Dortmund. TV-Fans in 195 Ländern und 80.000 Besucher im Stadion werden das Duell um den ersten offiziellen deutschen Fußballtitel der Saison verfolgen. Der BVB und die Bayern freuen sich auf ein tolles Spiel - und 63 Tage nach dem Wembley-Finale auf das nächste Kräftemessen. Während sich Jürgen Klopp gewohnt vollmundig gibt, mahnt Uli Hoeneß zu Demut.
Es ist ohne jeglichen Zweifel das erste Gigantenduell der neuen Saison. 63 Tage nach dem Champions-League-Finale von Wembley kämpfen die Alles-Gewinner aus München und Borussia Dortmund beim Supercup am Samstag um den ersten offiziellen Titel der Spielzeit 2013/2014. Der feierliche Rahmen passt, das Interesse ist riesig. In 195 Ländern wird der Gipfel (20.30 Uhr/ZDF/Sky) übertragen, mehr als 80.000 Fußball-Fans werden beim nächsten Kräftemessen der Dauer-Konkurrenten - diesmal in Dortmund - mitfiebern.
Eine Begegnung mit Signalwirkung? Ein erster Warnschuss für Pep Guardiolas neue Bayern, die in der Vorbereitung ausnahmslos siegten, auch gegen Guardiolas ehemaligen Arbeitgeber FC Barcelona? "Wir wollen alles raushauen, was möglich ist", kündigte BVB-Chefcoach Jürgen Klopp gewohnt vollmundig an. Auch für Sportdirektor Michael Zorc ist die Begegnung eine wichtige Standortbestimmung: "Wir wollen den ersten Titel der Saison und freuen uns auf ein tolles Spiel." Von einer Revanche für Wembley wollte BVB-Profi Mats Hummels nichts wissen: "Wir wollen gegen eine der besten Mannschaften der Welt, vielleicht sogar gegen die weltbeste, gewinnen."
Hoeneß: "Die Höhenluft ist unser größter Gegner"
Den in der vergangenen Spielzeit übermächtigen Bayern Angst machen - das ist das Ziel. Daraus gewinnt ganz Fußball-Dortmund bei allen Verletzungssorgen seine Motivation. Mario-Götze-Ersatz Henrikh Mkhitaryan und Lukasz Piszczek fehlen, Jakub Blaszczykowski und Pierre-Emerick Aubameyang sind angeschlagen. Trotzdem "wird keine B-Elf spielen", kündigte Zorc gelassen an.
Klar. Es geht auch um Prestige und Renommee. Für Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist vor dem ersten möglichen Titel dieser Spielzeit sogar der Moment gekommen, Guardiola und Co. vor Übermut zu warnen. "Wenn man ganz oben ist, kommt die Höhenluft. Von der dürfen wir nicht zu viel einatmen. Die Höhenluft ist unser größter Gegner", sagte er der "Bild"-Zeitung. Gleichwohl hat Hoeneß keine elementaren Befürchtungen, dass der Schlendrian einkehren könnte an der Säbener Straße: Der Konkurrenzkampf im Bayern-Kader erlaube es keinem, "sich zurückzulehnen. Wer sich ausruht, verliert.
Auch bei Bayern sind noch nicht alle topfit
Für Guardiola wird das Duell "mein erstes offizielles Spiel". Und der Katalane versprach: "Wir werden gut vorbereitet sein und ein gutes Spiel abliefern." Überbewerten wollte er die Begegnung um das "Titelchen" Supercup allerdings nicht: "Es ist erst der Anfang der Saison, es ist noch eine long, long road zu machen."
Auch der Triple-Sieger, bei dem Guardiola im ersten Monat seiner Amtszeit mehr als nur kosmetische Veränderungen angeschoben hat, ist noch im Findungsprozess. Wichtige Spieler wie Javier Martinez und der brasilianische Abwehrchef Dante sind gerade einmal eine gute Woche im Mannschaftstraining, Bastian Schweinsteiger ist nach seiner Fußoperation erst auf dem Weg zurück. Neuzugang Götze, 37-Millionen-Euro-Einkauf aus Dortmund, noch nicht fit.
Beim Supercup 2012 schlug Bayern den BVB mit 2:1
Doch die bajuwarischen Dominatoren der Vorsaison demonstrierten auch ohne ihn beachtliche Frühform. In neun Testspielen gab es neun Siege, die Tordifferenz von 61:3 ist signifikant gut. "Bis jetzt bin ich zufrieden, aber wir brauchen noch ein bisschen mehr Zeit", sagte Guardiola. Sein Team müsse in Zukunft mit noch "weniger Berührungen" spielen. Und: "Wir müssen vielleicht im Abschluss noch etwas besser werden." Auch Kapitän Philipp Lahm stellte fest: "Es geht schon noch deutlich besser - offensiv wie defensiv."
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Zur Erinnerung: Nach zuvor fünf Niederlagen in Serie hatte der FC Bayern vor einem Jahr im Supercup gegen den BVB gewonnen - übrigens mit 2:1, wie später im großen Königsklassen-Finale. "Das ist Balsam für die bayerische Seele", hatte seinerzeit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge konstatiert. Nach der Traumsaison 2012/2013 sind seine Bayern ohnehin wieder die von allen Gejagten. Für den BVB bleiben die Münchner "der Topfavorit auf die deutsche Meisterschaft" (Zorc). Man könne nicht erwarten, jedes Jahr, wie zuletzt 2011 und 2012, vor den Bayern zu stehen, sagte Zorc. Aber den Erzrivalen gewaltig ärgern - das wollen sie auf jeden Fall. (dpa)