Dortmund. .
Der größte Tag im Fußballer-Leben von Robert Lewandowski war auch der Tag, an dem seine wohlige Zuneigung zu Borussia Dortmund, die manche Liebe nennen, schockartig abkühlte. Mittwoch, 24. April 2013: Im Halbfinale der Champions League ist Real Madrid zu Gast in Dortmund. Und die Zuschauer im Stadion und die Millionen Fans weltweit vor den Fernsehern sehen die Demonstration, die Gala von Robert Lewandowski.
Mit vier Toren erschießt der Stürmer Real Madrid im Alleingang. Er ebnet dem Klub den Weg ins Champions-League-Finale, von dem er gerade erfahren hat, dass der ihm den Wunsch verwehren wird, im Sommer 2013 zum FC Bayern München zu wechseln.
Die Woche Ende April 2013 gehörte zu den turbulentesten in der Vereinsgeschichte des BVB. Am Dienstag war bekannt geworden, dass Mario Götze von Dortmund zu Bayern wechselt. Am Mittwoch besiegte der BVB Madrid 4:1. Und am Donnerstag begann das fortsetzungsreiche Theater-Stück um Robert Lewandowski.
Gab es eine Absprache?
Alles dreht sich um eine angebliche Absprache, auf die sich der Pole und dessen Berater Cezary Kucharski und Maik Barthel berufen. Ihnen soll im März 2013 – ein Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme der Bayern – von den BVB-Oberen zugesagt worden sein, dass der Torjäger bei einem entsprechenden Erlös ein Jahr vor Vertragsende wechseln könne. Dabei soll es sich um 25 Millionen Euro handeln. Der Anwalt Tom Eilers, Sohn von Ex-DFB-Chefjustiziar Goetz Eilers und ehemaliger Mitspieler von Jürgen Klopp, soll die Details mit den BVB-Verantwortlichen besprochen haben. Die Lewandowski-Berater weisen auch auf Dokumente hin, haben diese aber bislang nicht vorgelegt.
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke bestätigt wenige Tage später im ZDF-Sportstudio, dass es eine Absprache gibt. Allerdings mit anderem Inhalt. Man habe vereinbart, sich über einen Transfer unterhalten zu können, falls ein „ordentliches Angebot“ eingehe. „Das heißt aber nicht, dass er auf jeden Fall wechselt“, stellte Watzke klar.
Ein ordentliches Angebot ging offenbar nicht ein, wobei einer der BVB-Oberen nach dem Götze-Wechsel gepoltert hatte: „Für Robert können die Bayern 100 Millionen bieten. Den geben wir im Sommer nicht ab.“
Sammer soll ein Angebot übermittelt haben
Mit den Bayern ist sich der 24-jährige Stürmer einig. Glanz, Herausforderung und Gehaltssprung hätten ihn überzeugt. Der Rekordmeister soll über Sportvorstand Matthias Sammer ein Angebot übermittelt haben, verhielt sich aber offiziell ganz ruhig. Und gewann das Champions-League-Finale gegen den BVB in London, wo Lewandowski nicht sonderlich auffiel.
Dortmund sorgte Mitte Juni für Klarheit. „Wir brauchen Planungssicherheit. Robert wird auch in der nächsten Saison beim BVB spielen“, sagte Hans-Joachim Watzke der „Süddeutschen Zeitung“. Und nachdem bislang seine Berater gestichelt hatten, äußerte nach dem Hochzeits-Urlaub auch erstmals Lewandowski latentes Unwohlsein mit der gefühlten Zwangs-Situation. „Es ist ganz anders, als wir vereinbart hatten. Ich fühle mich betrogen“, sagte er dann letzte Woche einer polnischen Zeitung.
Nach einem Missverständnis sprechen die Verantwortlichen jetzt auch wieder miteinander. Seine Berater hatten zuvor Watzke und Sportdirektor Michael Zorc mitgeteilt, Lewandowski wolle nicht reden. Der Spieler wartete indes ungeduldig auf ein Gespräch.
Bender: „Er ist wie immer“
Zum Auftakt der neuen Saison soll Lewandowski mit einer dicken Gehaltserhöhung für das letzte BVB-Jahr besänftigt werden. Das wäre aber immer noch erheblich weniger, als ihm vor Monaten für eine Vertragsverlängerung beim BVB geboten wurde. Die hätte ihn zum bestbezahlten Spieler der Klubgeschichte gemacht. Aber der Pole hatte in München zugesagt und zeigte sich auch nicht für das Werben finanzstarker ausländischer Klubs zugänglich.
Nicht nur am Samstag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr, live in unserem Ticker), sondern auch in den folgenden Spielen steht Lewandowski unter Beobachtung. Seine Mitspieler entdecken indes bislang keine Auffälligkeiten: „Er ist wie immer“, sagt Sven Bender.