Freiburg. Nach dem 1:0-Sieg von Borussia Dortmund beim SC Freiburg gerieten Trainer Jürgen Klopp und Mittelfeldspieler Nuri Sahin heftig aneinander – später bemühten sich alle Seiten, den Vorfall herunterzuspielen. Doch auch in anderer Hinsicht sind die Auftritte Sahins in dieser Saison nicht immer glücklich.

Kurze Zeit später war Jürgen Klopp schon wieder um Deeskalation bemüht: „Da sollte man nicht zuviel draus machen, das war nichts Dramatisches“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund kurz nach dem 1:0-Sieg beim SC Freiburg. Dramatisch hatte es allerdings schon ausgesehen, wie sich der BVB-Coach kurz nach Schlusspfiff seinen Mittelfeldspieler Nuri Sahin am Kragen packte und energisch auf ihn einredete – und der setzte ebenso engagiert zur Gegenrede an. So geschehen in aller Öffentlichkeit, vor Tausenden Zuschauern und den Kameras der Fernsehanstalten.

„Das war doch gar nichts“, meinte allerdings Sahin später. Und ein inzwischen wieder entspannter Klopp erklärte den Journalisten: „Das sind Dinge, die ich normalerweise in der Kabine mache, aber ich hatte Angst, ich vergesse es dann. Und Nuri war überrascht, weil ich das sonst nicht mache.“ Als der Trainer Fernsehbilder von der Szene zu sehen bekam, erschrak er freilich selbst ein wenig – „aber ich sehe nun einmal so aus, wie ich aussehe“.

Ordentlicher Auftritt, mehr aber auch nicht

Und in diesem Moment sah der 46-Jährige wenig zufrieden aus. Denn seine Mannschaft hatte sich in Freiburg ziemlich schwergetan, was auch auf Sahin im Zentrum des Spiels zutraf. Wie immer war der türkische Nationalspieler viel unterwegs, arbeitete gut gegen den Ball, sammelte emsig Kilometer und Ballkontakte. Wirklich erinnerungswürdige Szenen, entscheidende Impulse nach vorne oder gar Geistesblitze blieben aber aus – und sein direkter Freistoß aus 20 Metern landete mit wenig Wucht in den Armen von SC-Torhüter Baumann.

Es war ein Spiel, wie Sahin sie in den vergangenen Monaten oft abgeliefert hatte: ein ordentlicher Auftritt, mehr aber auch nicht. Sahin begeht keine schweren Patzer, er verschuldet keine Niederlagen – er zeichnet aber auch nicht mehr hauptverantwortlich für BVB-Siege. Der Sahin aus dem Frühjahr 2014 ist nicht der Sahin aus der Meistersaison 2010/11, als er das Dortmunder Spiel in überragender Manier ordnete und mit seinen präzisen Steilpässen so manches Tor vorbereitete – bevor er sich zu Real Madrid nach Spanien locken ließ.

In seiner Abwesenheit verschob sich die Statik des BVB-Spiels, die Protagonisten sind nun andere: Mats Hummels als Initiator aus der letzten Reihe und Robert Lewandowski als verkappter Spielmacher und Vollstrecker vorne. In das veränderte Gefüge hat sich Sahin in den 14 Monaten, die seit seiner Rückkehr vergangen sind, noch nicht zu gut eingefügt, wie man es erhofft hatte.

„Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer“

Doch diese Debatte will man beim BVB nicht führen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. „Es wäre am Thema vorbei, wenn man da zu viel draus macht“, beteuerte Jürgen Klopp, als ihm klar wurde, was er da angerichtet hatte. Denn eine Diskussion um den 25-Jährigen ist das Letzte, was sie in Dortmund brauchen können – zu sehr sind sie angesichts der Ungewissheit um den langzeitverletzten Ilkay Gündogan auf Sahin angewiesen, bislang hat er fast alle Saisonspiel bestritten.

Und auch der bemühte sich, die Wogen zu glätten: „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. „Das was passiert ist, kommt in jeder Familie vor und ist schon abgehakt.“ Falls es Bedarf für weitere Diskussionen gibt, will sie der BVB zumindest nicht mehr auf offener Bühne austragen.