Dortmund. Matthias Sammers provokante Frage nach der Qualität der Trainingsarbeit bei anderen Bundesligisten und Jürgen Klopps Antwort polarisierten unter der Woche Vereinsvertreter und Fans. Kolumnist Fabian Vidacek wirft einen Blick auf die Provokation aus Bayern und die Reaktionen darauf.

Bevor sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß am Montag anschickte, aufgrund seiner Steuervergehen und dem beginnenden Prozess vor dem Landgericht München II die Schlagzeilen zu übernehmen, übernahm der Sportvorstand des FC Bayern, Matthias Sammer, unter der Woche mit einem Interview mit Sport1 die berüchtigte „Abteilung Attacke“ des Branchenprimus. Auf der Suche nach Gründen für die Schwäche der restlichen Vereine der Bundesliga, die dem FC Bayern mit einem 20-Punkte Abstand in der Liga hinterherhinken, stellte der ehemalige Dortmunder Spieler und Trainer die Frage: „Wird denn woanders auch jeden Tag akribisch trainiert, als würde es kein Morgen geben?“

Die Reaktion auf Sammers Frage sollte nicht lange auf sich warten lassen. Jürgen Klopp keilte als Erster barsch zurück: „Ich an seiner Stelle würde jeden Tag Gott danken, dass irgendjemand die Idee hatte, mich dazu zu nehmen“, und weiter: „Ich glaube nicht, dass der FC Bayern nur einen Punkt weniger hätte, wenn er nicht dabei wäre.“ Rumms, das saß!

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Unterstützung erhielt Klopp von Kollegen anderer Bundesligavereine. Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender der Eintracht aus Frankfurt, reagierte da noch am gelassensten und stellte fest: „Er [Sammer] sollte darauf verzichten, Ratschläge an andere Vereine zu verteilen. Das ist meine Botschaft.“

Kritik bitte sachlich äußern

Dem lässt sich nur zustimmen. Ganz abgesehen davon, dass Sammers Vorwurf absurd klingt – würde der große Vorsprung der Bayern tatsächlich durch die mangelnde Trainingsintensität der anderen Bundesligisten erklärbar sein, ließe sich dies sicherlich leicht ändern – ist er noch dazu höchst unpassend. Was kümmert es den Sportdirektor eines Vereins, wie die Kollegen ihre Arbeit verrichten? Kritik zu äußern muss erlaubt sein, dann aber bitte auf sachliche Art und Weise. Sollte das Sammer nur so rausgerutscht sein, als er in seiner Rede lediglich herausarbeiten wollte, dass die Münchener nicht nur wegen des Geldes den kontinentalen Fußball nach Belieben dominieren, muss er sich zumindest limitierte rhetorische und PR-mäßige Fähigkeiten ankreiden lassen.

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Das Zurückrudern Sammers im Sky-Interview vom Wochenende, als er beschwichtigend anmerkte, dass er auf keinen Fall irgendwelche Kritik äußern wollte, wirkt im Nachhinein daher komisch. Sicherlich darf man sich die Frage stellen, warum sowohl Schalke als auch Leverkusen im internationalen Wettbewerb derart schlecht dastehen und wieso das Niveau der Mannschaften hinter den Bayern derzeit nicht dem Anspruch der „besten Liga der Welt“ (so einige Schlagzeilen vom vergangenen Jahr) genügt. Ob jedoch ein Sportdirektor eines anderen Vereins sich dazu öffentlich äußern sollte, noch dazu auf eine derart hölzerne Art, darf infrage gestellt werden.

Borussia mit glücklichem Sieg in Freiburg

Neben dem höchst unnötigen Geplänkel zwischen konkurrierenden Fußballfunktionären wurde an diesem Wochenende auch noch Fußball gespielt. Wer das Spiel des BVB in Freiburg verfolgt hat, durfte dann schon fast wieder froh sein um den kurzzeitigen verbalen Schlagabtausch. Der K(r)ampf der Dortmunder gegen gut sortierte, laufstarke Freiburger lässt sich nicht gerade als Ballsport-Leckerbissen beschreiben. In der ersten Halbzeit hatte Borussia zunächst Glück, als Sokratis‘ Handspiel vom Schiedsrichter nicht mit dem Elfmeterpfiff geahndet wurde (eine dennoch vertretbare Entscheidung), und anschließend, als Gagelmann den Griechen für eine Notbremse an Zulechner nicht mit Rot vom Platz stellte. Kehls Kunstschuss aus der zweiten Halbzeit sicherte den Borussen schlussendlich den glücklichen Sieg.

Damit hat der BVB nun vier Punkte Abstand auf die Konkurrenz und die Grundlage dafür geschaffen, Platz Zwei in den nächsten Wochen erfolgreich verteidigen zu können. Sollte es Jürgen Klopp besser als Sami Hyppiä, Jens Keller oder Dieter Hecking gelingen, „akribisch“ am Erfolg seiner Mannschaft zu arbeiten, „als würde es kein Morgen geben“, hat der BVB gute Karten, sein Saisonziel zu erreichen.

10.03.2014, Fabian Vidacek, Gib mich DIE KIRSCHE

BVB