Stuttgart. Mit 4:1 hat Borussia Dortmund den Drittligisten Stuttgarter Kickers in der ersten DFB-Pokal-Runde besiegt - eine Ergebnis, dass wesentlich deutlicher war als der Spielverlauf. Deswegen gab es von den Dortmundern nach der Partie vor allem Lob für den Gegner zu hören. Die Stimmen.

Es waren vor allem erleichterte Gesichter, in die man nach dem Spiel blickte - zumindest, wenn die dazugehörigen Körper in Schwarz-Gelb gekleidet waren. Denn natürlich war Borussia Dortmund als großer Favorit zum Drittligisten Stuttgarter Kickers gereist - doch in der ersten Runde des DFB-Pokals zeigte sich, was sich so oft im Pokal zeigt: dass der Unterschied zwischen erster und dritter Liga nicht so groß ist - zumal dann, wenn der unterklassige Verein an seine Grenzen geht und es dem Favoriten nicht gelingt, sein Potenzial voll abzurufen. Genauso erleichtert wie die Gesichter fielen dementsprechend auch die Aussagen zum Spiel aus.

BVB-Trainer Jürgen Klopp: Ich ziehe alle Hüte vor dem, was die Kickers abgerissen haben. Das war ein bärenstarkes Spiel, sie haben uns viele, viele Probleme bereitet - aber das überrascht mich nicht. Ich bin zu allererst Fußballfan, und das war geiler Fußball: mutig, zielstrebig, taktisch gut, das hat uns wehgetan. Wir mussten arbeiten, darauf waren wir eingestellt, und hätten wir ein bisschen besser gespielt - was wir können - dann wäre die Qualität der Kickers nicht so zum Tragen gekommen. Das Ergebnis war dramatisch deutlicher, als das Spiel ausgesehen hat. In meiner Kindheit war ich ein Roter (VfB-Stuttgart-Fan, Anm. der Redaktion). Dass ich mal ein Loblied auf die Kickers singen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Das war eine geile Leistung.

Klopp auf die Frage, ob Lewandowski schon vergessen ist: Nicht so schnell mit den jungen Pferden. Aber Mkhitaryan und Aubameyang sind herausragende Fußballer. Bei ihnen sieht man, was eine Sommerpause und eine komplette Vorbereitung ausmachen können. Das hilft.

Neven Subotic: Es war ein schwerer Brocken. Es gibt keine Eingewöhnungsphase in so einem Spiel, DFB-Pokal ist so spannend, weil es eben so Drecksspiele gibt wie heute, wo man versucht, klein-klein zu spielen, vielleicht auch ein bisschen zu klein. Dann spielt man sich einen Knoten in die Füße und der Gegner nutzt die Chancen. Sie haben fast jedes Mal, wenn sie den Ball gewonnen haben, super umgeschaltet und mit vier, fünf Mann attackiert, gekontert und sind vors Tor gekommen. Es gibt natürlich leichtere Aufgaben, um sich wieder ans Fußballspielen zu gewöhnen. Aber es hat jede Menge Spaß gemacht, auch weil wir es zum Schluss gut gemacht haben, unsere paar Chancen, die wir hatten, eiskalt genutzt haben und dadurch auf dem Papier zumindest souverän gewonnen haben.

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Subotic über die BVB-Chancenverwertung: Das war enorm wichtig. Wenn man so unter Druck ist, muss man den Druck irgendwo ablassen. Dann muss man entweder wirklich viele, viele Ballkontakte haben und viele Pässe. Oder man schießt einfach ein paar Tore. Wir haben uns für die Option zwei heute entschieden und das hat prima geklappt. Ohne unsere Tore wäre es nochmal eng geworden. Die Kickers waren dauernd am Drücker, dauernd am Angreifen und haben die Chancen auch wirklich prima herausgespielt. Das sah alles andere aus als drittklassig. Man hat gesehen, dass auch die dritte Liga sehr gute Mannschaften hat und wie klein die Spanne ist zwischen der ersten und dritten Liga.

Subotic über den Gegner: Wir wurden schon darauf eingestellt, dass sie eine spielstarke Mannschaft sind und gerne mal offensiv stehen. Dass sie den Gegner unter Druck setzen und dann selbst dominant auftreten möchten durch viel Passpiel. Die haben sich auch heute enorm viel getraut. Aber die größten Chancen waren die, die wir ihnen geschenkt haben durch Fehlpässe, dann haben sie sofort umgeschaltet. Dass sie das können, wussten wir schon vorher. Dass wir es ihnen erlauben, stand natürlich nicht auf dem Plan.

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Subotic über Marco Reus: Das erste mal Kapitän - das ist natürlich eine große Ehre für ihn. Ich denke, das wird ihn auch nochmal puschen. Wie wir alle hatte er eine schwere Anfangsphase. Wir alle haben gekämpft, auch Marco hatte ein paar gute Szenen, ein paar hätten besser sein können. Aber wir wissen alle, dass er für uns enorm wichtig ist. Letztes Jahr hat er es unter Beweis gestellt und ist deshalb auch verdient Kapitän geworden - weil er in den letzten Jahren sehr gewachsen ist und eine Führungsfigur nicht nur außerhalb des Platzes, sondern vor allem auf dem Platz geworden ist.

Pierre-Emerick Aubameyang: Ich bin sehr zufrieden. Heute war es nicht leicht, wir mussten hart arbeiten, sehr intensiv spielen.

Aubameyang über die Schwächephase nach der BVB-Führung: Ich glaube, das war eine Sache der Konzentration. Wir haben nicht mehr so konzentriert gespielt.

Aubameyang über Reus: Ich bin sehr glücklich und wir alle sind glücklich, dass er jetzt wieder gespielt hat. Er braucht noch zwei, drei Spiele, bis er wirklich im Rhythmus ist, aber wir freuen uns sehr, dass er wieder dabei ist.

Aubameyang über das Zusammenspiel mit Mkhitaryan: Wir haben vielleicht den Vorteil, dass wir die gleiche Sprache sprechen - die die Gegner nicht verstehen. Aber wir verstehen uns wirklich gut und sind im Moment ganz gut drauf. Ich hoffe nur, dass es so weitergeht.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc: Wir haben das Spiel nach 20 Minuten in den Griff bekommen, haben dann folgerichtig das 1:0 gemacht - aber ab der 30. Minute haben wir es nicht mehr wirklich kontrollieren können. Stuttgart ist immer wieder gefährlich vor unser Tor gekommen, sie haben uns in viele Zweikämpfe verwickelt. Sie wirkten insgesamt, weil sie jetzt auch schon vier Saisonspiele hatten, sehr frisch, sie waren körperlich weiter. Und das Ergebnis ist sicherlich deutlicher als es das Spiel war. Nichtsdestotrotz haben wir uns am Ende verdient durchgesetzt, zumal ich gehört habe, dass das Gegentor von den Kickers auch Abseits war. Aber sie haben uns schon Probleme bereitet, waren sehr wuselig, kampfstark und spielstark, haben viele gute Individualisten in der Mannschaft gehabt. Insofern sind wir froh, dass wir mit einem Sieg nach Hause fahren.

Zorc zur Personalsituation: Das ist natürlich für uns insgesamt nicht ganz einfach: Erik Durm hatte das erste Spiel nach vielen Monaten heute über 90 Minuten, Marco Reus nach seiner langen Pause, Neven Subotic mit dem ersten Pflichtspiel - das ist auch für uns alles ein bisschen zäh. Aber wir gewinnen die Spiele, bringen auch immer wieder ordentliche Leistung, das ist okay. Wir haben fünf Wechsel gehabt im Vergleich zu Mittwoch und dafür ist der Kader auch so breit, dass man das machen kann.

Zorc über Reus: Marco braucht sicherlich noch einige Spiele, aber ich war sehr froh, dass er jetzt endlich in einem Pflichtspiel auf dem Platz stand und die erste Spielpraxis sammeln konnte.