Dortmund. So nah liegen Freud und Leid beieinander. Mats Hummels drohte gegen Ajax Amerstdam zur tragischen Figur des Champions-League-Abends zu werden, als der Nationalspieler in der 57. Minute einen Strafstoß verschoss. Nach 90 Minuten durfte sich Hummels bei Robert Lewandowski bedanken.

Als der Abpfiff ertönt, purzeln Mats Hummels die Steine wie Gebirgsmaßen vom Herzen. Und er weiß, bei wem er sich bedanken muss nach dem 1:0-Sieg von Borussia Dortmund gegen Ajax Amsterdam in der Champions League. Bei Robert Lewandowski, dem Siegtorschützen.

57 Minuten sind gespielt. Da ist sie. Die Chance. Die große Chance. Mats Hummels, der Innenverteidiger, nimmt sich den Ball. Eben noch hatte ihn Mario Götze am Fuß, das Dortmunder Super-Talent. Er war in den Strafraum von Ajax Amsterdam eingedrungen und hatte sich freigespielt, als er von den Beinen geholt wurde. Ein Pfiff. Elfmeter. Das Stadion, das die ganze Zeit über infernalischen Lärm produziert hatte, bebt nun. Das muss es nach all den vergebenen Chancen schließlich sein. Muss. Muss. Muss.

Mats Hummels ist ein junger Mann, der nach Verantwortung giert, der sie tragen will, tragen kann. Er zählt längst zu den entscheidenden Figuren des Meisters und mittlerweile auch in der Nationalmannschaft.

Mats Hummels kann es selbst nicht fassen - sein Elfer war einfach zu schwach geschossen.
Mats Hummels kann es selbst nicht fassen - sein Elfer war einfach zu schwach geschossen. © Getty Images

Mats Hummels hat den Ball auf die weiße Kreide vor dem Tor gelegt. Elf Meter ist das Tor weg, ungefähr 20 sind es, bis sich vor ihm diese manchmal Furcht einflößende Südtribüne in Schwarz und Gelb erhebt. Sie vibriert, die Menschen machen sich bereit zum Jubeln. ---
Ajax-Torwart Kenneth Vermeer nimmt einen Schluck aus einem Getränk, Hummels steht schon bereit. Psychospielchen. Das Tor ist leer. Hummels hat Zeit zum Grübeln. Vermeer ist zurück. Pfiff, Anlauf. Hummels’ schießt nach rechts, der Ball landet flach und sacht in den Armen von Vermeer. Entsetzen im Stadion. Dann wütende Anfeuerung.

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Dortmunds Geschichte mit verschossenen Elfmetern ist lang. In der Bundesliga verschoss die Mannschaft von Jürgen Klopp mal fünf in Folge, schied im Pokal nach Elfmeterschießen aus. Es ist gewissermaßen ein kleines Trauma. Hummels, der geborene Chef, sollte es beheben. Er schafft es nicht. Dabei hatte sich der BVB diesen Treffer so redlich verdient.

Weil er leidenschaftlich nach vorne spielt. Weil es um viel geht an diesem Abend. In der Wahnsinnsgruppe mit Real Madrid und Manchester City werden hier wichtige Punkte vergeben. Ajax hat die erste Chance. Erinnerungen werden wach an das vergangene Jahr, als jeder Dortmunder Fehler sofort mit einem Gegentreffer bestraft wurde. Das muss anders werden. Muss. Muss. Muss.

Der BVB und Ajax begegnen sich auf Augenhöhe. Beide haben Chancen, beide vergeben sie. Bis zur 88. Minute. Niemand rechnet mehr mit irgednwas, auch nicht Hummels. Da kommt Robert Lewandowski an den Ball, er schlägt einen Haken und rammt den Ball aus acht Metern ins Tor. Ekstase in Dortmund. Und unglaubliche Erleichterung bei Mats Hummels.