Stuttgart. . Borussia Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang befindet sich derzeit in erstaunlicher Frühform. Der Gabuner schoss seinen Klub beim 4:1-Sieg gegen den Drittligisten Stuttgarter Kickers in die zweite Runde des DFB-Pokals - und dachte anschließend an seinen kürzlich verstorbenen Opa.

Der Abschied geriet zum Sinnbild. Der Bus mit der wertvollen Dortmunder Fußballer-Fracht wollte gerade durch einen kleinen Tunnel vor dem Stuttgarter WM-Stadion entschwinden, als er Zentimeter vor dem Unglück noch aufgehalten wurde. Das monströse Gefährt drohte mit dem Dach am Beton hängen zu bleiben, setzte daher einige hundert Meter zurück und verließ den Schauplatz der ersten DFB-Pokalrunde auf anderem Wege ebenso störungsfrei wie die Herren, die sich im Innern des Busses befanden und zuvor größerem sportlichen Schaden ebenfalls nur relativ knapp entgangen waren.

4:1 hatte der deutsche Fußball-Vizemeister mit Namen Borussia den Drittligisten Stuttgarter Kickers im Stadion von dessen großen Nachbarn VfB bezwungen, „dramatisch zu hoch“, wie BVB-Trainer Klopp urteilte, weil der mutige Außenseiter vor und nach der Halbzeitpause den Favoriten bedenklich ins Wanken brachte, dieser aber seine Chancen besser nutzte. Vor allem einer: Pierre-Emerick Aubameyang. In der heikelsten Phase traf er zum 2:0, vertrieb die leisen Zweifel am Weiterkommen mit dem 3:1 und bereitete das 4:1 durch Adrian Ramos gekonnt vor. Der schnelle Gabuner ist derzeit aus dem Sturm, aus dem Robert Lewandowski verschwand und für den der Italiener Ciro Immobile geholt wurde, nicht wegzudenken. Zu zuverlässig trifft er.

Torgefahr nachgewiesen

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Schon in der vergangenen Saison wies Aubameyang mit 16 Pflichtspiel-Treffern exorbitante Torgefahr nach, doch im kollektiven schwarz-gelben Defensiv-Betrieb wurde er mitunter als Sicherheitsrisiko eingestuft - und daher in der zweiten Hälfte der Saison nur noch sporadisch eingesetzt. „Ich habe im vergangenen Jahr zwei, drei Sätze über sein Defensivverhalten gesagt, was dazu führte, dass er medial den ganzen Sommer auf dem Transfermarkt erschienen ist. Aber: Er wollte nie weg. Und wir wollten ihn nie abgeben“, macht Klopp nun klar.

Aber Fakt ist auch: Nach diesem Sommer hat Klopp einen anderen Aubameyang zurückbekommen. Während so mancher Kollege seine Kräfte bei der WM in Brasilien ließ, konnte der 25-Jährige regenerieren und sich auf die Saison vorbereiten. „Ich bin gut erholt, ich habe lange Urlaub gehabt“, sagt er. Zudem führt der sonst so gut gelaunte Paradiesvogel eine traurige Begebenheit als Grund für seine derzeitige Hochform auf: Im Juli verstarb Aubameyangs Großvater, zu dem er ein enges Verhältnis pflegte. „Das hat mich sehr nachdenklich gemacht und mich nochmal motiviert“, sagt er.

Auch für ihn schießt er jetzt seine Tore. „Auba hat unglaublich viele Fähigkeiten, aber die entscheidende ist, dass er immer heiß auf Tore ist“, lobt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp seinen Profi, den er zum Stürmer beförderte. Aber das sei nicht der Grund für seine derzeitige die Leistungsexplosion. „Egal auf welcher Position er nun zum Einsatz kommt: Der gravierendste Unterschied zum vergangenen Jahr ist, dass er unsere Spielweise gefressen hat.“ Heißt: Der Offensivkünstler mit dem Hang zum defensiven Phlegma ist nun vorderster Verteidiger. So wie bei seinem ersten Treffer gegen die Stuttgarter Kickers, als er mit dem Willen und dem Instinkt eines schwarz-gelben Balljägers einen zu kurz geratenen Rückpass davonspitzelte und sicher ins Tor einschob. „Er arbeitet gut gegen den Ball und zieht daraus auch Selbstvertrauen“, sagt Klopp, dem allerdings Huldigungen noch etwas verfrüht erscheinen.

Tore im dreistelligen Bereich

„Wir dürfen nicht so tun, als wenn er jetzt in jedem Spiel zwei Tore erzielt“, mahnt Klopp: „Ich würde mich freuen, wenn wir am Ende der Saison darüber reden, dass er Tore im dreistelligen Bereich gemacht hat, aber ich glaube nicht daran.“ Es müssen ja nicht hundert sein.

Schließlich hat Aubameyang selbst jüngst 20 Saisontore als Ziel ausgegeben. 18 fehlen nur noch.