Dortmund. Es gab reichlich Kritik an der Borussia nach dem Aus in der Gruppenphase der Champions League in der vergangenen Saison. Den 1:0-Sieg in der ersten Begegnung der neuen Spielzeit gegen Ajax Amsterdam empfand man deshalb im schwarzgelben Kreis als gute Antwort.

In der vergangenen Saison gehörten Dortmunds Arbeitnehmer in der Champions League zu den Unzufriedenen. Mit wahrer Arbeit hatten sie versucht, alle Aufträge, die ihnen übertragen worden waren, zur eigenen und zur Zufriedenheit der Nation zu erfüllen. Doch der wahre Lohn, der Lohn zumindest, den sie sich wünschten, wurde ihnen vorenthalten. Aus in der Gruppenphase für den Deutschen Meister, der sich doch in der Königsklasse der Tradition nach ganz anders präsentieren sollte. Es gab reichlich Kritik an der Borussia. Auf den Punkt gebracht: Sie habe Fußballdeutschland auf dem europäischen Parkett nicht würdig vertreten. Den 1:0-Sieg in der ersten Begegnung der neuen Champions-Spielzeit gegen Ajax Amsterdam empfand man deshalb im schwarzgelben Kreis vor allem als: gute Antwort.

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Robert Lewandowski markierte diesen Treffer allerdings erst in der 88. Minute. Und Franz Beckenbauer gab zwar in der anschließenden Sky-Elefantenrunde zum Besten, dass er im Verlaufe der Partie gedacht habe „Irgendwann muss der Ball ja mal reingehen“. Doch, obwohl ein Wort des Kaisers, stimmte das natürlich ganz und gar nicht. Vor dem winterlichen Abschied von der größten Bühne im Jahre 2011 hatte der BVB ja auch ein paar Chancen, Bälle über die entscheidenden Linien zu bringen. Und gegen Amsterdam erzeugte das Ensemble von Trainer Jürgen Klopp in der ersten Hälfte viel und in der zweiten Hälfte noch mehr Druck, doch im Resultat wollten sich die 21 eigenen Chancen gegenüber sieben des Gegners einfach nicht spiegeln.

Nicht einmal vom Elfmeterpunkt gelang es Mats Hummels in Minute 58, das Spielgerät ins Netz zu hauen. Der Innenverteidiger erklärte das hinterher damit, dass er erst den Plan verfolgt habe, „hoch in die Mitte zu schießen“, ihm dann aber der Gedanke dazwischen gekommen sei, es doch anders zu probieren. Zaghaft nach ungefähr rechts unten. Mit Folgen. Klopp verlor den Glauben daran, „dass wir noch 20 machen“. Das Vertrauen, dass seine wirbelnde Mannschaft gegen einen ähnlich disponierten Kontrahenten noch den einen, den wichtigen Treffer besorgen würde, will der Trainer aber nicht eingebüßt haben. Wegen der Reife, mit der sie aus den schweren Prüfungen der Vergangenheit hervorgegangen sei. Der Reife, „ruhig zu bleiben“.

Auch Sebastian Kehl, der Kapitän, stand nach dem Abpfiff noch mit wärmender Pöhler-Kappe in den Katakomben der Dortmunder Arena und bekannte sich zu seinem Vertrauen in das gereifte Team: „Wir haben an uns geglaubt, auch nach dem Elfmeter.“ Hummels zumindest muss aber zwischenzeitlich von einigen Zweifeln angekränkelt gewesen sein. Ausführlich bedankte er sich beim Kollegen dafür, dass der „das Ding gerettet hat“. Ohne den Siegtreffer von Lewandowski wären die Interpreten nämlich wahrscheinlich auf die Idee verfallen, die Arbeit ausgehend vom vergebenen Elfmeter zu bewerten. Dass der Schütze vor allem an die Bedeutung seines Tores für sich selbst dachte, weist ja ebenfalls darauf hin, wie knapp die Borussen der zuklappenden Ergebnisfalle entkommen sind: „Das Tor war wichtig für mich. Ich hatte eine wichtige Chance ausgelassen.“

Kein Blick auf Manchester City

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Klopp rühmte Lewandowski dennoch. Dafür, dass der Zentralstürmer mit seinem kühlen Können in diesem einen Moment den Unterschied herstellen konnte. Sebastian Kehl assistierte seinem Trainer mit dem Blick auf das große Ganze: „Man kann nicht von Glück sprechen, sondern davon, dass wir uns belohnt haben.“ Insgesamt, so der Capitano, habe man nun demonstriert, dass man „auch Europa“ könne. Tabellarisch sogar eindrucksvoll. „Wir sind das erste Mal in unserer jüngeren Champions-League-Geschichte Zweiter in der Gruppe“, grinste Klopp und verweigerte sich beharrlich der Aufforderung auf das nächste Aufeinandertreffen, auf die Partie bei Manchester City am dritten Oktober einzugehen. Bundesliga, der Trip zum Hamburger SV am Samstag, sei wichtiger. Was, für’s Erste, absolut richtig ist.