Dortmund. Mit einem 4:2-Sieg endete das Heimspiel von Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg – und das, obwohl Jürgen Klopp seine Startelf kräftig umgebaut hatte. Doch trotz des Siegs wurde deutlich, dass es dem BVB-Kader noch in der Breite fehlt.
Es war eine ungewohnte Erfahrung, die BVB-Profi Sven Bender während des Spiels von Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg (4:2) machte: „Dass Nuri und ich die Älteren im Mittelfeld sind, das ist mir auch noch nie passiert“, meinte der 23-Jährige. Denn vor Bender und dem ein Jahr älteren Bender hatten sich von rechts nach links aufgereiht: Jonas Hofmann (20 Jahre alt), Moritz Leitner (20) und Leonardo Bittencourt (19).
Und davor spielte mit Mittelstürmer Julian Schieber (24) auch nicht gerade ein alter Hase. BVB-Trainer Jürgen Klopp hatte seine Offensive komplett neu zusammengestellt, dazu nahm Kevin Großkreutz auf der rechten Abwehrseite den Platz von Lukasz Piszczek ein und im Tor stand statt Roman Weidenfeller der Australier Mitchell Langerak. Im Hinblick auf das kommende Champions-League-Spiel beim FC Malaga (Dienstag, 20.45 Uhr/Sky und im Live-Ticker) wurde kräftig durchrotiert.
„Von der Formation her war es sicherlich etwas ganz Anderes“, meinte Schieber. „Aber wir haben das gleiche System gespielt wie immer und jeder Spieler weiß, was er auf seiner Position zu tun hat. Und darum hat es auch ganz gut funktioniert.“ Tatsächlich enttäuschte keiner der aufgestellten Spieler. Und doch zeigte die Partie gegen Augsburg, dass dem BVB auf ganz hohem Niveau die Alternativen fehlen.
BVB-Boss Watzke lobt Lewandowski
Zum Beispiel Julian Schieber: Der Mittelstürmer erzielte zwar zwei Tore und erfüllte damit den wichtigsten Arbeitsauftrag eines Stürmers. Dass das aber nicht alles ist, verdeutlichte ausgerechnet BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, als er den etatmäßigen Stürmer Robert Lewandowski lobte: „Man darf Robert nicht nur über seine Tore definieren“, sagte Watzke. „Wenn man den Pass auf Jonas Hofmann vor dem 2:2 gesehen hat, da gibt es nicht viele Mittelstürmer, die über ein solches technisches Vermögen verfügen.“
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Wie eben Schieber, der sich zwar erkennbar bemühte, seine erneute Startelf-Chance zu nutzen, der aber trotz seines Doppelpacks erneut bewies, dass er die Lücke, die ein Lewandowski hinterlässt, nicht schließen kann. Er rackerte, er lief viel – aber er lief auch oft verkehrt, seine Laufwege passten nicht zu denen seiner Mannschaftskollegen; häufig hielt er die Bälle zu lang, dann wieder spielte er die falschen Pässe oder verlor den Ball gleich an den Gegner. Abgesehen von seinen beiden Treffern gelang ihm wenig, was bleibenden Eindruck hinterließ.
Eine technisch deutlich anspruchsvollere Vorstellung gelang den Spielern hinter ihm: Leonardo Bittencourt und Moritz Leitner ließen ein ums andere Mal ihre technischen Fähigkeiten aufblitzen, spielten einige blitzsaubere Pässe und kombinierten ein ums andere Mal sauber durchs Mittelfeld. In der Abstimmung untereinander allerdings offenbarten beide Nachholbedarf: So zog Bittencourt ein ums andere Mal vom linken Flügel nach innen, Leitner allerdings interpretierte seine Zehner-Rolle sehr starr und wich dann zu selten auf den Flügel aus – so wurde es im Zentrum oft zu eng und die Außenbahn verwaiste, was der BVB-Offensive nicht immer gut tat. Trotz klarer Feldüberlegenheit kamen die Dortmunder so nur zu wenigen klaren Torgelegenheiten.
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Hofmann zeigt bei Startelf-Debüt spielerische Klasse
Am nachdrücklichsten auf sich aufmerksam machte Julian Hofmann bei seinem Startelf-Debüt. Bislang hatte er erst eine Bundesliga-Minute gegen 1899 Hoffenheim zu Buche stehen und war deswegen, wie er später gestand, gehörig nervös. Doch mit zunehmender Spieldauer fand er immer besser in die Partie. Bei seiner Vorlage auf Julian Schieber zum 2:2 (52.) bewies er Übersicht, bei seiner feinen Vorarbeit für Mario Götze nach Doppelpass mit Nuri Sahin kam noch eine gehörige Portion spielerische Klasse hinzu – wie auch in einigen anderen Szenen.
Körperlich allerdings, das zeigte dieses Spiel auch, hat Hofmann noch Nachholbedarf, in dieser Disziplin waren ihm die rustikalen Augsburger Verteidiger deutlich überlegen. Wie die gesamte BVB-Offensive zeigte er deutlich mehr Durchschlagskraft, als nach 52 Minuten Lewandowski und Mario Götze für Leitner und Bittencourt kamen. „Dass die beiden eine Riesenqualität haben und schon mit deren Präsenz auf dem Platz den Gegner etwas einschüchtern, ist ja klar“, sagte Bittencourt. Subtext: Die Spieler aus der zweiten Reihe tun das (noch) nicht.
Auch deshalb konnte der FC Bayern München schon am 28. Spieltag die Rückeroberung des Meistertitels feiern: Will Bayern-Trainer Jupp Heynckes rotieren, stehen ihm Spieler der Güteklasse Mario Gomez, Claudio Pizarro, Arjen Robben, Xherdan Shaqiri oder Rafinha zur Verfügung, der Qualitätsunterschied zur ersten Mannschaft hält sich in engen Grenzen. Jürgen Klopp dagegen hat neben Schieber, Leitner, Bittencourt und Hofmann noch Oliver Kirch und den wackeren Kevin Großkreutz aufzubieten, für den die Luft auf allerhöchsten Niveau aber auch gehörig dünn wird.
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Auch deshalb hatte BVB-Boss Watzke erst kürzlich substanzielle Investitionen angekündigt, um den Kader vor allem in der Breite zu verbessern. Dass dies nötig ist, hat – trotz des 4:2-Siegs – das Spiel gegen Augsburg wieder einmal bewiesen.