Dortmund. . Er gilt als eines der größten deutschen Mittelfeld-Talente: Leonardo Bittencourt, der im Sommer für rund drei Millionen Euro von Energie Cottbus zu Borussia Dortmund wechselte. Gegen den SC Freiburg kam er zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz und konnte gleich sein erstes Tor bejubeln.

Leonardo Bittencourt strahlte über das ganze Gesicht. In den vergangenen Monaten hatte es für ihn persönlich nicht allzu viel Anlass dazu gegeben; er war eher dabei gewesen als mittendrin, wenn beim BVB Fußball gespielt wurde, hatte abwechselnd auf der Bank und der Tribüne gesessen und seine auffälligste Szene im Dortmunder Trikot war wohl jene, als er Felipe Santana nach dem Kopfballtor gegen Donezk dessen kahlen Schädel küsste.

Bittencourt, so erzählte es Santana damals, hatte den Treffer des Innenverteidigers vorhergesagt. Und auch vor dem furiosen 5:1-Sieg gegen des SC Freiburg wagte der 19-jährige Mittelfeldspieler den Blick in die Zukunft: „Ich habe zu Nuri gesagt, heute machst du einen“, grinste er. „Und dann macht er gleich zwei.“

Lob von Nuri Sahin und Michael Zorc

Doch der 1,70 Meter kleine Bittencourt freute sich weniger darüber, dass auch dieses Mal seine Prophezeiung eingetroffen war, sondern vielmehr darüber, dass er neben seinem Talent zum Hellsehen endlich auch einmal wieder sein Talent zum Fußballspielen vorführen durfte. In der 76. Minute hatte BVB-Trainer Jürgen Klopp ihn eingewechselt, nur zwei Minuten später drückte er einen Pass von Robert Lewandowski ins Tor. „Zwei Spiele, ein Tor – keine schlechte Quote, oder?“, flachste Bittencourt, dessen erster Bundesliga-Auftritt die bittere 1:2-Heimpleite gegen Schalke 04 am achten Spieltag gewesen war.

Und beinahe wäre zum Treffer noch eine Torvorlage hinzugekommen, doch Lewandowski konnte den hübschen Pass des Mittelfeldspielers nicht verwerten. „Das wäre zu schön gewesen, wenn er den rein macht, habe ich gleich noch einen Assist“, meinte Bittencourt, aber auch so war ihm einiges an Lob sicher: „Er soll jetzt nicht so abheben“, sagte Nuri Sahin zwar, und hob extra die Stimme, als Bittencourt gerade grinsend an ihm vorbeilief. „Aber Leo hat in dieser Woche gut trainiert und das freut uns alle.“ Ähnlich äußerten sich auch die Vorgesetzten: „Leo hat schon eine sehr gute Trainingswoche gehabt, hat der Trainer gesagt“, meinte etwa BVB-Sportdirektor Michael Zorc. „Und man hat auch gesehen, dass er ein richtig guter Fußballer ist.“

Bittencourt ist jüngster deutscher U21-Nationalspieler aller Zeiten

Bittencourts Talent ist unbestritten, unter anderem ist er jüngster deutscher U21-Nationalspieler aller Zeiten. Allein: Bislang hatte er das höchst selten zeigen können, neben dem Spiel gegen Schalke hatte es nur für je einen Kurzeinsatz in DFB-Pokal und Champions League gereicht. Meist kam Bittencourt, dessen Vater Vater Franklin in der Bundesliga einst für den VfB Leipzig und Energie Cottbus auflief, in der Dortmunder U 23 in der 3. Liga zum Einsatz.

Und wie so häufig in solchen Fällen keimten in den vergangenen Tagen Wechselgerüchte, zumal sich Hannover 96 nicht uninteressiert am Dortmunder Reservisten zeigte, der im Sommer für rund drei Millionen Euro Ablöse vom FC Energie Cottbus zum Deutschen Meister gewechselt war. „Mein Anspruch ist es, mich beim BVB durchzusetzen. Sonst hätte ich hier nicht unterschrieben“, kommentierte der Nachwuchsspieler dies gegenüber der Bild. „Aber natürlich will ich häufiger spielen und regelmäßiger meine Einsatz-Zeiten bekommen.“

Ein knallhartes Dementi war dies nicht, aber immerhin schon ein Bekenntnis zu seinem derzeitigen Arbeitgeber – auch wenn es alles andere als einfach werden dürfte, sich im mit Stars gespickten BVB-Mittelfeld durchzusetzen. Ob und wann ihm das gelingen könnte, das vermag derzeit nicht einmal der ansonsten so glänzende Hellseher Bittencourt mit Sicherheit sagen.