Dortmund. . Sechs gemeinsame Jahre beim FSV Mainz 05 prägten die damaligen Profis gleichermaßen. Ihre Idee von Fußball, ihr Verständnis von einer Mannschaft übernahmen sie von ihrem damaligen Coach Wolfgang Frank. Nun trifft Klopp mit dem Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund erstmals in der Bundesliga auf den Aufsteiger Eintracht Braunschweig mit Torsten Lieberknecht.
Fast wirkt Jürgen Klopp (46) ein bisschen wehmütig. „An Torsten“, sagt der Trainer von Borussia Dortmund tatsächlich eher vergnügt als besorgt, „an Torsten merke ich immer, wie alt ich bin, wie die Zeit rennt.“ Mit Torsten ist ein gewisser Torsten Lieberknecht (40) gemeint, Berufskollege von Klopp in Diensten von Eintracht Braunschweig. Am kommenden Sonntag (17.30 Uhr/Sky und im Live-Ticker) treffen beide Mannschaften in diesem riesigen, gelb flimmernden Dortmunder Fußball-Tempel aufeinander. Und natürlich die beiden Trainer, die so etwas wie Freunde sind.
Dabei begann alles in den 90ern in Mainz erstmal mit einer Meinungsverschiedenheit. Die beiden Spieler belegten im Trainingslager ein Zimmer. Klopp, damals leidenschaftlicher Raucher, paffte auch auf dem Zimmer. Lieberknecht bat Klopp, künftig im Bad zu qualmen, direkt unter dem Abzug. „Nach einer Woche“, sagt Lieberknecht, „haben wir entschieden, uns neue Zimmerpartner zu suchen.“
Wenig Geld, viel Geschick
In der Nacht getrennt, einte die beiden emotionalen Typen die harte Arbeit auf dem Platz. Lieberknecht raste zu Beginn ihrer gemeinsamen Zeit die rechte Seite rauf und runter, Klopp verteidigte direkt dahinter auf der rechten Abwehrseite. Ihr Trainer hieß damals Wolfgang Frank. Ihn bezeichnen beide als den Trainer, der sie am meisten prägte.
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Frank lehrte die beiden nach eigener Aussage begrenzt talentierten Fußballer Klopp und Lieberknecht, gute Trainer zu sein. Klopp folgte ihm schnell an die Seitenlinie, wurde Mainzer Coach, befehligte auch seinen Kumpel Lieberknecht. Heute orientiert sich das Duo an Franks Idee vom Fußball des Kollektivs, an seinem Umgang mit den Spielern. „Wir kommen beide aus seiner Schule“, hat Klopp mal gesagt.
Beide haben Erfolg als Trainer
Und Lieberknecht lobt: „Wolfgang Frank war der Erste hier zu Lande, der mit einer 4-4-2-Raumdeckung spielen ließ. Auch in seiner Art, eine Mannschaft zu führen, hat er mich geprägt. Wie es ihm gelungen ist, die Spieler mitzunehmen und wirklich auch den 31. Mann total wichtig zu machen.“
Beides gelingt Klopp und Lieberknecht in der Gegenwart perfekt. Braunschweig lag am Boden als Lieberknecht kam, er schaffte mit wenig Geld und viel Geschick den Durchmarsch von der dritten in die Bundesliga. Klopp startete 2008 gleichzeitig seine Mission in Dortmund, machte aus einem gefallenen Riesen den zweifachen Deutschen Meister, Pokalsieger und Champions-League-Finalisten der vergangenen zwei Jahre.
Klopps Nachsicht
Das macht dieses Duell am Sonntag zu einem ungleichen. „Wir wissen, welche Herausforderung auf uns zukommt beim kommenden Deutschen Meister, vielleicht“, sagt Lieberknecht am Freitag. Klopp hasst solche Sätze. Normalerweise. Sie helfen nicht, im Gegenteil.
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Aber seinem Weggefährten und Bruder im Geiste sieht er das auf die ihm eigene Art und Weise nach. „Ich weiß nicht, ob er getrunken hat, bevor er das gesagt hat“, scherzt Klopp und denkt an die gemeinsamen Zeiten, berichtet vom Zorn des Mitspielers Klopp nach nicht erfolgten Pässen, über die Wut des Trainers Klopp nach Fehlpässen. „Ich musste ihm schon so viel verzeihen, da fällt das nun auch nicht mehr ins Gewicht.“