Dortmund. . Borussia Dortmunds verlorener Sohn Nuri Sahin ist wieder da. Und Borussias Glück ist, dass zugleich Ilkay Gündogan da ist; der Mann, der Sahin vor eineinhalb Jahren nachfolgte - der Mann der im Sportstudio noch einmal die alte Geschichte vom “großen Bruder“, von Nuri Sahin, erzählte.

Als Nuri Sahin den Rasen betritt, zuppelt er wieder an seiner Hose. Dann holt er tief Luft, läuft los, und presst die Luft nach nur wenigen Schritten wieder heraus. Seine Lippen vibrieren dabei wie die Flügel einer Libelle. Die Endorphine tanzen. So gesehen bereits in Bremen, und jetzt wieder, im Heimspiel ge­gen Nürnberg. Später, nachdem der Rückkehrer allein vor der Südtribüne von eben dieser gefeiert worden ist, wird er sagen: "Es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Für den Empfang kann ich mich nur bedanken, denn das ist nicht selbstverständlich. Es macht mich glücklich."

Nuri Sahin ist wieder da. Und Borussias Glück ist, dass zugleich Ilkay Gündogan da ist; der Mann, der Sahin vor eineinhalb Jahren nachfolgte, ohne auch nur zu irgendeinem Zeitpunkt sein Nachfolger sein zu wollen. Der Mann, der zu Beginn seiner Karriere von seinem Vorgänger, der nun seinerseits nicht Nachfolger wird sein können, gelernt hat. Der Mann, der seinem jetzigen Ne­benmann dankbar ist. Am Samstag erst hat Gündogan im Sportstudio noch einmal die alte Geschichte vom "großen Bruder" erzählt, der Sahin sei, weil er ihm bei der ersten Begegnung Unterstützung und seine Telefonnummer angeboten hat.

Viele bei Laune, alles im Lot

Nun, heute dreht der kleine Bruder das große Rad. Ilkay Gündogan hatte gegen Nürnberg die meisten Ballkontakte – nicht in diesem Spiel, sondern in der kompletten Saison. Und er spielte diesen einen fiesen Pass, der das Spielfeld überbrückte, die FCN-Abwehr sprengte und zum 1:0 führte. Es läuft gut bei Gündogan – und somit auch beim BVB.

Der Double-Sieger ging gegen Nürnberg wie schon in Bremen früh in Führung, baute diese zeitig aus und ließ danach nichts mehr zu.

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Daraus ergeben sich Möglichkeiten, ja, Annehmlichkeiten: Sahin kann sich über Kurzeinsätze verloren gegangene Sicherheit zurückholen; als Basis für eine seiner Klasse entsprechende Form. Gleichzeitig können andere mit ihren Kräften haushalten. Am Freitag durften Sebastian Kehl und Jakub Blaszczykowski vorzeitig von der Platte, zuvor in Bremen waren es Mario Götze und Marco Reus. So bleiben viele Spieler bei Laune, und alles im Lot.

Und es bleibt Zeit, sich für künftige Herausforderungen zu wappnen. Wie bereits in Bremen ist Ilkay Gündogan auch gegen Nürnberg in der Schlussviertelstunde eine Position nach vorne auf die Planstelle Nummer zehn gerückt. Dort spielt beim BVB normalerweise Mario Götze. Welch Auswahl! Und Nuri Sahin? Der sagte noch: "Ich möchte den Fußball zeigen, der mich zu dem gemacht hat, der ich bin. Sowohl den Fans als auch der Mannschaft bin ich das schuldig." Ein Satz, der auch von Ilkay Gündogan hätte sein können. Die beiden sind offensichtlich Brüder im Geiste.