Den Haag/Domburg. . Am Mittwoch treffen die Niederlande bei der EM 2012 auf Deutschland. In Holland bereitet man sich auf das Spiel der Spiele vor: Einheimische wie Touristen aus dem Revier. Ein Besuch im Nachbarland vor der entscheidenden Begegnung.

Bevor es überhaupt los ging, hatten die Holländer schon wieder gewonnen. Das haben sie gemeinsam mit ihren „Oosterburen“, den Nachbarn im Osten, die mindestens im Fußball noch immer ihre Erzrivalen sind: dicke Hose, große Klappe und eine Portion Siegessicherheit, die Pessimisten für gewöhnlich das Fürchten lehrt. „Sie sind unsere erste Beute“, titelte der „Telegraaf“ über den Auftaktgegner aus Dänemark und zeigte einen Zähne fletschenden holländischen Löwen. Denn schon vor dem Start der Europameisterschaft hatten die Niederländer beglückt registriert: Oranje erreicht das Finale.

So hatte ein amerikanischer PC-Spiele-Hersteller die Sache simuliert. Und dann kam es, wie es so oft kommt: Der „Elftal“ rutschte das Löwenherz in besagte dicke Hose, die Dänen zogen dem Löwen die Zähne – und selbstverständlich hat „die Manschaft“ (gern mit einem N) ihre Auftaktpartie gewonnen. Nicht zwingend, nicht schön, aber deutsch. Es wurde still im Land.

Schockstarre lähmt das Land

Und blieb still. Eine Schockstarre lähmt die Niederlande, auch am Tag vor dem Spiel der Spiele noch. Schweigend hängen die orangefarbenen Fähnchen im Wind, unberührt liegen viele „EK“-Artikel in den Läden – denn natürlich ist alles orange im Nachbarland, was in Deutschland schwarz-rot-gold ist.

Der Preis für ein Ticket für das Spiel gegen Deutschland in der Ukraine sank zu Wochenbeginn rasant. „Wegen enttäuschenden Ergebnisses“, schrieb ein Fan im Internet. „Kaarten Nederland-Duitsland te koop.“ Einem Kellner in Zeeland fiel nicht einmal eine schnelle Antwort ein auf die Frage, ob seine Kneipe heute das Spiel zeige. „Wie bitte? Äh, ja, wir machen den Fernseher an. Ihr könnt aber auch kommen.“ Ihr, das sind die Deutschen, die an der Küste gerade Urlaub machen, und sie sind viele. Sie versuchen freundlich zu sein, sie haben ihre Autos nicht beflaggt, sie reden nicht über Fußball, und die fünfjährige Maya, mit den Großeltern aus Dortmund auf Urlaub an der See, wird sich am Spieltag in den Farben beider Flaggen schminken. „Holland auf die Backe, Deutschland auf die Stirn, sonst ist das nicht nett.“ Nett ist, wenn im Strandlokal der Ober zum deutschen Gast sagt: „Mittwochabend wird’s gefährlich.“ Und der Tourist höflich sagt: „Ja, für beide.“

Es gibt Löw und Löwe

Aber Holland hofft noch. Hat nicht bei der EM 1988, als die Niederlande zum ersten und einzigen Mal einen internationalen Titel holten, die „Elftal“ auch das erste Spiel verloren? ,,Oranje“, sagt Bondscoach Bert van Marwijk trotzig, „kann Deutschland besiegen. Das haben wir schon bewiesen.“

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Aber just diesem Bert van Marwijk trauen die eigenen Landsleute nicht allzu viel zu. In einer Umfrage fordern 95 Prozent den vollen Einsatz des Schalkers Klaas-Jan Huntelaar. „Zu stur“ aber sei der Trainer, um das einzig Richtige zu tun, glaubt die Mehrheit. Andererseits: Sind sie nicht selbst schon fast so deutsch wie Deutschland, mit all diesen Spielern, die in der Bundesliga spielten, es noch tun? Mit Robben, van Bommel, van der Vaart – und eben Huntelaar?

Außerdem, wie man hört, musste fast die ganze Mannschaft, also ihr bayerischer Teil, nach dem verlorenen Champions-League-Finale doch auf die Couch. Hat nicht Robben gesagt, der es wissen muss, nach einem Sieg gegen Deutschland könnte es doch noch weitergehen für Holland bei der EM? Und war das schließlich nicht immer so in den letzten Jahren: schlecht gestartet, immer weiter gekommen?

Der „Telegraaf“ jedenfalls, meist gelesene Tageszeitung im Nachbarland, schickte sein Nationaltier vor: Auf der Titelseite verspeist es genüsslich einen Fußballer, dass es ein deutscher ist, ist an den schwarz-weißen Socken zu erkennen. „Es gibt Löw“, steht darunter, „und Löwe.“ Ein neues Opfer.

Darunter berichtet das Blatt über eine deutsche Familie, die für Oranje jubelt. Irgendjemand muss ja noch an die Holländer glauben! Die Spielsimulation aus Amerika lässt Holland ja weiterkommen. Im Finale allerdings – verliert es. Gegen Deutschland.

Public-Viewing

Menden - Public-Viewing zur Fußball EM 2012 unterm Zeltdach Deutschland gegen PortugalFoto: Martina Dinslage
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