Berlin. Kevin Großkreutz erzielte per Fallrückzieher das Siegtor für Borussia Dortmund zum 1:0-Erfolg bei Hertha BSC Berlin. Dieses Tor war das Glanzlicht in der umkämpften Begegnung. Der BVB gewann damit auch das fünfte Spiel in der Rückrunde und bleibt Tabellenführer.
Ohne den langzeitverletzten Mario Götze und ohne den kurzzeitverletzten Shinji Kagawa brennt selbst Borussia Dortmund kein Feuerwerk der Ideen mehr ab. Bei Hertha BSC Berlin reichte es für den amtierenden Deutschen Meister aber immerhin zu einem 1:0-(0:0)-Arbeitssieg, der die weitere Tabellenführung in der Bundesliga garantiert. Der Treffer war aber auch schon das Glanzlicht in der umkämpften Begegnung mit dem abstiegsbedrohten Hauptstadtklub. Kevin Großkreutz erzielte ihn per Fallrückzieher.
Barrios durfte beim BVB von Beginn an auf den Rasen
Es war darüber gerätselt worden, mit welcher personellen Variante Jürgen Klopp wohl auf den Ausfall von Kagawa reagieren würde. Der Borussen-Trainer wählte die Variante mit einem Spieler, der sich schon lange mit seiner Rolle als Banker gemäßigt, aber bestimmt unzufrieden zeigt. Lucas Barrios durfte wieder einmal von Beginn an auf den Rasen. Der Topstürmer der vergangenen Titelsaison übernahm die Position in der Spitze, der aktuelle Topstürmer Robert Lewandowski rückte ein paar Meter zurück, auf die Kagawa-Position des zentralen Zuarbeiters. Damit wählte Klopp einerseits die denkbar offensivste Ausrichtung bei den Berlinern, andererseits sorgte er auch für ein bisschen inneren Frieden bei Barrios.
Ansonsten präsentierte sich der BVB zwar in der etablierten Formation. Die aber hatte Probleme damit, den richtigen Zugriff auf das Spiel zu finden, Dominanz so schnell herzustellen wie in den ersten Begegnungen der Rückrunde. Das lag auch daran, dass die Herthaner sich clever wehrten. Nach der 0:5-Klasche beim VfB Stuttgart und der Entlassung von Trainer Michael Skibbe waren sie offensichtlich intensiv darum bemüht gegen ihren Ruf als unkontrollierbares Chaostrüppchen anzuarbeiten. Interimscoach und Ex-Borusse Rene Tretschock musste auf den gesperrten Sechser Andreas Ottl verzichten, deshalb versuchte sich neben Peter Niemeyer der alte Kämpe Levan Kobiashvili darum, das Spiel zu erden. Das gelang in der ersten Halbzeit beinahe makellos.
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Lucas Barrios allerdings hätte sich neben dem bisschen inneren Frieden auch ein schönes Stück Glück abholen können. Zwei große Chancen hatten die Dortmunder in Runde eins vor dem fast heimischen Publikum (mindestens 20000 BVB-Fans befanden sich unter den 74000 im Olympiastadion). Beide gehörten Barrios, dem paraguayischen Nationalspieler. In der achten Minute lenkte Außenverteidiger Lukasz Piszczek den Ball auf seinen Kopf. Doch Berlins Torhüter Thomas Kraft stand richtig und parierte ohne Mühe. In Minute 36 dann brachte Jakub Blaszczykowski den Ball zu seinem polnischen Landsmann Piszczek, der spielte zu Barrios, und der verstolperte in Bestposition vor dem Tor.
Mentaler Aussetzer von Hummels
Auf einen Mangel an Konzentration beim eifrigen Startelf-Rückkehrer dürfte das nicht gelegen haben. Der Kollege Innenverteidiger Mats Hummels dagegen hatte fünf Minuten später einen mentalen Aussetzer, wie er bei dem souveränen Techniker selten zu erleben ist. Tändeln vor dem eigenen Tor. Herthas Raffael ist da. Am Ende aber kann der Kreativspieler im Berliner Trikot den Ball nicht vorbeibringen an BVB-Keeper Roman Weidenfeller. Gut möglich, dass deshalb die Halbzeitansprache von Klopp etwas länger dauerte. Die Herren im dunklen Trikot mussten sich jedenfalls auf dem Rasen die Wartezeit mit Ballspiel untereinander verkürzen, bis die Herren in Gelb und Schwarz zwei Minuten verspätet wieder aus den Katakomben auftauchten. Piszczek war da nicht mehr dabei. Er hatte sich bei einem Zusammenprall mit Kraft verletzt und wurde durch Patrick Owomoyela ersetzt.
Davon, dass sich auf dem Platz mit der Hertha die heimschwächste und mit der Borussia die auswärtsstärkste Mannschaft gegenüber standen, war auch nach dem doch noch erfolgten Wiederanpfiff wenig zu bemerken. Im Gegenteil, Berlin, seit zehn Spielen ohne Sieg, hätte gegen Dortmund, seit 15 Spielen unbesiegt, schnell in Führung gehen können. In der 50. Minute passte Adrian Ramos auf Patrick Ebert, und der zog den Ball aus dem rechten Strafraum links am Tor vorbei. Drei Minuten später erhielt er seine zweite Chance aus ähnlicher Position. Wieder links vorbei.
Hertha BSC strebte den Dreier an
Spätestens in diesem Moment dürfte die Erinnerung daran zurückgekehrt sein, dass es gar nicht vom Schicksal so verfügt ist, dass man gegen Berlin nicht verlieren kann. In der Hinpartie in der eigenen Riesenarena war es dem BVB passiert: 1:2. Und Trainer Tretschock strebte in seiner einen Partie offensichtlich den Dreier an. Nach etwas mehr als einer Stunde schickte er mit Pierre-Michel Lasogga für Nikita Rukavytsya einen weiteren Stürmer aufs Feld. Belohnt wurde dieser Wagemut nicht. In der 67. Minute konnte Kraft ein Geschoss von Lewandowski aus nächster Nähe noch entschärfen. Großkreutz aber, bis dahin farblos wie der Himmel über Berlin, setzte zum Fallrückzieher an – und verwandelte. 1:0 für den BVB.
Dabei blieb es zur Freude der Borussia. Dass die Hertha aber nicht untergegangen ist, dürfte auch Otto Rehhagel vor der Übernahme des Berliner Zepters ein wenig Freude bereitet haben.