Dortmund. Borussia Dortmund hat auf die bittere Niederlage in der Champions League gegen Real Madrid mit einem Meilenstein in der Bundesliga reagiert: Gegen den Mitkonkurrenten um die Plätze in der Königsklasse, den VfL Wolfsburg, kam der BVB nach verschlafener erster Halbzeit noch zu einem 2:1 (0:1)-Sieg.
„Der Körper wird nicht von allein die volle Bereitschaft zur Verfügung stellen, aber über den Willen kann man einiges regeln.“ Das hat Dortmunds Trainer Jürgen Klopp vor dem Spiel gesagt – und mit der Andeutung, dass seinen Profis die 90 Minuten im Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg nicht leicht fallen werden, richtig gelegen. Zumindest nach 45 Minuten. 45 Minuten, die wenig von dem BVB erkennen ließen, der in den vergangenen Jahren so unglaublich erfolgreich war. Und viel von dem BVB, der in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder durch müde Auftritte aufgefallen war.
Dortmunds Defensive in der Anfangsphase häufig unaufgeräumt
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Zu allem Überfluss erhielt Klopp vor dem Spiel die schlechte Nachricht, dass Stammtorwart Roman Weidenfeller wegen seiner beim Champions-League-Spiel in Madrid erlittenen Armverletzung nicht einsatzbereit sein würde. Für ihn rückte Mitch Langerak ins schwraz-gelbe Tor – und machte seine Sache mehr als solide.
Das Spiel begann zwar mit einem Gelegenheitchen von Marco Reus, dessen Schuss abgefälscht neben das Tor trudelte (8. Minute), aber schnell wurde klar, dass der VfL seine Chance auf einen großen Schritt in der Tabelle nutzen wollte.
Nach zehn Minuten tauchte der frühere Borusse Ivan Perisic nach einem Fehlpass von Dortmunds Abwehrchef Mats Hummels vollkommen allein gelassen auf der rechten Seite auf, bediente Ivica Olic. Doch der Wolfsburger Stürmer bugsierte den Ball aus drei Metern über das Tor.
Eine knappe Viertelstunde und einer weiteren Unaufgeräumtheit in Dortmunds Defensive später hatte Kevin de Bruyne am Strafraum erstaunlich viel Raum und Zeit, nutzte dies aber lediglich zu einem mindergefährlichen Versuch weit neben das Tor. Dortmund strapazierte sein Glück in dieser Phase. Als Hummels eine flache Flanke von Maximilian Arnold abgrätschte, musste sich Langerak lang machen, um den Ball aus dem langen Eck zu angeln.
BVB startete nach der Pause deutlich stärker in die Halbzeit
Doch nach 34 Minuten war das Glück vorerst aufgebraucht: Ricardo Rodriguez flankte, Junior Malandas Kopfball parierte Langerak noch gekonnt, doch den Nachschuss versenkte Olic. Dortmunds direkte Reaktion: Ein Schuss von Marco Reus knapp neben das Tor (35.). Die wohl kurioseste Szene des Spiels ereignete sich vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff: Kevin de Bruyne umkurvte Hummels, flanke vor das Dortmunder Tor, wo erneut Olic lauerte. Erster Versuch aus vier Metern: Latte. Abpraller, zweiter Versuch, wieder Latte. Ping-Pong im absoluten Gefahrenbereich. Doch es blieb bei der knappen VfL-Führung. Für Grün-Weiß stellte sich die als Versäumnis heraus.
Denn aus der Halbzeit kam der BVB deutlich verbessert. Klopp hatte die indisponierten Nuri Sahin und Pierre-Emerick Aubameyang durch Milos Jojic und Erik Durm ersetzt und den bisherigen Linksverteidiger Kevin Großkreutz daraufhin ins Mittelfeld beordert. Zwar agierte die Borussia bisweilen noch immer fahrig in der Spielentwicklung, aber zielstrebiger Richtung Tor. Die Folge: der Ausgleich. Torjäger Robert Lewandowski, am vergangenen Mittwoch in Madrid noch schmerzlich vermisst, beförderte eine Reus-Ecke mit Kopf und Rücken aus fünf Metern ins Tor (50.).
Dortmund drängte nun auf den zweiten Treffer, versäumte aber rund um den Strafraum das finale Abspiel, so dass klare Chancen zunächst ausblieben. In einer intensiven Partie blieb aber auch der Gast gefährlich. Beispielhaft die Chance von Ivan Perisic, der sich bis zum Dortmunder Tor durchstocherte, aber aus spitzem Winkel verzog (59.). Doch spätestens in der 70. Minute musste die Führung für die Borussia fallen. Der nun wie aufgedreht wirkende Lewandowski legte bei einem Konter ein Solo über 70 Meter hin, bediente Henrikh Mkhitaryan im Strafraum. Der hatte Zeit, der hatte Platz, aber nicht die Nerven – und setzte seinen Schuss knapp am langen Pfosten vorbei.
Reus weckt die Feierlaune auf der BVB-Südtribüne
Besser machte es Marco Reus – allerdings begünstigt durch ein Malheurs des Wolfsburger Torwarts Max Grün. Der hatte eine Flanke scheinbar sicher gefangen, verlor den Ball aber – bedrängt von einem eigenen Abwehrspieler - bei der Landung aus den Händen. Reus schaltete schnell und vollendete aus sechs Metern ins leere Tor. 2:1 für den BVB, Spiel wie schon vor einer Woche in Stuttgart gedreht.
Wolfsburg mühte sich anschließend noch einmal, doch noch einen Punkt zu sichern, doch die ganz große Gefahr blieb aus, was die in Feierlaune befindliche Kulisse beinahe zur Ekstase brachte.