Dortmund. Borussia Dortmunds Kevin Großkreutz wird das Champions-League-Spiel bei Real Madrid nie vergessen. Der BVB-Dauerläufer spricht außerdem über die das bevorstehende Spiel bei Ajax Amsterdam, den schottischen Fußball und seine persönliche Motivation.

Kevin Großkreutz hat eine für ihn besondere Vorbereitung auf das Champions-League-Spiel am Mittwoch in Amsterdam (20.45 Uhr/ live im DerWesten-Ticker) genossen. Noch am Montagabend war er Ehrengast bei der Auslosung der Dortmunder Hallenfußball-Stadtmeisterschaft. Er war mal wieder dort, wo er herkommt – und wo er immer wieder gern hin zurückkehrt. Heute schon wartet wieder die große Bühne auf ihn. Borussia gegen Ajax, es geht um nicht weniger als den Einzug ins Achtelfinale der Champions League.

Herr Großkreutz, dem BVB reicht schon am fünften Spieltag ein Punkt in Amsterdam zum Einzug ins Achtelfinale. Das sah vor ziemlich genau einem Jahr ganz anders aus. Dortmund hatte bereits vor jenem fünften Spiel nur noch theoretische Chancen aufs Weiterkommen. Was hat der Borusse in der Zwischenzeit gelernt?

Kevin Großkreutz: Wir sind cleverer geworden. Und wir machen nicht mehr so viele Fehler wie im letzten Jahr. Da haben wir auch nicht schlecht gespielt, waren aber nicht konsequent genug. Wir hatten viele Torchancen, haben sie meistens aber nicht genutzt. Und hinten waren wir uns manchmal zu schade, den Ball auch einfach mal ins Aus zu schlagen. Das machen wir in diesem Jahr richtig gut. Ich hoffe, wir belohnen uns jetzt auch dafür.

Es sieht danach aus. Der Grundstein für diese gute Ausgangssituation wurde ausgerechnet in zwei Spielen gegen Real Madrid gelegt. Spiele, die sicher auch bei einem Profi etwas länger im Kopf bleiben.

Großkreutz: Auf jeden Fall. Unser nächster Traum ist wahr geworden. Wir sind im Bernabéu aufgelaufen. Davon träumt doch jedes Kind. Und nicht nur das: Wir haben dort gut gespielt, einen Punkt geholt und hatten von den Fans her ein Heimspiel. Es war ein fantastisches Spiel für beide Seiten, für unsere Fans und für uns Spieler. Ich werde diesen Abend nie vergessen. Ich glaube, da werden wir noch in 15 Jahren drüber reden.

Lassen Sie uns jetzt über Amsterdam reden. Was muss man gegen Ajax machen, um das Nötige – mindestens einen Punkt – auch tatsächlich einzufahren?

Großkreutz: Wir müssen genau so auftreten wie in den letzten Champions-League-Spielen. Das heißt: Kompakt stehen, alle in der Defensive mitarbeiten, uns in jeden Zweikampf werfen – und dann unsere Spielstärke ausspielen. Kurz gesagt: Wir müssen das spielen, was wir können. Dann sind wir für ein, zwei Tore immer gut.

Wissen Sie eigentlich, an welchem Tag das Champions-League-Finale ist?

Großkreutz: Das DFB-Pokalfinale ist am 1. Juni... also ist das Champions-League-Finale am 25. Mai. Wieso?

Weil die ersten sich an die glorreichen Neunziger erinnern. Sie kennen doch die Historie: ‘95 und ‘96 zweimal Meister geworden – und dann ‘97 die Champions League gewonnen.

Großkreutz: Das ist Träumerei.

Aber Borussia ist doch gerade so schön dabei, Träume wahr werden zu lassen; siehe Madrid. Was sagen Sie also denen, die so träumen?

Großkreutz: Ich sage: Wir sollten uns erst einmal fürs Achtelfinale qualifizieren. Und da kommen dann genug schwere Gegner auf uns zu. Ich glaube, wir können nur immer wieder eine Überraschung starten. Wenn wir das Achtelfinale tatsächlich erreichen sollten, wäre allein das schon eine Sensation.

Gäbe es denn einen Lieblingsgegner fürs Achtelfinale? Celtic Glasgow! Wegen der Fans dort, der Atmosphäre im Stadion.

Großkreutz: Ja klar. Da müssen wir nicht drumherum reden. Ich kenne richtig viele von denen. Nach dem Celtic-Sieg über Barca hab ich viele SMS von denen bekommen. Sie haben geschrieben, dass wir uns im Achtelfinale sehen. Für mich wäre das ein richtiges Highlight. Ich würde da auch mit deren Fans ein bisschen feiern. Wie die mich aufgenommen haben, das war unglaublich.

Das müssen Sie erklären.

Großkreutz: Ich war im letzten Winter dort, beim vorletzten Derby gegen die Rangers am 27. Dezember 2011. Ich war da in einer Fan-kneipe, einem typischen Pub. Da waren 500 Celtic-Fans – und die haben mich erkannt. Was dann los war, das kann man kaum in Worte fassen.

Versuchen Sie es mal.

Großkreutz: Die haben mich gefeiert. Am nächsten Tag haben sie mir Sehenswürdigkeiten in der Stadt gezeigt und sich um mich gekümmert. Wir haben Nummern ausgetauscht. Jetzt kriege ich nach jedem Spiel SMS. Die freuen sich riesig für mich. Und sie sagen, dass ich zu Celtic kommen soll.

Und, gehen Sie hin?

Großkreutz: Ha, Fangfrage. Antwort: Erst mal nicht.

Im Winter machen Sie öfter große Reisen. Sie waren bei Dede in Belo Horizonte, zuletzt bei Ihren Freunden in Glasgow. Diesmal soll es nach Dubai gehen. Wer spielt denn da? Wen kann man dort besuchen?

Großkreutz: Das ist mal nur Urlaub. Ich will einfach die freie Zeit genießen, abschalten – um dann fit zu sein für die Rückrunde.

Zu Beginn der Hinrunde waren Sie es nicht wirklich, jedenfalls lief es nicht gut. Wie haben Sie den Anschluss geschafft?

Großkreutz: Durch Fleiß und durch Kampf. Ich habe im Training immer alles gegeben und mich fit gemacht. Denn ich will meiner Mannschaft schließlich helfen.

Dennoch dürfte die Zeit zu Saisonbeginn nicht leicht gewesen sein. Woher ziehen Sie in solch ungemütlichen Phasen Mut und Motivation?

Großkreutz: Ganz einfach: Ich bin nicht hier, um auf der Bank zu sitzen. Ich will Fußball spielen. Mich interessiert nichts anderes. Ich will auf dem Platz stehen und Spaß haben. Das ist für jeden Profi normal. Ich bin da raus gekommen, weil meine richtig guten Freunde zu mir gehalten haben und meine Eltern mich motiviert haben. Diesen Leuten habe ich sehr viel zu verdanken.