Stuttgart. Neun Monate war Neven Subotic verletzt ausgefallen, in der ersten Runde des DFB-Pokals bei den Stuttgarter Kickers stand er erstmals wieder in der Startelf von Borussia Dortmund - und zeigte beim 4:1-Sieg des BVB, dass bei ihm persönlich noch viel Luft nach oben ist.

Die Interviews nach dem Spiel gehören für die meisten Fußballprofis eher zu den lästigen Begleiterscheinungen ihres Berufs - dementsprechend schnell sind sie meist wieder vorbei. Neven Subotic aber wollte am Samstagabend gar nicht wieder aufhören zu reden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stand er nach dem DFB-Pokalspiel von Borussia Dortmund bei den Stuttgarter Kickers in der Mixed Zone, wo die Fußballer auf die Journalisten treffen, und beantwortete ausführlich jede Frage, die ihm gestellt wurde. Und er hätte wohl noch lange da gestanden, wenn nicht ein Betreuer ihn erinnert hätte, dass der Mannschaftsbus abfahrbereit draußen wartete.

Subotic' gute Laune resultierte weniger aus dem Ergebnis - der BVB hatte 4:1 gewonnen -, sondern aus einem ganz persönlichen Erfolgserlebnis: Erstmals seit neun Monaten, seit er sich im Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg Kreuz- und Innenband gerissen hatte, stand er wieder in einem Pflichtspiel auf dem Fußballplatz. "Das habe ich vermisst", sagte er im Anschluss. "Ich wusste aber nicht mehr, dass es so schwer ist." Denn der Gegner Stuttgarter Kickers, sonst in der dritten Liga beheimatet, hatte dem BVB das Leben mit einem beherzten Auftritt gehörig erschwert, die Kräfteverhältnisse waren lange nicht so deutlich, wie es das Ergebnis aussagte. Und insbesondere der Rückkehrer Subotic erlebte einen komplizierten Arbeitstag.

"Wie ein kleiner Junge im Disneyland".

Monatelang hatte er sich durch seine Reha gequält, in kleinen Schritten war es voran gegangen. "Zwei Monate nach der Verletzung konnte ich kaum etwas machen", hatte er schon im Trainingslager in Bad Ragaz erzählt. "Und ab dann, die letzten sechs Monate, ging es immer bergauf: Laufen, Fahrradfahren, Krafttraining, Sprinten - das hat sich immer wieder gesteigert." In der Sommerpause absolvierte er auf eigene Initiative ein individuelles Programm bei einem Spezialisten in den USA. Und als er in der Vorbereitung erstmals am Teamtraining teilnehmen durfte, fühlte er sich "wie ein kleiner Junge im Disneyland".

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Nun stand er in den Katakomben des Stuttgarter Stadions, nachdem er abends zuvor erstmals eine Andeutung bekommen hatte, dass er von Beginn an spielen werde, und suchte nach Worten für seinen Auftritt. "Es war", sagte er schließlich, "okay." Das allerdings war ebenso geschönt wie die Aussage des Innenverteidigers, der Gegner habe keine hundertprozentige Torchance gehabt. Immerhin dreimal kamen Stuttgarter Stürmer völlig frei aus kurzer Distanz zum Abschluss. "Das waren höchsten 99-prozentige Chancen", grinste Subotic. "Wir standen zumindest in der Nähe und die Stürmer haben Druck gespürt.

Subotic hat noch Arbeit vor sich

Tatsächlich stand der Serbe auffällig oft in der Nähe, wenn die Gastgeber zu Großchancen kamen. Meist hätte er diese unterbinden können, doch er kam entweder einen Tick zu spät, oder es fehlte die letzte Entschlossenheit - und einmal trat er im eigenen Strafraum ein derart veritables Luftloch, von dem auch der gegnerische Stürmer Randy Edwini-Bonsu derart überrascht war, dass er den Ball aus kürzester Distanz nicht ins Tor lenken konnte. Subotic, das wurde deutlich, hat noch einiges an Arbeit vor sich, um wieder sein früheres Niveau zu erreichen.

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Das aber ist nichts außergewöhnliches für Spieler, die eine derart lange Pause hinter sich haben - es ist eher der Normalzustand. Subotic fehlt noch "das Gefühl für den Platz, wo man sich befindet", wie er selbst sagt. Auch das Gespür, in kniffligen Momenten die richtige Entscheidung zu treffen, ist noch ausbaufähig. Wenn es gilt, in Sekundenbruchteilen die eigene Schnelligkeit und die des Gegners einzuschätzen, zu beurteilen, wohin ein Ball springen wird, dabei noch den Wind und die Beschaffenheit des Platzes zu berücksichtigen. "Das sind einfach alles Faktoren, da muss man blitzschnell entscheiden. Und je öfter man diese Entscheidungen trifft, umso besser gewöhnt man sich dran", sagt Subotic. "Da macht man natürlich auch Fehler und merkt dann, man hat falsch entschieden."

Wer ihn kennt, weiß, dass er nun hart arbeiten wird, um diese Fehler so schnell wie möglich zu minimieren.