Augsburg. . Der Dortmunder Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang produziert bei seinem Bundesliga-Debüt einen Dreierpack, schreibt BVB-Geschichte – und Trainer Jürgen Klopp lobt die Mitspieler. Damit der Top-Zugang ja nicht die Rasenhaftung verliert. Klopps Strategie ist auch ein Zeichen an Pep Guardiola.
Am späten Samstagabend hat Mario Götze im Aktuellen Sportstudio erklärt, dass er den Unmut der Dortmunder Fans über seinen Wechsel nach Bayern „verstehen“ könne. Ob das dazu geeignet ist, die Schwarzgelben wieder auf Kuschelkurs zu bringen, darf bezweifelt werden. Viele Fans haben den schmalen Auftritt ihres Ex-Jungmegastars in der mit Altmegastars gespickten Sendung zum 50. Geburtstag des ZDF-Programmparts mit der feinen Patina aber auch einfach verpasst. Sie befanden sich auf der Reise von Augsburg zurück in den Revierosten, und sie waren selbst damit beschäftigt, Verständnis zu zeigen.
Einmal nämlich, nur ein einziges Mal, obwohl ihre Farben bei der 0:4-Niederlage zum Bundesligaauftakt mehr und mehr verblasst waren, hatten die Augsburger Anhänger sich mächtig aufgeregt. Das war, als die Fans des Gegners nach drei Treffern von Pierre-Emerick Aubameyang und dem 3:0-Stand-der-Dinge das Wort „Absteiger“ ins Stadion brachten. Wie ein zukünftiger Absteiger wären die Spieler aus Puppenkistenstadt aber ja gar nicht aufgetreten, befanden die reisenden Dortmunder selbstkritisch. Im Gegenteil. Deshalb hätten sie mit ihren Gesängen falsch gelegen, deshalb sei die Aufregung der Anderen zu verstehen gewesen.
Aubameyang, der Mann mit der Unter-Strom-Frisur, schreibt BVB-Geschichte
Was das alles über diese Partie und vor allem über die Leistung von Neuzugang Aubameyang bei seinem Liga-Debüt mitteilt: Dortmund hatte es schwer gegen die gut sortierte, aggressive und mutig attackierende Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl. Dessen Kollege Jürgen Klopp verkündete anschließend: „4:0 gewinnen hier nicht viele.“ Dem Mann mit der Unter-Strom-Frisur, der in Minute 81 den nicht erstklassigen Rasen verlassen durfte, fünf Minuten, bevor Robert Lewandowski per Foulelfmeter den Wert für die Statistik klar machte, wollte der Trainer allerdings den Lorbeerkranz für den „Matchwinner“ nicht aufsetzen.
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Aubameyang hat zwar für einen Höhepunkt in der Geschichtsschreibung des BVB gesorgt. Der 13-Millionen-Euro-Einkauf erzielte als Erster in seinem ersten Spiel für den Klub drei Treffer. Doch Klopp muss spätestens nach Minute 79, nachdem der 24-Jährige seinen Toren in den Minuten 24 und 66 das Tor Nummer drei hinzugesellt hatte, darüber gegrübelt haben, wie er denn wohl verhindern könne, dass sein neuer Schützling auf Wolke sieben landete. Der Trainer wählte den ausgetretenen Pfad. „Ball flach halten“, eröffnete er. „Jeder Spieltag wird Geschichten schreiben, und es wird sicher einen geben, an dem Auba nicht jeden Ball rein macht“, fügte er hinzu. Kurz streute darauf streute er ein wenig Mahnung ein: „Irgendwann ist das ja relativ leicht zu durchschauen, wenn man ihm die Bälle immer in den Lauf spielt.“ Und als Garnitur diente ihm ein Lob. Für die Mitspieler des Supersprinters: „Er ist toll eingesetzt worden.“
Kloppo-Pädagogik greift, Aubameyang beweist, dass auch die Neuen in die Startelf drängen
Außer mit seinen drei Treffern inklusive sauberer Defensivarbeit wartete Ferrari-Pilot Aubameyang aber eigentlich mit nichts auf, was Anlass zu diesem vorauseilenden Versuch, Bodenhaftung zu gewährleisten, hätte geben können. Er parlierte höflich im Französischen und zeigte sich dabei hocherfreut darüber, dass ihm ein so hübscher Einstand gelungen war. Er erwähnte, dass man insgesamt in Zukunft „hart arbeiten“ müsse. Und eine gewisse Ehrfurcht vor „la Bundesliga“ schimmerte durch, als er zum Vergleich mit der französischen Liga, in der er für St. Etienne gewirkt hatte, aufgefordert wurde: „Die Intensität ist hier viel höher.“
Habe ihm aber nichts ausgemacht, hat Aubameyang das für jeden Sichtbare auch noch einmal in französische Worte gefasst. Und das war es, was die Kloppo-Pädagogik im Visier hatte. Nach dem Abschied von Götze und der daraus folgenden Einkaufstour hat der Trainer mannigfaltige Variationsmöglichkeiten für die Offensive. Der derzeit angeschlagene Henrikh Mkhitaryan wird in die erste Elf drängen, Jakub Blaszczykowski ebenfalls, für den in Augsburg vorn agierenden Ilkay Gündogan müsste hinten wieder ein Plätzchen gefunden werden, Nuri Sahin präsentierte sich in Augsburg allerdings in früher Form. . . – Sollte Klopp die personelle Fülle klug moderieren können, wird dieses 4:0 als bedeutendes erstes Statement in Erinnerung bleiben: Ganz einsam ziehen die Pep-Bayern ihre Kreise nicht.