Leverkusen. Trotz des 3:2-Erfolgs im Spitzenspiel in Leverkusen war die Stimmung im BVB-Kabinentrakt mäßig. Die Defensive wackelte und etliche BVB-Spieler trugen Blessuren davon. Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan müssen wohl die Reise zur Nationalmannschaft absagen.
Strahlemänner suchte man in den Reihen der BVB-Profis vergeblich, als es in den Katakomben der BayArena darum ging, das Topspiel des 20. Spieltags Revue passieren zu lassen. Obwohl das 3:2 bei der Werkself den Sprung auf Tabellenplatz zwei bedeutete, obwohl BVB-Chef Hans-Joachim Watzke einen „Big Point“ auf dem Konto der Borussia ausgemacht hatte, konnte man eine Menge Sorgenfalten in den Gesichtern der Dortmunder Profis ausmachen.
Eine Ursache: Der Doublesieger hatte eine Menge Körner gelassen. Marcel Schmelzer zum Beispiel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, humpelte an den Journalisten vorbei. Seine Rettungstat gegen Sidney Sam Mitte der zweiten Halbzeit war nicht folgenlos geblieben. Auch Ilkay Gündogan lief nicht gerade rund auf dem Weg Richtung Mannschaftsbus.
Länderspiel-Einsatz von Gündogan und Schmelzer fraglich
„Jeder von uns hat sich total verausgabt“, meinte Mats Hummels. „Fast keiner ist aus diesem Spiel ohne Blessuren herausgekommen.“ Im Fall von Schmelzer und Gündogan wohl größere Blessuren. Bestätigen wollten es die BVB-Verantwortlichen noch nicht, aber für beide scheint sich zumindest der Frankreich-Ausflug mit der Reisegruppe um Bundestrainer Löw am Mittwoch erledigt zu haben.
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Der zweite Grund der mäßigen Stimmung vor dem BVB-Kabinentrakt: die wackelige Defensive, die gegen Bremen und Nürnberg noch so stabil anmutete. Schon in der Anfangsviertelstunde kamen Castro (2.) und Kießling (14.) im Rücken der BVB-Innenverteidigung unbehelligt zum Abschluss. Castros lupfte drüber, Kießling köpfte vorbei.
Kritik von Santana: „Haben als Mannschaft nicht gut verteidigt“
In den 20 Minuten nach dem Seitenwechsel jedoch brannte beinahe es im Minutentakt. Weil die Abstimmung des Duos Santana/Hummels nicht passte, weil Lukasz Piszczek einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. „Wir haben immer wieder Pässe in die Schnittstelle der Innenverteidiger bekommen“, sagte Schmelzer. „Natürlich hat es Leverkusen auch gut gemacht. Aber wir haben nicht gut gestanden.“ Auch Hummels räumte ein: „Wir dürfen nicht so viele Großchancen zulassen, wie wir es getan haben.“ „Unsere Abwehr fängt schon vorne an. Wir haben in der zweiten Halbzeit als Mannschaft nicht mehr gut verteidigt“, meinte Felipe Santana.
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Bei den Bayer-Treffern durch Reinartz war es zunächst Piszczek, der Vorlagengeber Kießling ziehen ließ. Wenig später verlor Sven Bender, ebenfalls nicht in gerade in Gala-Form, das entscheidende Kopfballduell.
BVB-Torwart Langerak hält das, was er halten muss
Zuvor schon hatte Mitch Langerak zweimal all sein Können aufbieten müssen. Gegen Sam (48.) und Kießling (50.) rettete der Weidenfeller-Ersatz in Weltklasse-Manier. Ansonsten hielt er das, was er halten musste. Der Australier war daher auch einer der wenigen, die in der Mixed Zone noch ein Lächeln übrig hatten. Letztlich freute er sich über ein „great spectacle“.
Dieses Spektakel wurde es, weil der glänzend aufgelegte Robert Lewandowski direkt nach dem Ausgleich mit dem 3:2 antwortete. „Seitdem er bei uns die Nummer eins im Sturm ist, wird er immer besser. Er ist ganz wichtig für unsere Mannschaft“, lobte Marcel Schmelzer den polnischen BVB-Stürmer, der zwei Elfmeter provoziert, das 1:0 durch Reus eingeleitet und selbst einen Treffer erzielt hatte.
Unterm Strich: ein hart erkämpfter Sieg. Allerdings auch eine logische Konsequenz der letzten Wochen, wenn man „Aki“ Watzke folgen mag. Wie es sich anfühle, jetzt wieder auf Platz zwei zu stehen, wurde der BVB-Boss gefragt. „Das wurde Zeit. Ich hatte eigentlich schon länger das Gefühl, dass wir da hingehören.“