Dortmund. . Mit dem fünften Sieg im fünften Spiel in der laufenden Rückrunde der Fußball-Bundesliga hat Borussia Dortmund am Samstag seine Ambitionen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung unterstrichen. In der Karnevalszeit gewann der BVB an der Spree schmucklos, ja westfälisch humorlos.

BVB-Sieg in Berlin währt die Chance der Titelverteidigung: Nicht deutlich, nicht schön und leider auch ohne ein deutliches Ausrufezeichen. Vielmehr humorlos und konsequent eroberte der BVB die drei wichtigen Zähler an der Spree.

Es bedarf keiner allzu großen hellseherischen Fähigkeiten um vorauszuahnen, dass in der Endabrechung im Mai niemand mehr fragen wird, wie dieser wettbewerbsübergreifend sechste Auswärtssieg in Folge zu Stande kam. Ein paar der im Olympiastadion anwesenden schwarz-gelben Zeitzeugen, sensationelle 20.000 (mindestens!) Fans an der Zahl, werden sich dann eventuell noch an den feinen Fallrückzieher von Kevin Großkreutz zum goldenen Tor erinnern. Dass die Hertha an diesem Nachmittag aber rein auf Grund der kämpferischen und spielerischen Komponente in Unendschieden verdient gehabt hätte, wird bis dahin längst vergessen sein.

Zugegeben, die Partie im weiten Rund des Berliner Stadions wird in den Highlights dieser Spielzeit eine eher untegeordnete Rolle spielen, am Ende des Tages stehen jedoch drei ganz wichtige Punkte im Kampf um die Deutsche Meisterschaft zu Buche. Punkte, die durch das unterirdische 0:0 des Konkurrenten aus München beim Tabellenschlusslicht in Freiburg sogar noch einmal vergoldet wurden.

Letzte Niederlage am 18. September 2011

Sagenhafte 16 Spiele ist es her, das unsere Borussia letztmals eine Bundesliga-Partie als Verlierer beendete. Am 18. September des vergangenen Jahres setzte es in der Schlussminute eine 2:1 Niederlage im ehemaligen Niedersachsenstadion zu Hannover. Seitdem hat das Team von Trainer Jürgen Klopp eindrucksvolle zwölf Zähler mehr als der FC Bayern München erspielt, ganze neun Punkte mehr als der heutige Tabellenzweite aus Mönchengladbach.

Der BVB sprintet auch im ersten Jahr nach dem überraschenden Titelgewinn im Mai 2011 wieder als Spitzenreiter auf die noch etwas längere Zielgerade einer Bundesliga-Saison. Dass die Dortmunder in diesem Jahr sogar noch etwas stärker als im Vorjahr sind, ist längst keine Vermutung mehr, die nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen werden darf. Es ist beeindruckend zu beobachten, wie diese junge Mannschaft mit den scheinbar immer wiederkehrenden Rückschlägen, wie den beiden Verletzungen der Kreativspieler Götze und Kagawa, umzugehen weiß.

Jeder fast gleichwertig zu ersetzen

Jürgen Klopp und Michael Zorc haben es geschafft die Qualität des Kaders im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal spürbar zu erhöhen. Es ist als Fan eine Freude mitanzusehen, wie scheinbar jeder Spieler innerhalb des Kaders ansatzweise gleichwertig ersetzt werden kann. Diese fast unerschöpfliche Klasse an Ersatzspielern, wie Owomoyela, Santana, Gündogan, Leitner oder Perisic könnte sich im spannenden Meisterschaftskampf noch als ganz wichtiger Trumpf erweisen. Natürlich wäre es vermessen, von einem Leitner oder Gündogan ein ähnliches Offensivfeuerwerk wie von Edeltechniker Kagawa zu erwarten.

Die Partie am Samstag in Berlin hat uns aber gezeigt, dass die Mannschaft als Ganzes immer wieder fruchtende Lösungen parat hat und spontane Herausforderungen auch bis zum Schlusspfiff konsequent annimmt.

Wiedersehen mit Hannover

Es ist fast unvorstellbar, dass dem BVB am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Hannover 96 ein ähnliches Schicksal ereilen könnte wie im Hinspiel, als man innerhalb von vier Minuten einen sicher geglaubten Auswärtssieg einfach so herschenkte. Der BVB im Winter 2012 ist deutlich reifer und erwachsener geworden. Einer, der nicht nur spielerisch und läuferisch, sondern längst auch taktisch Spiele für sich entscheiden und, ganz wichtig, auch über die geamte Spielzeit bringen kann.

Sicher: Der Weg zum Ziel wird auch für Borussia Dortmund, gerade in den kommenden Wochen, kein leichter sein, doch diese Mannschaft muss erst einmal besiegt werden.

(20.02.12 – Christoff Strukamp – die-kirsche.com)