Dortmund. . Borussia Dortmund nimmt den nun endgültig fixierten Abschied von Stürmer Robert Lewandowski zu den Bayern ohne Murren hin, hofft aber, dass dadurch kein Signal an andere Topkräfte ausgesendet wird. Die Verhandlungen mit Ilkay Gündogan haben nun große Bedeutung.

Wenn Weltuntergang eine Farbe hat, dann dieses brennende Orange-Rot, das sich am Horizont abzeichnete, als die Spieler von Borussia Dortmund ihre erste Trainingseinheit im neuen Jahr absolviert haben. Geschlossen begibt sich die Mannschaft danach zu den in der Kälte harrenden Fans, um sie mit Autogrammen zu beglücken. Auch Robert Lewandowski.

Die Apparate der Fotografen lösen aus, die Fernsehkameras laufen. Wegen des Stürmers sind fast alle da. Lewandowski posiert für Fotos, schreibt seinen Namen auf Trikots und Autogrammkarten. Der Mann vom polnischen TV begleitet ihn, stellt Fragen, immer und immer wieder – und bekommt als Antwort ein müdes Lächeln.

Nicht, dass es irgendjemanden überrascht hätte, aber aus dem Stürmer des BVB wird im Sommer ein Stürmer von Bayern München werden. Das steht seit Monaten inoffiziell und seit Samstag unumstößlich fest. Der derzeit erfolgreichste Torjäger der Liga fand sich in München zu einer medizinischen Kontrolle ein und unterzeichnete nach der Feststellung der körperlichen Leistungsfähigkeit einen Vertrag bis 2019. Sein Gehalt soll sich im Süden der Republik beinahe verdoppeln auf geschätzte neun Millionen Euro pro Jahr.

Für BVB-Trainer Klopp ändert sich nichts

„Unproblematisch“ sei das alles, sagt Trainer Jürgen Klopp nach dem ersten Training des neuen Jahres, weil Lewandowski schließlich schon im Sommer fort wollte, der BVB ihn aber nicht zum ärgsten Konkurrenten ziehen lassen wollte und auf die Erfüllung des Vertrages pochte: „Robert hat in der Hinrunde nicht in einer Sekunde den Eindruck erweckt, nicht komplett bei der Sache zu sein. Er hat jetzt noch ein sehr, sehr wichtiges halbes Jahr bei uns und das gedenken wir in vollen Zügen zu nutzen. Für uns ändert sich nichts.“

Nur eben die Kleinigkeit, dass nach Mittelfeld-Könner Mario Götze der nächste Hochkaräter zu Bayern wechselt und dort Tore schießen wird, wie er es in Westfalen auf spektakuläre Weise getan hat. Vier zum Beispiel im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid vor fast einem Jahr. Drei im Finale des DFB-Pokals 2012 – beim 5:2 gegen die Bayern. Der Transfer ist auch Münchens späte Rache für diese denkwürdige Demontage, die damals den Gipfel der sich häufenden negativen Schlagzeilen beim Branchenriesen bedeutete.

Derzeit herrscht eher beim BVB eine Unterversorgung an blendenden Nachrichten. Bei dem Versuch, Mario Götze zu ersetzen, ist in vielen Spielen das Leichte und Schöne verloren gegangen, die halbe Mannschaft fiel zwischenzeitlich verletzt aus, und in der Liga hinkt Schwarz-Gelb als Vierter den eigenen Ansprüchen hinterher. Der Lewandowski-Transfer ist nun ebenfalls nichts, das an der Strobelallee Anlass zum Jubeln gäbe. Im Gegenteil: Wieder zieht es einen der besten Borussen fort, Mitspieler registrieren dieses Signal sehr aufmerksam, weil sie sich fragen, wie wahrscheinlich es in Zukunft sein wird, Titel zu gewinnen.

Entscheidende Gespräche mit Gündogan

Umso entscheidender scheinen die Gespräche mit Ilkay Gündogan. Der BVB will mit seinem Strategen schon längst eine längere Zusammenarbeit über 2015 hinaus vertraglich festhalten, aber die Verhandlungen sind wegen Gündogans langfristiger, nun aber ausgeheilter Verletzung zum Stillstand gekommen. Unsicherheit herrscht, ob es eine Einigung geben wird. Wie bei Lewandowski vor ziemlich genau einem Jahr.

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Der Stürmer wird bald weg sein, Ersatz muss her. „Wir sind seit längerer Zeit auf der Suche“, sagt Klopp, „aber dabei dürfen wir eines nicht sein: ungeduldig. Wir müssen schauen: Wer ist verfügbar, wer ist bezahlbar.“ Doch dieser Weg wird für den BVB immer schwerer zu beschreiten sein, weil die gestiegenen Ansprüche wenig Zeit für behutsame Entwicklung lassen. Der Mann, der im Sommer Lewandowski ersetzt, muss sofort helfen können. Oder schon jetzt in der Winterpause verpflichtet werden. Doch danach sieht es bislang eher nicht aus. „Wir gehören nun einmal nicht zu den Vereinen, die sich am oberen Rand der Nahrungskette befinden“, sagt Klopp, als müsse er sich dafür rechtfertigen.

Deshalb aber die schweren Verluste in den vergangenen Jahren. Erst verschwand Nuri Sahin, dann Shinji Kagawa, dann Mario Götze – pro Jahr in der Erfolgsgeschichte einer. „Es geht immer weiter“, sagt Jürgen Klopp am Sonntag dennoch, „wir sind nicht von einzelnen Spielern abhängig.“ Mit anderen Worten: alles kein Weltuntergang. Zumindest kein schwarz-gelber.