Deggendorf. . Immer Ärger mit Yvonne! Nachdem die Kuh Bayern monatelang mit ihrer Flucht in Atem hielt, betätigt sie sich nun als EM-Orakel - und tippt prompt auf die falsche Mannschaft. Deutschland soll sein EM-Auftaktspiel am Samstag gegen Portugal verlieren, orakelt das rebellische Rindvieh.

Yvonne zögert keine Sekunde. Als das Gatter geöffnet wird, trabt Deutschlands berühmteste Kuh zielstrebig über die Weide, lässt den Futtertrog mit den deutschen Nationalfarben links liegen und steuert stattdessen den Trog mit den portugiesischen Farben an. Auch die erschrockenen „Halt! Halt!“-Rufe der vielen Schaulustigen am Weidezaun können Kuh Yvonne nicht stoppen. Das EM-Orakel hat gesprochen: Deutschland soll sein EM-Auftaktspiel am Samstag gegen Portugal verlieren.

Die durch ihre spektakuläre Flucht berühmt gewordene Kuh wurde am Freitagmorgen in ihrem niederbayerischen Tierasyl erstmals als EM-Orakel eingesetzt. Dabei durfte Yvonne zwischen zwei mit Nationalflaggen verzierten Futtertrögen wählen. Die Aktion auf dem Gnadenhof Gut Aiderbichl bei Deggendorf war eine Idee des Radiosenders Bayern 3. Der Sender hatte schon seit den frühen Morgenstunden live aus dem wolkenverhangenen bayerischen Vorwald von den Vorbereitungen berichtet.

Entsprechend geknickt war Moderator Bernhard „Fleischi“ Fleischmann nach dem eindeutigen Orakelspruch. „Sagen wir es mal so: Einen guten Start hat die Yvonne nicht gehabt.“ Dennoch werde der Sender an seinem Fahrplan für die Europameisterschaften festhalten: Yvonne soll in den kommenden Wochen alle deutschen EM-Spiele vorhersagen.

Kuh Yvonne war im Mai 2011 in Oberbayern ausgerissen und hatte mit einer anschließenden, dreimonatigen Flucht durch die Wälder international für Schlagzeilen gesorgt. Heute lebt Yvonne auf dem Gnadenhof der österreichisch-bayerischen Tierschutzorganisation „Gut Aiderbichl“.

Tierschützer verteidigen den Medienrummel

Der erste Auftritt der berühmten Kuh als EM-Orakel hatte am Freitagmorgen zahlreiche Journalisten und Kamerateams nach Niederbayern gelockt. Auch der Gründer von Gut Aiderbichl, der österreichische Tierschützer Michael Aufhauser, war gekommen und verteidigte den Medienrummel: „Wir haben hier ideelle Ziele.“ Yvonne könne mit ihrer Popularität die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Not anderer Tiere lenken, die sonst weniger beachtet würden.

Dass Yvonne über einen besonderen Fußball-Sachverstand verfügt, glaubt Aufhauser natürlich nicht: „Ich bin mir sicher, sie hat heute Morgen nicht an Fußball gedacht, sondern nur an das Kraftfutter in den Trögen.“

Allerdings könne er für die absolute Objektivität des Tieres garantieren, sagt Aufhauser. Gut Aiderbichl verpflichte sich in seinen Statuen, Tiere niemals zu dressieren. Insofern habe Yvonne bei der Auswahl des „portugiesischen“ Futtertrogs in jedem Fall intuitiv gehandelt.

Bulldogge Xaver setzt auf Deutschland

Im Übrigen rät Aufhauser allen Fans der Nationalmannschaft, sich vom ersten Orakelspruch auf Gut Aiderbichl nicht die Laune verderben zu lassen: „Yvonne hat ja nicht vorhergesagt, dass Deutschland nicht Europameister wird.“

Wenn es nach dem Bayerischen Rundfunk geht, besteht für die deutsche Nationalmannschaft sogar auch im Auftaktspiel noch Hoffnung. Für den Sender Bayern 1 war am Freitagmorgen nämlich Mini-Bulldogge „Xaver“ als weiteres Tierorakel im Einsatz. Der biss in eine „deutsche“ Wurst und setzte damit nach Angaben des Senders auf einen Sieg über Portugal. (dapd)