal, dann hatten sie ihr Urteil gefällt. Das Publikum begann sich nach den Polen zu sehnen, viel zu furchtsam, ja geradezu verunsichert agierten die beiden Mannschaften zu Beginn dieser Partie, die die Portugiesen dann aber aufgrund einer deutlich besseren zweiten Hälfte verdient mit 1:0 (0:0) gewannen. Knapp 15 Minuten waren also gespielt, dann stimmte die Arena erst leise, dann immer lauter den Schachtruf aus jenen schönen Tagen an, als Polen noch mitspielen durfte bei dieser EM. „Polska, bialo-czerwony!“ – Polen, weiß und rot, sangen die Leute, und sie hatten Recht: Der Gastgeber hatte in seinem Partien eindeutig mehr zu bieten gehabt, als die Tschechen, die ja gewissermaßen statt der Polen im Viertelfinale standen.
Mutlosigkeit und eine ganz seltsame Lethargie bei Portugal
Und zu allem Überfluss waren in der ersten Hälfte auch die Portugiesen erschreckend schlecht. Es gab es kaum einmal einen klaren Spielzug, die Partie war geprägt von Ungenauigkeiten, Mutlosigkeit und einer ganz seltsamen Lethargie. Tschechien scheute jedes Risiko, während Portugal sich ganz und gar auf seine gefährlichste Waffe zu verlassen schienen: Cristiano Ronaldo, der am Ende tatsächlich zum Helden des Abends wurde und as entscheidende Tor erzielte (79.). Und er war es auch, der die beiden einzigen Höhepunkte dieser ersten Halbzeit produzierte. Erst setzte der Weltstar einen hübschen Fallrückzieher kapp am Tor vorbei (33.) und in der Nachspielzeit der ersten Hälfte verlud er den Leverkusener Michal Kadlec uns setzte den Ball an den kurzen Pfosten.
Aber auch die Tatsache, dass ein Treffer der Attraktivität der Partie sicher zuträglich gewesen wäre, bescherte Ronaldo keine Sympathien. Die tschechische Ecke und die Polen pfiffen bei jedem Ballkontakt, der 27-Jährige steht ja immer besonders im Blickpunkt, wenn er irgendwo auf dieser Welt Fußball spielt. Während dieser Europameisterschaft geht es für den Portugiesen auch darum, zu beweisen, dass er, über die Fähigkeit verfügt, ein Turnier zu prägen. Bei der WM in Südafrika hat er enttäuscht, und in den ersten beiden Partien des laufenden Turniers, ist ihm die Anspannung deutlich anzumerken gewesen. Erst am Ende der Vorrunde hat er dann mit zwei Toren einen Glanzpunkt gesetzt. Und jetzt war er der entscheidende Mann.
Aber auf das Publikum in Warschau wirkte er fremd, es waren Welten die hier aufeinander trafen. Auf der einen Seite die Spieler von Michal Bilek, von denen sich einige seit vielen Tagen nicht rasiert haben. „Furchteinflößend“ wollten sie aussehen wollten, wie der an der Achillessehne verletzte Tomas Rosicky vor der Partie gesagt hatte. Und auf der anderen Seite die Portugiesen mit Ronaldo, diesem Individualisten, der die zweite Hälfte des Aufwärmens damit verbrachte, für sich alleine Freistöße zu üben. Ein Fußballer, der sich in der Halbzeit vor den Spiegel stellt, um seine Frisur frisch zu legen. Die Polen fühlten sich den Tschechen eindeutig verbundener.
Gebre Selassie verlor Ronaldo aus den Augen
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Aber die Freistoßübungen hätten sich in der 50. Minute beinnahe ausgezahlt. 30 Meter hatte der Ball vor dem Tor gelegen, Ronaldo traf den Pfosten. Die Portugiesen waren nun deutlich besser, schon kurz nach der Pause hatte der für den verletzten Helder Postiga eingewechselte Hugo Almeida eine gute Kopfballchance gehabt (47.), Portugal machte nun richtig Druck, es gab gefährliche Fernschüse von Mereiles (57.) unn Joao Moutinho (64.), aber auch weiterhin viel Leerlauf.
Und von den Tschechen war nun gar nichts mehr zu sehen, in der Arena herrschte in einigen Phasen eine Atmosphäre wie in einer Bahnhofshalle, und kam die 79 Minute, die dieses Spiel entschied. Moutinho schlug eine wunderbare Flanke, Theodor Gebre Selassie verlor Ronaldo aus den Augen, der zur völlig verdienten Führung einköpfte, und weil den Tschechen überhaupt nichts einfiel, ergab sich noch nicht einmal mehr eine wirklich spannende Schlussphase. Portugal steht im Viertelfinale, aber ein großer Fußballabend ist das wahrlich nicht gewesen.