Dortmund. Ein spätes Tor von Lewandowski gegen Ajax Amsterdam reichte vielen Kommentatoren, um Borussia Dortmund reflexartig das internationale Reifezeugnis auszustellen. Ausgerechnet Jürgen Klopp demonstrierte aber mit seiner dünnhäutigen Reaktion auf - diskutable - Benotungen seiner Spieler, dass der Reifeprozess beim BVB definitiv noch nicht bei allen abgeschlossen ist.
So unberechenbar ein Fußballspiel ist, so berechenbar sind seine Bewertungen. In Dortmund reichte – nach dem Motto „Das Ergebnis bestimmt die Analyse“ – ein spätes, kaum noch erwartetes Tor, um aus einer vermeintlich unreifen eine gereifte Mannschaft zu machen. Als einer der ersten reklamierte – wer sonst? – Franz Beckenbauer diese verblüffende, innerhalb von Sekunden vollzogene Entwicklung.
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Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um sich ausmalen zu können, wie die Reaktionen ausgefallen wären, hätte Robert Lewandowski nicht doch noch getroffen. Der von den Bayern immer genüsslich angeführte Vergleich zwischen nationaler und internationaler Klasse wäre zementiert worden.
Dass der BVB diesmal auch Glück gehabt hatte, schrumpfte bei vielen Beobachtern angesichts des Erfolges zu einer vernachlässigenswerten Größe. Zugunsten der Borussen darf nicht unerwähnt bleiben, dass sie auch schon die Kehrseite der Medaille kennen gelernt haben. Vor einem Jahr wollte niemand etwas von Pech hören, als sie in teilweise begeisternden Spielen zahlreiche Chancen verpassten und zusehen mussten, wie ihre wenigen Fehler – anders als diesmal von Ajax Amsterdam – brutal bestraft wurden.
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Weil Fußball viel mit Psychologie zu tun hat, ist die Wirkung des Startsieges in dieser schwierigen Gruppe nicht hoch genug einzuschätzen. Jürgen Klopp hätte also rundum glücklich sein müssen. Dass er sich dennoch anderntags pikiert über kritische – natürlich kritikwürdige – „Benotungen“ seiner Spieler zeigte und sein Team in vielen Belangen „haushoch überlegen“ sah, zeigt: Der Reifeprozess in Dortmund ist definitiv noch nicht bei allen abgeschlossen ...