Bayer-Leverkusen-Sportchef Rudi Völler musste sich nach dem 2:3 gegen Borussia Dortmund “lange zurückerinnern, in der BayArena so ein tolles Spiel miterlebt zu haben“, BVB-Trainer Jürgen Klopp freute sich über “verdiente, aber glückliche“ Big Points und mutmaßte: “Hier werden nicht viele Mannschaften gewinnen.“
Borussia Dortmund gewann die Punkte, doch auch Bayer Leverkusen durfte sich als Sieger eines spektakulären Fußball-Krimis fühlen. "Schade, es war ein großes Spiel", schwärmte Bayer-Sportchef Rudi Völler nach dem 2:3 am Sonntagabend. "Ich muss mich lange zurückerinnern, in der BayArena so ein tolles Spiel miterlebt zu haben." Dabei war die Werkself näher an einem Sieg gegen den BVB als zuvor in der Champions League die europäischen Topclubs Real Madrid und Manchester City.
26 Torschüsse gegen die Dortmunder, 57 Prozent Ballbesitz und 12:4- Ecken illustrieren, was für ein Offensiv-Feuerwerk Bayer bei der Aufholjagd nach dem BVB-Doppelschlag durch Marco Reus (3. Minute) und Jakub Blaszczykowski (9./Foulelfmeter) abbrannte. "Wenn man bei so einem Spiel vorher Spitzenspiel drauf schreibt und dann so etwas drin ist, ist das schon schwer in Ordnung. Unser Sieg ist verdient, aber auch glücklich", sagte Meistertrainer Jürgen Klopp, der während des Spiels von einem Leverkusen-Fan mit einer Gummibärchen-Tüte attackiert worden war.
Reinartz: "Es gibt viele Dinge, die heute bitter waren"
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Fix und fertig war BVB-Geschäftsführer Hans-Jürgen Watzke nach dem wohl besten Bundesligaspiel der Saison. "Für meine Nerven war das nicht so gut", stöhnte er nach dem Gewinn des "Big Points" und der Eroberung des zweiten Tabellenplatzes. "Ja, das wurde auch Zeit. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass wir dort hingehören."
In dieser Saison standen die Dortmund zuvor nur am 13. Spieltag auf dem Rang des - wenn auch abgeschlagenen - Verfolgers von Bayern München (minus 12 Punkte). Danach eroberten und verteidigten die Leverkusener den zweiten Platz. "Es gibt viele Dinge, die heute bitter waren", meinte Bayer-Profi Stefan Reinartz. "Nicht nur, dass ich zwei Tore geschossen und wir dennoch verloren haben."
Wollscheid: "Ich habe die Mannschaft um ihren Lohn gebracht"
Mit seinen Treffern (58./62.) hatte er den Rückstand egalisiert und hätte der Held des Fußball-Dramas werden können - wenn nicht Philipp Wollscheid mit einem zu laschen Rückpass die Vorarbeit zum 3:2 durch BVB-Torjäger Robert Lewandowski (64.) gegeben hätte. "Das war mein Fehler. Was passiert ist, ist unerklärlich. Ich habe die Mannschaft um ihren Lohn gebracht", bekannte Wollscheid zerknirscht.
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"Hier werden nicht viele Mannschaften gewinnen. Uns ist es gelungen, und das ist aller Ehren wert", meinte Klopp. "Die Qualität bei den Leverkusenern ist einfach da. Da ist ein Plan zu erkennen." Der BVB hatte nicht den besten Tag bei Bayer erwischt, dafür einen optimalen Rückrundenstart mit drei Siegen und 11:2-Toren hingelegt.
Nur der FC Bayern war in den Spielzeiten 1998/99 und 1981/82 besser nach der Winterpause aus den Startlöchern gekommen. "Jetzt haben wir zwei Heimspiele vor der Brust, in denen wir idealerweise auch punkten. Von daher sieht es eigentlich gut aus", meinte Watzke vor den Partien gegen den Hamburger SV und Eintracht Frankfurt.
Personalsorgen beim BVB
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Allerdings muss er sich Sorgen um einige seiner Nationalspieler machen. Sowohl sein Starduo Mario Götze (viraler Infekt) und Marco Reus (Adduktorenzerrung) mussten das Länderspiel am Mittwoch gegen Frankreich absagen, als auch Marcel Schmelzer (Prellung). Außerdem laboriert Ilkay Gündogan an einer Außenbanddehnung.
Trotz der Enttäuschung, den Meister angeknockt, aber nicht in die Knie gezwungen zu haben, will Bayer 04 den Kampf um die Rückkehr in die Champions League unbeirrt fortsetzen. "Es gibt keinen Grund nach so einem Spiel liegen zu bleiben", sagte Völler. Ähnlich sieht es Cheftrainer Sascha Lewandowski: "Wir wollen das Positive mitnehmen. In vielen Bereichen haben wir uns mit dem BVB auf Augenhöhe messen können."
Das Selbstbewusstsein der Spieler des Abonnement-Vizemeisters hat nach dem Dämpfer im Verfolgerduell nicht gelitten. "Auch vor dem Spiel hat keiner gezweifelt, dass wir da oben zurecht stehen und wir großes Potenzial haben", meinte Nationalspieler André Schürrle. (dpa)