Dortmund. Ohne Roman Weidenfeller hätte es für Borussia Dortmund ein weiterer bitterer Champions-League-Abend werden können. „Wir haben den Beweis angetreten, dass wir gegen die Großen in Europa gewinnen können“, sagte der BVB-Torwart nach dem 1:0-Erfolg über Ajax Amsterdam.

Dort, wo die Spieler frisch geduscht aus der Kabine kommen, ist der große Triumph überdimensional als wandfüllende Fotografie abgebildet. In Schwarz und Weiß reckt Michael Zorc, der damalige Kapitän der Mannschaft und heutige Sportdirektor von Borussia Dortmund, die glänzende Trophäe in die Höhe. 1997 war das.

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15 Jahre später steht Roman Weidenfeller im Erdgeschoss des Dortmunder Stadions. Soeben ist das Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam zu Ende gegangen. Es ist der Wettbewerb, zu dem der Pokal gehört, den Zorc in Weidenfellers Rücken emporstemmt. Jener Wettbewerb, der noch immer wie ein Schatten auf der vergangenen Meistersaison liegt.

Sang- und klanglos war die Borussia ausgeschieden. Der Titelträger hatte internationale Schande über den deutschen Fußball gebracht, Zorcs sportliche Ahnen waren der Königsklasse nicht würdig - das ist das Gefühl, das die Dortmunder Profis mitnehmen mussten nach all der Kritik. Sie hat genagt. Das ist zu spüren nach dem 1:0-Sieg zum Start in die neue Königsklassen-Saison. Roman Weidenfeller sagt: „Wir haben den Beweis angetreten, dass wir gegen die Großen in Europa gewinnen können.“ Seine Worte klingen stolz. Und vor allem klingen sie trotzig.

Immer wieder hatten sie das hören müssen: Dass der BVB zu leicht sei für die Schwer- und sogar die Mittelgewichte des internationalen Fußballs. Dieser Abend soll der Anfang von etwas Neuem sein. Und ohne Weidenfeller wäre dieser neue Anfang unmöglich gewesen. Genauer: Wäre er nur der Anfang vom neuerlichen Ende gewesen.

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Klopp lobt Weidenfellers "Weltklasse-Paraden"

Denn der Torwart liefert eine beeindruckende Leistung ab. Im verteidigungsintensiven Spiel des BVB ist er allein schon wegen mangelnder Beschäftigung selten derjenige, der mit seinen Paraden den Sieg bringt. Gegen Ajax ist das anders. „Er hat uns mit Weltklasse-Paraden dreimal im Spiel gehalten“, lobt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel.

Dreimal taucht Ajax frei vor ihm auf, dreimal ist Weidenfeller zur Stelle. Er pariert in höchster Not gegen Christian Eriksen, stürzt gegen Derk Boerrigter aus dem Strafraum und wehrt mit einem Reflex den Schuss von Siem de Jong kurz nach der Halbzeitpause ab.

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Drei Chancen, die drei Tore hätten sein können, sein müssen. Drei Tore, wie sie der BVB in der vergangenen Saison womöglich noch eingeschenkt bekommen hätte, als er sorglos nach vorn spielte und Gegentor um Gegentor kassierte. Ohne Weidenfeller hätte es ein weiterer bitterer Abend werden können, der sich in die jüngsten schwarz-gelben Verfehlungen in Europa eingereiht hätte.

Erinnerungen an die Vorsaison

Deshalb der Trotz. Und der Stolz. Von ganz hinten muss Weidenfeller mitansehen, wie seine Kollegen auch beste Chancen nicht verwerten. Alles erinnert an die vergangene Saison. Dann kommt Robert Lewandowski mit seinem Siegtreffer. Und die Erlösung. Für den Rest sorgt an diesem Abend Roman Weidenfeller.

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„Ich musste das eine oder andere Mal eingreifen“, sagt er, „aber das ist kein Thema. Es war wichtig, dass wir den Platz mit einem positiven Gefühl verlassen“, sagt er. Er hat schon die nächste Aufgabe im Kopf, Hamburg heißt der kommende Gegner. Dann geht Roman Weidenfeller. Vorbei an dem schwarz-weißen Michael Zorc und der funkelnden Trophäe, die nun etwas weniger wie ein Mahnmal wirkt.