Frankfurt. . Der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission Herbert Fandel hat sich über die Art und Weise der Debatte nach dem nicht gegebenen BVB-Treffer im Pokalfinale beschwert und dabei speziell BVB-Trainer Jürgen Klopp ins Visier genommen: „Der muss sich besser überlegen: Wo gehe ich mit meiner Wut hin?“

Über das Wochenende hatte sich bei Herbert Fandel ein Gewitter geladen. Und der Hüter des nationalen Schiedsrichterwesens gab sich am Montag erst gar keine Mühe, dass es sich in der Verbandszentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) grollend entlud, obwohl draußen über dem sonnenüberfluteten Frankfurter Stadtwald nur harmlose Wölkchen hingen.

Wie alle wichtigen Vertreter des deutschen Fußballs hatte auch der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission aus beträchtlichem Abstand auf der Ehrentribüne des Berliner Olympiastadions „nix sehen können“. Aber nach dem 2:0-Sieg von Bayern München im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund gelangte Fandel per Standbild von Mats Hummels vermeintlichem Kopfball-Treffer für den BVB zur Erkenntnis, „dass der Ball drin gewesen sein muss“. Was er allerdings unerhört fand: Welche Debatte anschließend „den armen Schiedsrichter Florian Meyer“ überrollt hätte.

Neue Abstimmung im Gespräch

„Ich hätte nicht gedacht, dass uns die unkontrollierte Diskussion so schnell einholt“, schimpfte Fandel, der speziell die von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp angezettelte Debatte als „niveaulos“ empfand. Fandel zürnte: „Das sind Menschen, keine Maschinen und eben keine Torlinientechnologie.“ Der 50-Jährige erläuterte, dass Meyers „kreidebleichem“ Linien-Assistenten Frank Willenborg keinerlei Vorwurf zu machen sei: „Er kann nicht auf Verdacht und Vermutung entscheiden. Er muss sich 100 Prozent sicher sein.“ Deshalb: Keine Schelte vom Chef. Wohl aber für den Verlierer. „Der muss sich besser überlegen: Wo gehe ich mit meiner Wut hin?“

Der Pianist aus Kyllburg zürnte auch eingedenk des Hintergrunds, dass sich die Profiklubs wegen angeblich zu hoher Kosten erst im März gegen die Einführung einer Torlinientechnologie gestellt haben. Wegen der Vorkommnisse bei einem solchen Endspiel-Event ein Unding, findet Fandel. „Es ist mehr als bedauerlich, dass wir das nicht bekommen. Wir hätten gehofft, dass wir diese unsäglichen Diskussion nie mehr führen müssen.“

Immerhin: DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig ließ die Bereitschaft am Montag erkennen: „Wenn es der Wunsch der Klubs ist, steht einer erneuten Abstimmung über die Einführung einer Torlinien-Technologie nichts im Wege. Die DFL selbst war und ist bei diesem Thema bestens vorbereitet.“

Vielleicht kommt die Einführung sogar schon fürs nächste Pokalfinale. Neben der DFL zeigt auch der DFB Interesse. DFB-Mediendirektor Ralf Köttker kündigte eine „offene Debatte im Hause an“, bei der man sich mit allen Argumenten „sehr intensiv“ beschäftigen wolle.