Dortmund. Zeljko Buvac ist der große Unbekannte bei Borussia Dortmund. Seit Jürgen Klopp BVB-Trainer ist, arbeitet er in dessen Schatten als Assistent. Am Dienstag gegen Olympique Marseille aber tritt Buvac erstmals ins Rampenlicht, denn in der Champions League ist Chefcoach Klopp gesperrt.
Mit einem breiten Grinsen schlurfte Zeljko Buvac in Richtung Ausgang, vorbei an den wartenden Journalisten, die nach dem 5:0-Sieg gegen den SC Freiburg doch zu gerne ein paar Sätze aus dem Mund des Co-Trainers von Borussia Dortmund gehört hätten. "Noch nicht", rief Buvac und verschwand weiterhin grinsend durch die Tür.
Eine Szene, wie sie typischer nicht sein kann für den schweigsamen Bosnier. Er macht sich nichts aus öffentlichen Auftritten, Interviews mit ihm sind kaum bekannt. Lieber werkelt er still im Hintergrund und überlässt das Rampenlicht dem charismatischen BVB-Cheftrainer Jürgen Klopp. "Er ist der fleischgewordene Fußball-Sachverstand", sagt Klopp über seinen wichtigsten Mitarbeiter. "Er liebt den Fußball, er liebt Bundesliga und Champions League, aber ohne den ganzen Klimbim drumherum."
Am Dienstag trägt Buvac die Verantwortung
Am Dienstag aber muss Buvac mit dem Klimbim leben: Klopp ist für die Champions-League-Partie gegen Olympique Marseille (20.45 Uhr/Sky und im Live-Ticker) gesperrt, eine Kombination aus ein paar wenig freundlichen Worten und einem noch weniger freundlichen Gesicht in Richtung des Vierten Offiziellen trug ihm bei der Auftaktniederlage gegen SSC Neapel (0:2) einen Platzverweis und nun einen Innenraum-Verbot ein. Unmittelbar vor und während des Spiels darf er nun keinen Kontakt zur Mannschaft haben, die Arbeit an der Seitenlinie bleibt Buvac überlassen – inklusive aller Auswechslungen und der Halbzeitansprache.
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Ein Nachteil? "Ach", sagt Stürmer Robert Lewandowski, "ich schaue sowieso nicht oft zum Trainer. Manchmal, wenn ich wieder zu Hause bin und im Fernsehen sehe, was Kloppo gemacht hat, ist das für mich auch etwas Neues." Auch Mittelfeld-Stratege Nuri Sahin macht sich wenig Sorgen: "Zeljko ist ja Kloppos zweieiiger Zwillingsbruder", sagt er. "Die denken beide den Fußball gleich." Zumal die Vorbereitungen auf das Spiel samt Aufstellung wie immer von Klopp und Buvac gemeinsam ausgetüftelt werden.
Schon in Mainz standen Klopp und Buvac gemeinsam auf dem Platz
Sie kennen sich ja auch schon fast 20 Jahre: In Mainz standen sie in der zweiten Liga gemeinsam auf dem Platz. Schon damals war Klopp der emotionalere, aggressivere, lautere und Buvac derjenige, der still die Fäden zog. Damals trafen sie eine Abmachung: Sollte einer von ihnen jemals Cheftrainer im Profifußball werden, würde er den anderen zu seinem Assistenten machen. 2001 war es soweit: Mainz brauchte einen neuen Trainer, setzte auf den unerfahrenen Klopp - und der holte Buvac an seine Seite und nahm ihn auch mit, als er 2008 nach Dortmund wechselte.
In der Mannschaft ist der 52-Jährige hochgeschätzt: "In der Öffentlichkeit redet er fast nie, aber in der Kabine ist sein Wort Gesetz", sagt Nuri Sahin. "Er hat im Training immer wieder geile Ideen. Die Trainer ergänzen sich sehr gut und jeder in der Mannschaft hat Respekt vor ihm." Aber nicht alle Trainingsideen stoßen bei den Spielern auf ungeteilte Begeisterung. Im Trainingslager etwa steht alljährlich die von den Spielern "Schweineeinheit" getaufte Konditionsübung an, bei der 60 Minuten lang Steigerungsläufe mit Ball am Fuß zu absolvieren sind. Wer es nach einer Weile schafft, den Ball gezielt an die Latte zu treffen, darf die Einheit beenden - Spötter führen darauf die hohe Zahl der Aluminiumtreffer in dieser Saison zurück.
Klopp ist optimistisch
Doch Zweifel an Buvacs Arbeit lässt Jürgen Klopp erst gar nicht aufkommen: "An ihm wird es nicht gelegen haben, wenn es nicht klappt", sagt der Gesperrte, der nicht verraten will, wo er das Spiel verfolgen wird. "Ihr sollt dann nicht alle davor stehen und mein dann entspanntes Gesicht filmen", sagt er. Ob das Gesicht wirklich entspannt bleibt, hängt natürlich entscheidend vom Spielverlauf ab - doch Klopp ist optimistisch: "Mir tut die Situation am meisten weh", sagt er. "Der Mannschaft wird das nichts ausmachen." Zumindest dann nicht, wenn sie den neuen Mann an der Seitenlinie nicht erzürnt. "Zeljko wird besonders dann laut, wenn er unzufrieden ist", sagt Neven Subotic. "Deswegen ist alles okay – bis er unzufrieden wird."
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Zufrieden dürfte Buvac zumindest darüber sein, dass ihm der am wenigsten geliebte Teil der Trainerarbeit auch gegen Marseille wieder abgenommen wird: Eine Viertelstunde nach Spielende endet auch die Sperre von Jürgen Klopp. Gespräche mit der Presse bleiben Buvac also auch dieses Mal erspart - der Schweiger darf weiter schweigen.