Lwiw. Portugals Star Ronaldo hadert nach der Auftaktniederlage gegen Deutschland. Nach der knappen Niederlage gegen Deutschland hatte er sich wutentbrannt die Kapitänsbinde vom Arm gerissen und das Stück Stoff mit voller Wucht in Richtung Bank gepfeffert.
Vor lauter Enttäuschung hätte Cristiano Ronaldo nach dem 0:1 gegen Deutschland beinahe noch einen riesigen Fehler begangen. Nach der knappen Niederlage zum Auftakt der EM hatte sich der Star der portugiesischen Nationalmannschaft am Samstagabend wutentbrannt die Kapitänsbinde vom Arm gerissen und das Stück Stoff mit voller Wucht in Richtung Bank gepfeffert. Und nun hätte er fast auch noch seinem Trainer Paulo Bento den Handschlag verweigert. Der hielt seine Hand zum Abklatschen hin - Ronaldo bemerkte es gerade noch rechtzeitig und berührte schließlich doch noch zaghaft die Hand seines Trainers.
Doch der Schmerz saß weiter tief beim 27-Jährigen. Ronaldo trottete mit verzerrtem Gesichtsausdruck vom Platz, wie ein beleidigtes Kind, das man beim Spielen nicht hatte gewinnen lassen. Die Deutschen waren es, die ihn nicht hatten gewinnen lassen, wieder einmal nicht, wie schon bei der Weltmeisterschaft 2006 im Spiel um Platz drei (1:3) und auch wie im Viertelfinale bei der EM zwei Jahre später (2:3). Dabei waren er und seine Teamkollegen dieses Mal nah dran.
"Der portugiesische Fado ist wieder da", titelte die Zeitung "O Jogo" in Anspielung auf die melancholische Nationalmusik der Iberer, und die größte Sporttageszeitung des Landes, "A Bola", stellte ganz nüchtern fest: "Portugal verschenkt den Sieg zum EM-Auftakt" - und auch Ronaldo befand, dass die Partie den falschen Sieger hervorgebracht hatte. "Wir waren besser als die Deutschen", sagte der er. Trainer Bento haderte: "Wir hatten enorm viel Pech. Gerade in der ersten Halbzeit waren wir besser als die Deutschen."
"Das ist schon sehr unglücklich"
Gleich mehrere Portugiesen hatten die Chance, Ronaldo und sich selbst glücklich zu machen. Zum Beispiel der eingewechselte Silvestre Varela, hätte er kurz vor Schluss nur alleine vor dem Tor statt der Brust von Deutschlands Keeper Manuel Neuer ins Tor getroffen. Oder der harte Abwehrspieler Pepe, dessen erstaunlich gefühlvoller Schuss in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit von der Unterkante der Latte nur auf und nicht hinter die Linie prallte. Eine Flanke von Nani landete ebenfalls an der Querstange. Und schließlich scheiterte Ronaldo selbst, als sein Schuss von seinem Bewacher Jerome Boateng mit vollem Einsatz vom Tor weggelenkt wurde.
"Zwei Bälle an die Latte, das ist schon sehr unglücklich", sagte Ronaldo. Während des Spiels hatte der teuerste Fußballer der Welt nicht nur mit dem Pech beim Torabschluss, sondern auch mit sich und seinen Teamkollegen gehadert. Ein abfällige Handbewegung nach dem missglückten Zuspiel eines Mitspielers, ein Kopfschütteln nach einer aus seiner Sicht falschen Entscheidung eines Teamkollegen - Ronaldo ist der besondere Faktor im portugiesischen Spiel, im positiven wie im negativen Sinn. "Ich hätte gerne öfter den Ball bekommen, aber es war einfach nicht möglich", sagte Ronaldo. Denn das ließ die diesmal starke deutsche Abwehr nicht zu.
Ronaldo erinnert an 2004: "Wo standen wir am Ende?"
Trotz der Niederlage wähnen sich die Iberer vor dem nun schon vorentscheidenden Spiel gegen Dänemark auf dem richtigen Weg. "Nur das Ergebnis enttäuscht uns, aber nicht die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind", sagte Ronaldo. "Wir müssen einfach so weiterspielen", sagte auch Bento beinahe trotzig.
Spieler und Trainer waren vor dem Turnier wegen der schwachen Testspielauftritte in der Heimat heftig gescholten worden. Nun empfahl Ronaldo seinen Landsleuten einen Blick in die Vergangenheit. "Wir sollten uns an die EM 2004 erinnern. Damals waren wir auch mit einer Niederlage gestartet, und wo standen wir am Ende?" Im Finale gegen Griechenland. Aber auch da waren sie am Ende die Verlierer. (dapd)