Dortmund. . BVB-Stürmer Robert Lewandowski trifft beim 2:1-Sieg gegen Wolfsburg und soll es nun nach Möglichkeit auch in der Champions League gegen Real Madrid richten. „Das war eine große Leistung für mich, aber das ist vorbei“, sagt Lewandowski. „Jetzt kommt eine neue Geschichte und ein neues Spiel.“

Es gibt Siege, die werden an diesem Ort schon aus Routine mittlerweile relativ geschäftsmäßig abgehandelt. Gewonnen, schön, Haken dran. Aber die Szenen, die sich abspielten, Sekunden nachdem das Spiel gegen den VfL Wolfsburg abgepfiffen worden war, legten den Verdacht nahe, dass sich etwas mehr ereignet hatte als ein 2:1-Sieg in der Fußball-Bundesliga für Borussia Dortmund.

Infernalischer Lärm brach auf den Tribünen des Dortmunder Stadions los, an der Seitenlinie hüpfte Trainer Jürgen Klopp seinem Nächsten auf den Arm, auf dem Rasen ballte Kapitän Sebastian Kehl wieder und wieder die Faust, während sich um ihn herum die Kollegen auf die Halme sinken ließen: so wie Lukasz Piszczek, wie Robert Lewandowski, wie Sokratis. Fertig waren sie, müde. Und Sieger.

Zehn Punkte Vorsprung

„Wer uns hat jubeln sehen, der kann sich vorstellen, wie erleichtert wir waren“, sagte Klopp, nachdem das Adrenalin zu großen Teilen aus seinem Körper gewichen war, der Blick auf die Tabelle aber hielt, was die drei Punkte versprochen hatten: Zehn Punkte Vorsprung auf Platz vier. Zehn Punkte, die die eigenen Ambitionen, sich erneut für die Champions League zu qualifizieren, absichern. Oder wie Klopp formulierte: „Wir haben Abstand zwischen uns und die wilden Verfolger gelegt, was uns bei möglichen Niederlagen nicht direkt unter Druck setzt.“

Niederlagen, die noch kommen werden, weil so mancher BVB-Profi in diesen Wochen wie ein Dürstender durch die Spieltags-Wüste zieht, Oasen der Regeneration aber nicht vorfindet. Die Anstrengungen des vergangenen Mittwoch, als die Borussia eine niederschmetternde Niederlage (0:3) bei Real Madrid verkraften musste, machte sich drei Tage später gegen den Verfolger Wolfsburg bemerkbar. Die ersten 45 Minuten waren bemüht, aber träge und fehlerhaft. Die zweiten waren geprägt von Willen, Tempo, Entschlossenheit - und Glück. Den Siegtreffer von Marco Reus begünstigte Wolfsburgs Torwart Max Grün mit einem Fehler, den Ausgleich hatte zuvor Robert Lewandowski erzielt - mit dem Rücken, weil sein Kopf den Eckstoß von Reus verpasst hatte. Es war das Glück des allemal Tüchtigen, der an diesem Tag auch ein wenig Wehmut verbreitete.

„Jeder weiß, dass Robert nicht nur einer der besten fünf, sondern einer der besten drei Stürmer der Welt ist“, sagte Abwehrchef Mats Hummels: „Glückwunsch Bayern, dass sie ihn ab Juli haben, aber so lange genießen wir ihn noch.“

Geschmeidig und gewaltig hatte Lewandowski für sein Team gearbeitet und Chancen erschaffen, die es ohne ihn nicht gegeben hätte. Den Mittwochabend hatte er anders als seine Kollegen Zuhause mit seiner Frau und Freunden verbracht, kaum fähig seiner Mannschaft zuzuschauen. „Es war sehr schwer“, sagt der Mann, den eine Sperre zum Nichtstun verdammte, und der nun gegen Wolfsburg seinen immensen Wert für diese Elf erneut verdeutlichte.

Siegtreffer durch Marco Reus

Irgendwo im schwarz-gelben Kämmerlein erhielt dadurch die wahnwitzige Hoffnung Nahrung, dass das letzte Wörtlein im Duell mit Real Madrid noch nicht gesprochen sein könnte. Dienstag kommt es in Dortmund zum Rückspiel, Lewandowski ist wieder dabei. Der Lewandowski, der vor einem Jahr das große Madrid mit vier Treffern in einem Spiel ruinierte. „Das war eine große Leistung für mich, aber das ist vorbei“, sagt Lewandowski. „Jetzt kommt eine neue Geschichte und ein neues Spiel.“ Das klingt nach ein wenig Hoffnung. Sie trägt die Nummer 9 auf dem Rücken. Noch zwei Bundesliga-Heimspiele lang. Und vermutlich nur noch eines in der Champions League.