St. Petersburg. . Für seine Rollen-Vielfalt wird ein neuer Begriff kreiert: multi-polyvalent. In St. Petersburg bekämpft der BVB-Star mit Marcel Schmelzer erfolgreich den wuchtigen Brasilianer Hulk. Klopp: „Es hat Sinn gemacht, Hulk mit einem Gespann zu begegnen, das sich auskennt mit solchen Aufträgen.“

James Bond höchstpersönlich hatte die Schönheiten der Stadt in einen postapokalyptischen Zustand versetzt. In „Golden Eye“ blieb nach der erfolgreichen Mission außer Schutt und Asche wenig über von St. Petersburg. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Lederschuhe, so bestiegen die Fußballspieler von Borussia Dortmund am Mittwochmittag den Flieger in Richtung Heimat. Sie hatten ihren eigenen Auftrag deutlich filigraner erledigt als der britische Geheimagent. 4:2 lautet das Wohlfühl-Ergebnis, das die Westfalen vom Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse mitbrachten. „Das“, befand Jürgen Klopp, „war ein sehr schöner Abend.“

Der Trainer wirkte gelöst, weil er sich am Spiel seiner Mannschaft sehr erfreut hatte. Deshalb sah er davon ab, einzelne Teile seines Ensembles über Gebühr mit Lob zu adeln. Der zweifache Torschütze Robert Lewandowski? Die Impulsgeber und Torschützen Marco Reus und Henrikh Mkhitaryan? Gesehen, für wichtig befunden. Aber alles nur eine Folge der kollektiven Sabotage des Zenit-Spiels, das für gewöhnlich von ausgebufften Strategen angetrieben wird, aber inmitten der schwarz-gelben Verfolgungsjagd größtenteils kapitulieren musste. Fußball Dortmunder Prägung. Fußball, wie ihn Jürgen Klopp liebt. „Wir haben herausragend gegen den Ball gearbeitet. Das so zu verteidigen war der Schlüssel zum Spiel“, begeisterte sich der Chef: „Das war nahe am Optimum.“

Ein Duo für Auftragsarbeiten

Auf dem Weg zur Perfektion hatte der Trainer durchaus nicht überraschend eine personelle Rochade in seinem Mittelfeld vollzogen, an dessen Ende der in seinen (Defensiv-)Leistungen nicht sonderlich verlässliche Pierre-Emerick Aubameyang auf der Auswechselbank landete und Kevin Großkreutz an entscheidender Stelle auf dem Platz: dort nämlich, wo der Zenit-Star Hulk normalerweise für Gefahr sorgt. Großkreutz, für dessen fußballerische Rollen-Vielfalt der schöne Begriff multi-polyvalent kreiert wurde, assistierte Marcel Schmelzer auf der linken Seite bei der Bekämpfung des 55-Millionen-Mannes. „Das hat Sinn gemacht, Hulk mit einem Gespann zu begegnen, das sich auskennt mit solchen Aufträgen. Das haben sie klasse gemacht“, sagte Klopp.

Schmelzkreutz – das Duo für sauber und ohne ungewolltes Aufsehen ausgeführte Auftragsarbeiten. Besonders in München haben sich die beiden einen Namen gemacht. In den beiden Meisterjahren brachten sie einen Mann namens Arjen Robben zuverlässig zur Strecke, obwohl dieser mit seiner Raffinesse und Schnelligkeit als kaum dingfest zu machen gilt.

Mit ureigenem BVB-Personal produzierte Dortmund den nicht fehlerfreien, aber intensiven und ureigenen BVB-Fußball, an dem sich in der vergangenen Saison halb Europa berauscht hatte. Das Signal aus St. Petersburg war bei allen Schwächen des Gegners überall auf dem Kontinent zu vernehmen: Schwarz und Gelb ist wieder da und dokumentiert, dass der Eintritt in höchste europäische Fußball-Kreise durch den Einzug ins letztjährige Finale kein Zufall gewesen ist. „Ich bin erleichtert“, gestand Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Es wäre eine fantastische Geschichte, wenn wir wieder ins Viertelfinale einziehen würden. Das würde für Nachhaltigkeit sprechen.“ Nachhaltigkeit, die gut ist für das Image, für das Bankkonto und damit für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.

Rückspiel am 19. März

Am 19. März reist St. Petersburg zum Rückspiel nach Dortmund. Jürgen Klopp weiß, dass „wir noch einige Arbeit vor uns“ haben. Doch die Chancen stehen bestens, dass weitere europäische Abenteuer auf Dortmund warten. Alle anderen Szenarien hätten fast schon apokalyptische Ausmaße.