Dortmund. Das Wechseltheater um den polnischen Stürmer Robert Lewandowski ist beendet: Am Samstagabend unterzeichnete er einen Fünfjahresvertrag bei Bayern München, wo er angeblich neun Millionen Euro im Jahr verdient. Die Verantwortlichen des BVB reagierten gelassen auf den Wechsel.
Das neue Jahr war gerade einmal vier Tage alt, da machte Robert Lewandowski endlich Nägel mit Köpfen. Der Pole wechselt im Sommer ablösefrei von Borussia Dortmund zum deutschen Rekordmeister Bayern München, wo er am Samstagabend einen Fünfjahresvertrag bis 2019 unterzeichnete. Damit endet ein monatelanges Wechsel-Theater, das zur unendlichen Geschichte zu werden drohte und das Lwandowski selbst wiederholt befeuert hatte.
"Wir sind sehr zufrieden, dass uns dieser Transfer gelungen ist", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge: "Robert Lewandowski ist einer der weltweit besten Stürmer, er wird den Kader des FC Bayern verstärken und uns nochmals einen Schub geben." Der Pole soll nach Informationen von "Spiegel Online" knapp unter neun Millionen Euro jährlich verdienen. Am Sonntag wurde Lewandowski zum Trainingsauftakt in Dortmund zurückerwartet.
Für Watzke ein "ganz normaler Vorgang"
Beim BVB nahm man die Nachricht betont gelassen auf. "Das kommt nicht überraschend, es ist ein ganz normaler Vorgang", sagte Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der BVB-Geschäftsführung, im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc arbeite "mit Hochdruck daran, eine Alternative zu finden", so Watzke.
Bereits am frühen Samstagnachmittag waren Informationen durchgesickert, der 25-Jährige halte sich zum obligatorischen Medizincheck in der Praxis von Bayern-Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt auf. Am Abend folgte dann die offizielle Bestätigung dessen, was seit Monaten hinter vorgehaltener Hand als sicher galt: Lewandowski tauscht "Echte Liebe" gegen "Mia san mia".
Monatelanger Wirbel um Lewandowskis Wechsel
Mit dem Wechsel endet ein Tohuwabohu, das sich über das gesamte vergangene Jahr hingezogen hatte. Die jüngsten Informationen brachte zunächst der polnische TV-Journalist Mateusz Borek in Umlauf. Nach Lewandowskis Auftritt in dessen Sendung "Cafe Futbol" am vergangegen Sonntag im polnischen Fernsehen, bei dem der Stürmer noch halbherzig abgewiegelt hatte, twitterte Borek hinterher, Lewandowski habe den Bayern sein Wort gegeben. Das nur mehr winzige Fragezeichen hinter dem Wechsel werde in Kürze in ein dickes, rotes Ausrufezeichen verwandelt.
Die Bayern bekommen nun ihren Wunschstürmer und verschärfen damit die Konkurrenz im Angriff immens. Neben Mario Mandzukic (27), der zuletzt mit Italiens Rekordmeister Juventus Turin in Verbindung gebracht wurde, tummelt sich auch Routinier und Publikumsliebling Claudio Pizarro (35) im Sturmzentrum - Guardiola lässt zudem häufig mit der "falschen Neun", einem hängenden Offensivspieler in der Mitte, agieren. Doch der Rekordmeister bekommt auch einen Spieler, der während des sich anbahnenden Transfers mehr und mehr fremdgesteuert wirkte.
Lewandowskis Berater machten Druck
Seit Monaten versuchten Lewandowskis Berater Cezary Kucharski und Maik Barthel den Wechsel ihres Klienten nach München trotz bestehenden Vertrages in Dortmund zu forcieren. Über diverse Medien wurde Druck auf die Verantwortlichen des BVB ausgeübt. Auch ein Wechsel zum spanischen Rekordmeister Real Madrid wurde von Lewandowskis Landsmann Kucharski plötzlich ins Spiel gebracht. Lewandowski und seine Entourage beriefen sich dabei immer wieder auf eine Zusage seitens der BVB-Verantwortlichen, der Pole dürfe bei einem bestimmten Angebot gehen.
Im Juli ließ sich Lewandowski gar zu der Aussage hinreißen, sein aktueller Verein spiele ihm übel mit. "Ehrlich gesagt fühle ich mich von Borussia betrogen", sagte der Torjäger der polnischen Zeitung Fakt: "Ich gebe immer alles, aber dass sie mich behalten, ist nicht fair." Lewandowski drohte gar, es werde eine Zeit kommen, "wo ich mit schlechter Stimmung zum Spiel kommen werde". In Dortmund bemühte man sich um Sachlichkeit und verwies stets auf die bestehenden Vertragsverhältnisse.
Nun hat Lewandowski selbst Klarheit geschaffen. (sid)
Das Transfer-Theater im Überblick
Nach einem schier endlosen Hin und Her steht der Wechsel von Robert Lewandowski von Borussia Dortmund zum FC Bayern München endlich fest. Verfolgen Sie hier die Stationen des langwierigen Transfers.
8. Januar 2012: Bayern-Präsident Uli Hoeneß sieht Bedarf für eine "Bombe" im Sturm. An Robert Lewandowski denkt da wohl noch keiner.
12. Mai 2012: Robert Lewandowski setzt sich mit seinem Auftritt im DFB-Pokalfinale im Bayern-Gedächtnis fest. Der Pole erzielt drei Tore für Borussia Dortmund bei der 5:2-Demütigung in Berlin.
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5. Februar 2013: Medien spekulieren über intensive Verhandlungen Lewandowskis mit dem FC Bayern. Beide Vereine äußern sich nicht. Der Stürmer kündigt später eine Entscheidung für den Sommer an.
6. Februar 2013: Der FC Bayern hält sich bei den Spekulationen um einen möglichen Wechsel Lewandowskis nach München bedeckt und verweist auf die Entstehungsgeschichte. "Die Geschichte ist über einen spanischen Blog entstanden. Das ist schon eine Art Gerüchteküche, die der Küchenschabe relativ nahe kommt", sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
13. Februar 2013: Bayern-Stürmer Mario Mandzukic macht sich trotz der anhaltenden Spekulationen um einen Transfer keine großen Sorgen. "Warum sollte ich das tun? Wenn Qualitätsspieler kommen, ist das immer gut."
16. Februar 2013: BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke glaubt nicht an einen Wechsel Lewandowskis im Sommer. "Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Wenn er 2013 wechseln möchte, muss er uns irgendwann sagen, wohin er möchte. Dann werden wir prüfen, was für Borussia Dortmund das Beste ist."
17. Februar 2013: Die Zeichen im Fall Lewandowski stehen auf Trennung. "Ich glaube nicht, dass es zu einer Vertragsverlängerung kommen wird", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Er behält recht.
19. Februar 2013: Der FC Bayern sieht sich bei einer möglichen Verpflichtung des Dortmunder Torjägers nicht in Zugzwang. "Tatsache ist, dass wir drei gute Stürmer haben. Und dass wir in keinerlei Not sind", sagt Präsident Hoeneß.
25. Februar 2013: Die Zukunft von Lewandowski liegt nach Aussage seines Beraters nicht bei Borussia Dortmund. "Wer Roberts Karriere verfolgt hat, wird wissen, dass er in keinem Verein länger als zwei Jahre gespielt hat. In Dortmund spielt er bereits in seiner dritten Saison. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird wissen, was das bedeutet", sagt Cezary Kucharski im polnischen Fernsehen.
3. März 2013: Watzke gibt sich im Transfer-Poker gelassen. "Wir sind ganz frei in unserer Entscheidung." Nur wenn ein Verein komme und einen "sehr, sehr hohen Preis" biete, sei man bereit, über einen Wechsel des noch bis 2014 unter Vertrag stehenden Profis schon in diesem Sommer nachzudenken.
23. April 2013: Nach dem feststehenden Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern will Borussia Dortmund nicht auch noch Torjäger Robert Lewandowski gehen lassen. "Es ist mein absoluter Wunsch, dass er nächste Saison beim BVB spielt", sagt Watzke.
26. April 2013: Bayern München dementiert Medienberichte über einen angeblichen Vertragsabschluss. "Der FC Bayern hat entgegen dieser Meldungen keinen Vertrag mit Robert Lewandowski."
4. Mai 2013: Das Dauerthema Robert Lewandowski und ein möglicher Weggang von Borussia Dortmund bekommt immer skurrilere Züge. Real Madrids Präsident Florentino Perez soll nach dem Champions-League-Aus gegen den BVB in den Katakomben des Stadions Santiago Bernabeu um einen Wechsel beim Stürmer geworben haben.
26. Mai 2013: Nach dem Champions-League-Triumph deutet Bayern-Coach Jupp Heynckes einen baldigen Wechsel von Lewandowski. "Mario Götze wird kommen. Lewandowski wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Dann hat man noch zwei top Offensivspieler dazu."
27. Mai 2013: Ein Vereinswechsel des Dortmunder Torjägers Robert Lewandowski zu Bayern München ist nach Angaben seines Beraters Cezary Kucharski nur noch eine Frage von wenigen Wochen.
5. Juni 2013: Lewandowski strebt eine schnelle und einvernehmliche Trennung von Borussia Dortmund an. "Ich gehe davon aus, dass nun alles geklärt wird und ich diesen Sommer zu meinem Wunschverein wechseln darf. Das wäre für alle Seiten das Beste."
9. Juni 2013: Machtwort von Borussia Dortmund. "Robert Lewandowski wird 2013 definitiv nicht zum FC Bayern wechseln. Das ist endgültig! Das haben wir Robert und seinen Beratern jetzt mitgeteilt", erklärt Watzke. Der BVB schlägt damit eine hohe Ablösesumme aus.
9. Juli 2013: Der FC Bayern plant nach dem Verkauf von Torjäger Mario Gomez fest mit Lewandowski als künftigem Stürmerstar. "Ich bin durchaus optimistisch, dass der Spieler im nächsten Sommer zu Bayern München wechseln wird", erklärt Rummenigge.
17. Juli 2013: Lewandowski findet sich mit dem Verbleib beim BVB ab. "Ich muss das akzeptieren, dass ich in Dortmund bleiben muss", sagt der polnische Nationalspieler im Trainingslager in der Schweiz. Wenige Tage später sagt er: "Ich verberge nicht, dass ich mich betrogen fühle." Kein Problem für Jürgen Klopp. "Es ist alles in Ordnung. Alles, was es da noch zu besprechen gibt, wird intern besprochen."
18. August 2013: Borussia Dortmund bestätigt eine kräftige Gehaltserhöhung für den Polen. "Es ist nun so, dass ich noch ein weiteres Jahr in Dortmund bleiben werde. Wir haben alle Unstimmigkeiten beseitigt und uns ausgesprochen. Es gibt keine Probleme mehr", sagt der polnische Nationalspieler kurz danach.
25. September 2013: Lewandowski deutet an, dass sein erwarteter Wechsel Anfang 2014 fix gemacht werden dürfte. Dann dürfe er offiziell auch den neuen Vertrag unterschreiben, sagt er nach dem DFB-Pokalspiel beim Zweitligisten TSV 1860 München.
4. Januar 2014: Lewandowski unterzieht sich dem medizinischem Check, um danach einen Vertrag bei seinem künftigen Verein zu unterschreiben. (dpa)