Dortmund. . Am Mittwoch geht’s los. Bayern München empfängt im Viertelfinale des DFB-Pokals Borussia Dortmund. Fußball-Deutschland fiebert dem Duell zwischen Rekordpokalsieger und Titelverteidiger entgegen. Reinhard Rauball beobachtet das Duell sowohl als BVB-Präsident als auch als Liga-Präsident.
Am Mittwoch (20.30 Uhr in der ARD, Sky und in unserem Live-Ticker) geht’s los. Bayern München empfängt im Viertelfinale des DFB-Pokals Borussia Dortmund. Fußball-Deutschland fiebert dem Duell zwischen Rekordpokalsieger und Titelverteidiger entgegen. Etwa 15 Millionen TV-Zuschauer dürften für eine Rekordquote im Pokal sorgen. Dienstag fliegt der BVB-Tross nach München. Mit an Bord: Reinhard Rauball. Vorher stellte er sich noch zum ungewöhnlichen wie exklusiven Doppel-Interview: Rauball beobachtet das Duell sowohl als BVB-Präsident als auch als Liga-Präsident.
Herr BVB-Präsident Rauball, der Pokal-Gipfel rückt näher...
Reinhard Rauball: ...und ich habe lange nicht solche Vorfreude auf ein Fußballspiel gespürt. Weder persönlich noch bei den BVB-Fans. Das ist das vorweggenommene Endspiel. Und wir haben noch das 5:2 aus dem Finale 2012 im Kopf. Fast alle Gespräche beginnen derzeit mit dem Satz „Ich wollte dich was fragen. Gibt es eine Chance auf eine Karte?“
Was antwortet Reinhard Rauball?
Rauball: Es sind seit langem alle Karten weg. Wir hätten gerne das Kontingent vom Endspiel im letzten Mai.
Wer eine Karte hat, darf sich also glücklich schätzen.
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Rauball: In der Tat. Dieses Spiel zweier außergewöhnlicher Teams bürgt für fußballerischen Hochgenuss. Beide Mannschaften haben enorme Fähigkeiten in der Offensive. Es stoßen zwei von der Grundstruktur her ähnliche Mannschaften aufein-ander, die eine unterschiedliche Nuancierung beim Umschalten von Abwehr auf Angriff haben.
Bayerns "Vorsprung in der Tabelle lässt keine Interpretationen zu"
Sprechen wir kurz über Ihren BVB. In den letzten sechs Pflichtspielen lautet die Bilanz gegen die Bayern fünf Siege und ein Unentschieden. Klingt ziemlich gut.
Rauball: Unsere Mannschaft fährt mit breiter Brust nach München. Wir haben Robert Lewandowski wieder dabei. Und gegen Top-Mannschaften hat der BVB in dieser Saison national und international immer Top-Leistungen gezeigt. Die Zuschauer im Stadion und die Millionen vor den Fernsehern können sich also freuen.
Ihr Gegner Bayern ist gerade auch ganz gut in Form. Sechs Siege zum Rückrundenauftakt und erst acht Gegentore in 23 Saisonspielen.
Rauball: Wer die sportliche Leistung der Bayern nicht anerkennt, dem unterstelle ich Nähe zum Verbohrtsein. Der Vorsprung in der Tabelle lässt keine Interpretationen zu.
Bundesliga hat "Italen deutlich verdrängt" und die "Premier League ist in Reichweite"
Wechseln wir die Perspektive, Herr Liga-Präsident Rauball. Die Bayern haben den spanischen Nationalspieler Javi Martinez für 40 Millionen Euro geholt. Im Sommer kommt Trainer Pep Guardiola. Sprechen solche Wechsel für die Attraktivität der Bundesliga?
Rauball: Ich sehe die Entwicklung als zwangsläufig an. Die wirtschaftliche Solidität und das kreative Wachstum der Bundesliga sind nicht auf Blasen aufgebaut. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, mit Investitionen in jeder Beziehung in neue Dimensionen vorzudringen. Die Bundesliga hat enorm aufgeholt, was ihren Stellenwert im Ausland anbelangt. Italien haben wir deutlich verdrängt. Den sportlichen und wirtschaftlichen Vergleich mit der spanischen Liga müssen wir nicht scheuen. Selbst die Premier League ist in Reichweite, wie wir nicht erst seit dem Bayern-Erfolg beim FC Arsenal in London wissen.
In der Champions League sind gleich drei deutsche Klubs auf dem Weg ins Viertelfinale. Da freuen Sie sich als Liga-Funktionär auch über Erfolge von Schalke 04, oder?
Rauball: Ja, im Interesse des deutschen Fußballs gönne ich jedem Klub, dass er weiterkommt. Die Freude wäre allerdings bei einem direkten Duell im Viertelfinale begrenzt. Sollte es dazu kommen, könnten wir mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn zum Auswärtsspiel fahren…
Der BVB hat am Montag beeindruckende Wirtschaftszahlen vermeldet. Die Bayern haben einen Rekordumsatz. Die Auslandsvermarktung der Liga floriert und die Stadien sind, wie auch am Mittwoch in München, voll.
Die Liga will "Nähe zur Fangemeinde halten und festigen"
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Rauball: In der Tat sind die erwähnten Wirtschaftszahlen beeindruckend. Was den Zuschauerzuspruch der Liga angeht, musste man aber zuletzt auch feststellen, dass sich hier und da Lücken auf einigen Tribünen aufgetan haben. Wir müssen aufpassen, dass wir den positiven Grundzustand festigen. Wir müssen die Nähe zur Fangemeinde halten und festigen und bezahlbare Eintrittspreise bieten. Beides sind hohe Güter der Bundesliga.
Ein weiteres Gut der Liga ist, dass jeder jeden schlagen kann. Gerade erst ist der Doublesieger BVB in Dortmund gegen den mittelmäßigen HSV 1:4 unter die Räder gekommen.
Rauball: Es ist ein Ruf, der der Bundesliga vorauseilt und der für Attraktivität sorgt. Es gibt Leute, die sagen, das schadet der Spitze. Ich sage, dass es der Spitze hilft, wenn sie sich im wöchentlichen Wettkampf beweisen muss. Wenn dir jede Mannschaft ein Bein stellen kann, verlangt das dauerhafte Spitzenleistung. Allerdings: Für die Bayern gilt die Regel im Moment nicht.
Ist deshalb der BVB gefordert, die Unschlagbaren zu schlagen? Spätestens im Elfmeterschießen? Das war im Champions-League-Finale nicht so die Sache der Bayern.
Rauball: Ich halte mich mit Vorhersagen zurück. Meine Hoffnung für Mittwoch ist aber klar.