Berlin. . Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund gewann ein “dreckiges Spiel“ bei Hertha BSC Berlin mit 1:0 und fand: Das war gut so. “Puh. das war richtig harte Arbeit“, ächzte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel.

In der Hauptstadt hat Jürgen Klopp wieder die Pöhler-Kappe getragen, die nicht nur angenehm wärmen soll, sondern auch etwas über den Kopf erzählt, den sie bedeckt. Gelbe Schrift auf schwarzem Grund. Pöhler. Der Trainer der Dortmunder Borussia wurde schon vor Wochen gefragt, was dieses Wort für ihn, den aus Deutschlands Süden Zugewanderten, überhaupt bedeute. Und geantwortet hat Klopp mit einem Satz, für den ihm in seiner Wahlheimat Ruhrgebiet vielleicht irgendwann einmal ein Denkmal errichtet werden wird: „Ein Pöhler ist einer, der sich auf dem Bolzplatz die Knie aufschrubbt, um sich nachher besser zu fühlen.“

Zur Partie des jüngst in reichlich Schönheit zum Titel gepreschten BVB bei Berlins Hertha passte die Pöhler-Lyrik einwandfrei. Moritz Leitner, der Jungstar, befand nach dem 1:0-Sieg seiner Borussen, man habe „ein dreckiges Spiel gewonnen“. Diverse Kollegen bescheinigten der Auseinandersetzung mit der Elf aus dem Tabellenkeller einen ähnlich erdigen Charakter. Und Klopp ächzte: „Puh. Das war richtig harte Arbeit.“

Klopps Umbesetzung mit Barrios und Lewandowski

Unglücklich zurückgelassen hatte das vollbrachte Tagwerk niemanden. Die Berliner waren damit zufrieden, dass sie ihrem baldigen Trainer nach dem mit einer 0:5-Klatsche geahndeten Rumhängen in Stuttgart signalisieren konnten: Sehen Sie, Herr Rehhagel, wir bewegen uns doch! Und die Dortmunder strahlten sogar, als wäre ihnen gerade eine dekorative Grubenlampe zur Belohnung für heldische Leistungen bei der Maloche überreicht worden. Dieses 16. Spiel in Folge ohne Niederlage hatte ihnen nämlich nach all dem Lob für inspirierten Kombinationsfußball die wertvolle Gewissheit verschafft, dass sie sich notfalls mit der Spitzhacke zum Erfolg durchschlagen können.

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Einerseits. Andererseits hatten sie sich eben auch nicht anspruchsvoller die Knie aufgeschrubbt als die vom Abstieg bedrohten Berliner. Klopp machte dafür den „schmierigen Rasen“ im Olympiastadion verantwortlich, auf dem es schwer gewesen sei, „die Bälle zu kontrollieren“. Und Mats Hummels, der beinahe mit einer konzentrationsschwachen Tändelei die Hertha-Führung durch Raffael verschuldet hätte, war schon leicht erkrankt aufs Feld gegangen und dann überwältigt worden: „Im Spiel ist die Erkältung wohl richtig ausgebrochen“, diagnostizierte sein Trainer. Dass in den Aktionen des BVB-Ensembles mehr Wille und Wucht als Kreativität steckte, lag aber sicher auch an der Abwesenheit des mindestens noch bei der Heimbegegnung mit Hannover am kommenden Sonntag verletzt fehlenden Shinji Kagawa.

Klopp hatte mit einer Umbesetzung reagiert, Lucas Barrios von der Bank in die Sturmspitze beordert und Robert Lewandowski auf der Fädchenzieher-Position des Japaners platziert. Spielerische Dominanz wie in den ersten Rückrundenpartien konnte so nicht hergestellt werden. Gegen die Hannoveraner könnte deshalb ein Einsatz von Ilkay Gündogan eine Option für den Trainer sein. Weil Gündogan ein junger Mann ist, der brutal gefährliche Kurzpässe durch massive Ketten stechen kann, und weil Kevin Großkreutz wohl nicht an jedem Wochenende die Kohlen per Fallrückzieher aus dem Feuer holen wird.

Verräterische Freude

Rene Tretschock, der Ex-Borusse und Interims-Trainer der Hertha, hat den Sieg bringenden Gala-Treffer des BVB-Linksaußen (67. Minute) anschließend als „erzwungen“ beschrieben. Das wird man beim Tabellenführer sehr gern gehört haben. Wer Siege nicht nur erspielen, sondern auch erzwingen kann, der gilt im Fußball traditionell als heißer Trophäenaspirant. Die Rundumfreude der mittlerweile mit drei Punkten Vorsprung vor Gladbach die Tabelle anführenden Borussen hatte also auch etwas Verräterisches.