Dortmund. Außenverteidiger Erik Durm ist bislang der Aufsteiger der Saison bei Borussia Dortmund. Schon mehrfach stand er in der BVB-Startaufstellung, auch in der Champions-League-Partie gegen Olympique Marseille dürfte er von Beginn an dabei sein. Dabei war alles ganz anders geplant.

Es ist gerade einmal eine Woche her, für Borussia Dortmund stand das DFB-Pokalspiel bei 1860 München an, da kam ein Mann vom Bezahlfernsehen aufgeregt in den Presseraum der Allianz-Arena gelaufen. Wie er denn die Aufstellung des BVB in sein System eingeben müsse, wollte er von den Dortmunder Journalisten wissen. Da sei dieser junge Mann dabei, Erik Durm, und wo solle er den denn bitte hinstellen?

Inzwischen dürfte sich der Name Durm ein wenig weiter herumgesprochen haben. Und dass der 21-Jährige Außenverteidiger ist, dürfte nun auch über die Stadtgrenzen von Dortmund hinaus bekannt sein. In den vergangenen drei BVB-Spielen stand Durm in der Startaufstellung, in der Bundesliga gegen Nürnberg (1:1) und Freiburg (5:0), im DFB-Pokal gegen 1860 München (2:0 nach Verlängerung).

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Das Dortmunder Verletzungspech hat auch die Außenverteidiger-Positionen erfasst, Lukasz Piszczek (rechts) fehlt langfristig, Marcel Schmelzer (links) noch drei Wochen. Das gab Erik Durm früher als erwartet die Chance, sich zu zeigen – und bislang hat er diese genutzt. Seine Seite hielt er jeweils dicht, grobe Schnitzer leistete er sich keine – und auch nach vorne agierte er couragiert und mit viel Dampf. Einzig seine Flanken waren noch verbesserungswürdig. Eine Torbeteiligung steht bislang nicht zu Buche.

Wie Piszczek umgeschult

Das aber ist ihm momentan herzlich egal: „Das ist wie im Märchen, ich möchte nie wieder aufwachen“, sagte er nach dem Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg und fügte in entwaffnender Offenheit hinzu: „Meine Eltern und ich hätten vor zwei Monaten nicht gedacht, dass ich jetzt hier stehe und Interviews gebe.“

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Denn eigentlich, so war der Plan, sollte Durm erst einmal in der Drittliga-Mannschaft des BVB Spielpraxis sammeln. Denn von Haus aus ist Durm, der vor einem Jahr vom FSV Mainz 05 kam, Stürmer. Doch das BVB-Trainerteam um Jürgen Klopp sah in ihm alle Anlagen zu einem Außenverteidiger und entschied sich, den gebürtigen Pfälzer umzuschulen – so wie man es einst mit Lukasz Piszczek erfolgreich getan hatte.

Nun muss Durm deutlich früher als erwartet zeigen, inwieweit er sich schon auf allerhöchstem Niveau zurechtfindet: Auch in der Champions-League-Partie gegen Olympique Marseille (Dienstag, 20.45 Uhr im Live-Ticker) wird er wohl von Beginn an auf dem Rasen stehen – auch wenn Trainer Jürgen Klopp am Montag noch keine Details zur Aufstellung verraten wollte.

Klopp hat "keine Bauchschmerzen"

Zutrauen würde er seinem Neuling gegen den „leider richtig guten Gegner“ Marseille allemal: „Wenn er spielen sollte, hätte ich überhaupt keine Bauchschmerzen dabei.“ Auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc ist überzeugt, dass der Härtetest gelingen wird. „Natürlich“, sagt er. „Wir werden das am Dienstag sehen. Er spielt sehr frisch und unbefangen auf der Position.“

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Die Position ist inzwischen nicht mehr die rechte Abwehrseite, für die Durm eigentlich eingeplant war, sondern die linke. „Er kann beide Positionen gut spielen und hat einfach einen Riesenschritt gemacht“, sagt Zorc. Und Durm? „Mir ist scheißegal, auf welcher Position ich spiele“, sagt er mit breitem Grinsen. „Hauptsache, ich spiele.“