Dortmund. Sportlich betrachtet, haben die BVB-Fans nach diesem Wochenende wenig zu klagen. Die Profis drehten in Stuttgart ihr Spiel und die U23 spielte in Unterzahl gegen Preußen Münster 1:1. Dennoch gibt es Grund zum Klagen: Die Transparenz bei den Ticketpreisen, sagt Kolumnist Jens Matheuszik.
Der Fan von Borussia Dortmund an sich kann ja eigentlich zufrieden sein: Der 2. Platz wurde zurückerobert (vom "Lieblingsverein" der BVB-Fans), ein 2:0-Rückstand gegen den VfB Stuttgart wurde aufgeholt und auch die Amateure der U23 haben sich mit einem 1:1 (in Unterzahl) gegen Preußen Münster gut geschlagen. Sportlich gesehen hat man also nicht viel zu klagen, dafür gibt es dann andere Dinge, über die man sich als Fan ein wenig aufregen kann und auch in den vergangenen Tagen und Wochen (erneut) aufgeregt hat.
Natürlich sind Ticketpreise immer ein sensibles Thema und wir wissen auch, dass selbst bei höheren Ticketpreisen die Auslastung im Stadion weiterhin nahe gen 100 % geht und das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Höchstens wenn mal irgendwelche Werksvereine zu Gast sind sieht es mit der Quote schlecht aus, was auch mal wieder zeigt, dass Fußball doch mehr Tradition als Kommerz ist. In dieses Bild passt übrigens dann auch die Meisterschaft in der Liga Österreichs, wo der Abkömmling eines Energiegetränks zwar Meister wurde, aber das Stadion dennoch nicht voll war.
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Die gute Auslastung sollte man nicht beklagen und die Zeiten, wo man BVB-Tickets beim Burgerbräter quasi als Zugabe zum Menü bekam, sind dem Fußballgott sei Dank vorbei.
Top-Zuschlag für die Champions League
Dennoch sollte das Thema Ticketpreise nicht ignoriert werden. Denn da gab es in den vergangenen Tagen und Wochen wieder einmal unschöne Entwicklungen - und zwar beim Champions League-Spiel gegen Real Madrid. Bei diesem Spiel zog Borussia Dortmund die Karte des Topspiel-Zuschlags von 20 % und hat die Preiserhöhungsspanne für die Tickets im "freien" (Vereins-)Verkauf bzw. für die Dauerkarten-Inhaber mit CL-Option entsprechend ausgenutzt. Hier stieg der Preis von 18,10 Euro auf 21,50 Euro - das sind knapp 19 % Aufschlag.
Es geht hier mitnichten darum, dass man sich über die Summe an sich beschwert (wie wohl man generell das mit den Topspielzuschlägen mal überlegen sollte - hier ist der BVB ja schon vorbildlich gewesen und hat einiges getan bzw. gestrichen! Es geht um die Transparenz die dahinter steckt.
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Natürlich ist es so, dass man beispielsweise als Besitzer der Dauerkarte darüber per Anschreiben und auch über die Website vom Verein informiert wurde, dass man sich den Topspielzuschlag von 20 % für ausgewählte Spiele vorbehält.
Wenn bei der Fanversammlung die Vereinsverantwortlichen erklären, dass das mit der Kommunikation und der Transparenz diesbezüglich besser werden muss, dann haben sie jetzt eine Lehrstunde abgeliefert, wie es eben nicht besser geht.
Natürlich hat man transparent bei der Buchung der Tickets bzw. im Rahmen der Rechnungsstellung den Topspielzuschlag eingepreist. Wer so Tickets geordert hatte, der wusste schon, was er zu zahlen hatte. Das wäre ja alleine schon rechtlich gesehen ein Problem, wenn einem ein anderer Preis genannt wird als man dann nachher zu zahlen hat.
BVB hat klammheimlich und ohne Information die Preise erhöht
Doch der Kritikpunkt ist der, dass das klammheimlich ohne vorherige Information auf das konkrete Spiel bezogen erfolgte. Wenn man wirklich die Kommunikation und Transparenz insbesondere beim Ticketing verbessern will, dann würde es klar dazugehören, dass man über die Anwendung der Topspielzuschlagsregelung vorab informiert wird.
Wir haben in der Kirsche-Redaktion mal recherchiert und geschaut, ob es dafür eine Ankündigung gab, haben aber keine gefunden (wenn doch, dann nehmen wir alles zurück!). Weder auf der Website noch auf den anderen elektronischen Kanälen gab es vorab die Informationen dazu. Dabei hätte der BVB doch über die sozialen Netzwerke (bei Twitter gibt es über 800.000 Follower, bei Facebook über 7,7 Mio "Likes") und seinen Mail-Newsletter bequem darüber informieren können.
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Wenn es noch Topspielzuschläge gibt, dann sollte man das generell transparent kommunizieren, wo sie gelten - und nicht erst an der Kasse. Man kauft ja auch ungern in einem Supermarkt, wo man quasi erst wenn die Ware kurz vor dem Laufband ist, die Preise erfährt.
Generell über Top-Zuschläge nachdenken
Außerdem sei auch der Gedanke gestattet, mal generell über die Topspielzuschläge nachzudenken. Es ist löblich, dass Borussia Dortmund hier schon eine Art Vorreiter spielte und die Partien, wo der Topspielzuschlag greift, deutlich reduziert hat, aber hier ist eigentlich die gesamte Liga gefordert Schritte zu unternehmen. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass The Unity auf Seiten der BVB-Fans dafür warb nicht nach Stuttgart zu fahren, da diese die Preise für das Spiel angezogen hatten. Im Kampf gegen die überteuerten Ticketpreise hatten die Fans in letzter Zeit einige Erfolge (siehe Hamburg, Leverkusen und Wolfsburg) - doch bei Stuttgart war der bisherige Protest nicht erfolgreich. Daher entschloss man sich dort, diesmal in Dortmund zu bleiben - und stattdessen das Spiel der Amateure von Borussia Dortmund II zu besuchen.
Auch wenn der Boykott des Auswärtsspiels den TV-Bildern zufolge keine großen Auswirkungen hatte (es war immer noch sehr viel schwarz und gelb in Stuttgart zu sehen), ist es doch ein sinnvolles Zeichen. Außerdem konnte man dann auch gleich die Mannschaft von Trainer David Wagner im schwierigen Abstiegskampf gegen den Westfalenrivalen aus Münster lautstark unterstützen.
Als regelmäßiger Besucher der Roten Erde könnte man sich dran gewöhnen so eine schöne schwarzgelbe Kulisse zu sehen - und mit dieser Aktion hat The Unity auch gleich gezeigt, was von den normalerweise üblichen Parallelansetzungen der Profis und der U23-Mannschaft zu halten ist: Nichts. Hier besteht bekanntlich auch Verbesserungsbedarf und es ist gut zu wissen, dass Borussia Dortmund hinter den Kulissen von DFB und DFL hier versucht Änderungen zu erreichen.