Dortmund. . Die BVB-Offiziellen hatten genug Zeit, um sich auf den Abschied Robert Lewandowskis vorzubereiten. Der Vizemeister steht vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Wie soll ab der kommenden Saison ohne den Polen gestürmt werden? Jürgen Klopp stehen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl.

Auf den sommerlichen Abschied von Robert Lewandowski waren nicht nur die Verantwortlichen von Borussia Dortmund seit langem vorbereitet. Auch im Umfeld wusste man: Unseren Stürmer wird sich der in der Nahrungskette des Fußballs höher angesiedelte FC Bayern einverleiben. Trotz der daraus folgenden Emotionslosigkeit hängt nun ein Schatten über dem schwarzgelben Reich. Bisher wurden die Bisse der Giganten, das Rausreißen von Sahin durch Real Madrid, von Kagawa durch Manchester United, von Götze durch die Bayern gut verkraftet: aber Lewandowski? Bedeutet dieser Abschied nicht auch, dass Abschied genommen werden muss von der Vorstellung, der BVB könne dem FCB auf Augenhöhe begegnen?

Antwort: nein. Weil Dortmund bei den Ablöse- und Gehaltsmöglichkeiten gar nicht auf Augenhöhe mit den Bayern war. Der Erfolg der vergangenen Jahre wurde unter anderem dadurch erarbeitet, dass auf der Personalebene kreative Lösungen gefunden wurden. Und das, ohne sich wie in der Beinahe-Insolvenz-Vergangenheit in einem aussichtsreichen Zweikampf mit dem Branchenführer zu wähnen. Im absoluten Hochpreissegment wird es also kaum Investitionen geben. Es ist ja nach starken Verdienstjahren aktuell nicht einmal klar, ob man auch demnächst in der Champions League antreten kann. Ein Grund, am Projekt BVB zu zweifeln, lässt sich daraus allerdings nicht ableiten. Es ist eben ein Projekt mit anderen Mitteln, und zwar eines, in dem sogar ohne Zukauf noch ziemlich viel Fantasie steckt.

Alles bleibt, wie es ist

Es ist nur ein Denkspiel: Aber, wie sähe sie eigentlich aus, die Offensivabteilung von Borussia Dortmund, wenn als Ersatz für den Weltklassestürmer Robert Lewandowski einfach niemand geholt würde? Nun, Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang haben bereits sehr erfolgreich Zentralstürmer gespielt. Würde einer von beiden diese Rolle übernehmen, wären trotzdem nicht einmal die optionalen Varianten in der Dreierreihe dahinter bedrohlich eingeschränkt: Jakub Blaszczykowski, Henrikh Mkhitaryan und (falls Reus vorn platziert wird) Aubameyang, dazu ein Kevin Großkreutz, wenn Lukasz Piszczek wieder hinten rechts übernimmt, dazu ein Jonas Hofmann und: immerhin ein Ilkay Gündogan.

Lewandowski geht, Götze ist schon weg. Und was wird aus Gündogan?
Lewandowski geht, Götze ist schon weg. Und was wird aus Gündogan?

Gündogan geht

Ein zweiter Abschied: von einem Akteur, der beim BVB zur Größe gereift ist, könnte verkraftet werden müssen. Gündogans Vertrag läuft im Sommer 2015 aus. Weil der deutsche Nationalspieler bisher nicht dazu bereit war, für einen längeren Zeitraum zu unterschreiben, der Klub aber in diesem Fall eine Ablöse kassieren will, ist eine Trennung im Sommer 2014 möglich. Was würde sich ändern? Sicher ist: Eine weitere Einschränkung der Möglichkeiten, Spielpausen zu verschaffen, Verletzungszeiten zu bewältigen, wäre äußerst unangenehm. Sicher ist aber auch: Ein Verkauf von Gündogan würde Millionen in die Kasse spülen, die zum Beispiel für einen 1:1-Ersatz für Lewandowski zugeschossen werden könnten.

Der 1:1-Ersatz

Träumen darf man ja, aber es wurde gar nicht geträumt. Am Montag schrieb der „Kicker“, der BVB müsse Cavani von Paris St. Germain verpflichten, um Lewandowski adäquat ersetzen zu können. Cavani aber sei unbezahlbar. Später meldeten Nachrichtenagenturen, der „Kicker“ habe Cavani als Alternative „ins Gespräch gebracht“. Und so dürfte es weiter gehen. Die teuren Namen sind halt die bekannten Namen. Einen 1:1-Ersatz, der aktuell als 1:1-Ersatz erkennbar ist, kann sich der BVB aber nicht leisten, höchstens einen der Hoffnung, einen wie Ramos von der Hertha oder Benteke von Aston Villa oder Jackson vom FC Porto (alle schon mal begutachtet) oder Batschuayi von Standard Lüttich (nach: „Kicker“!).

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Flexible Lösungen

Einen Zentralstürmer wird sich der BVB sicher leisten, und wenn auch nur ein Talent, das sich hinter Reus oder Aubameyang entwickeln darf. Breiter als für die Spitze ist das Angebot generell für die Reihe dahinter. Doch Wolfsburg hat sich zum Beispiel nicht nur in der Tabelle herangepirscht. De Bruyne von Chelsea, den Dortmund vor der Saison haben wollte, geht wohl zum VfL. Und rauskaufen lässt sich so ein VW-Klub einen interessanten Mann wie Arnold auch nicht. Bleiben die Versuche, vielleicht Hoffenheims Volland, Hamburgs Calhanoglu oder Stuttgarts Maxim zu holen – und der internationale Markt der großen Möglichkeiten für Kreative. Siehe: die Post-Götze-Einkäufe Mkhitaryan und Aubameyang.