Dortmund. . Beim 3:1-Sieg des BVB hatte die TSG Hoffenheim nicht den Hauch einer Chance. Borussia Dortmund spielt auch ohne den verletzten Mario Götze ähnlich stark auf wie in der Meistersaison.
Joachim Löw hat nicht nur die lange Reise vom Badischen ins Westfälische gut überstanden. Weil es nach dem Spiel von Borussia Dortmund gegen die TSG Hoffenheim keine Meldungen über Schäden am Bundestrainer gab, darf auch davon ausgegangen werden, dass er unversehrt wieder daheim eingetroffen ist. Und das, obwohl Löw dem BVB vorlaut „Meisterform“ attestiert und die aggressive Meinung vertreten hatte, der Gegner hätte in der Borussen-Arena „nicht den Hauch einer Chance“ gehabt.
Götze sah von der Tribüne eine starke schwarz-gelbe Elf
Letzteres stimmte natürlich. Die bedauernswerten Akteure vom Mäzensklub wurden von den Schwarzgelben mit einer solchen Wucht überrollt, dass sie am Ende froh sein konnten, nicht aus dem Rasen gezupft werden zu müssen. Das Ergebnis, dieses pure 3:1 spiegelte die Überlegenheit des Gastgebers, des amtierenden Deutschen Meisters (Entschuldigung) nicht einmal annähernd. Kevin Großkreutz behauptete anschließend: „Wir hätten schon nach zehn Minuten 3:0 führen müssen.“ Korrekt wäre gewesen: schon nach neun Minuten. Innerhalb von neun Minuten nämlich hatte Robert Lewandowski, der diesmal ausnahmsweise einmal nicht erfolgreiche Stürmer, dreimal die Möglichkeit, die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski, na ja, fertig zu machen.
Ersteres (Löws Wort von der Meisterform) stimmte natürlich auch. Borussia Dortmund präsentierte sich in Meisterform, und das, obwohl der an einer Schambeinverletzung leidende Mario Götze die Partie nur von der Tribüne aus verfolgen konnte. Was der junge Hochbegabte sah, waren drei besonders schöne Tore, das erste in Minute 16 durch Shinji Kagawa, nachdem Kapitän Sebastian Kehl dem verdutzten Kontrahenten Sebastian Rudy einfach den Ball abgenommen hatte. Das zweite in der 31. Minute durch Kevin Großkreutz, nachdem Kagawa und Jakub Blaszczykowski in Hoffenheims Strafraum den entspanntesten Doppelpass der bisherigen Spielzeit zelebriert hatten. Und Tor drei in Minute 55: wieder durch Kagawa, diesmal nach Hackenvorlage des bekannten Fußballkünstlers Großkreutz.
Einzelne demonstrierten ihre Klasse
Dass die Borussen es allesamt nicht einmal wagen würden, Yoda einen Jedi-Meister zu nennen, kann nach einem 5:1 beim Hamburger SV und einem gefühlten zweistelligen Triumph gegen die Harmlosen aus Hoffenheim nicht mehr so ernst genommen werden, wie es sich Trainer Jürgen Klopp wahrscheinlich wünscht. Tabellenplatz zwei bei Punktegleichstand mit den führenden Bayern und den nachfolgenden Schalkern ist eben selbst dann mit einem massiven Anspruch auf den Titel verbunden, wenn der nicht formuliert, sondern durch andere hochwertige Wortware ersetzt wird: „Wir schauen nur auf uns.“ Unter dem Strich ist das Geziere aber gleichgültig. Die Saison währt noch eine Weile. Und im Moment ist tatsächlich vorrangig „wichtig, dass die Fans zufrieden nach Hause gehen“, wie es der Ur-Borusse Großkreutz erklärt hat.
Am Samstag speiste sich diese Zufriedenheit der 80 500 Zuschauer (minus dem Häuflein aus Hoffenheim) aus einer Reihe von Komponenten. Dem Sieg. Der Leidenschaft und der souveränen Spielkultur der gesamten Mannschaft (angemengt nur mit ein bisschen Lässigkeit in Runde zwei, die Fabian Johnson in der 63. Minute zum 1:3 nutzte). Der Demonstration von Klasse durch Einzelne. Kagawa beispielsweise ist nach Verletzung und etwas mühsamem Anlauf wieder auf der Höhe seines Schaffens angelangt. Kein anderer Spieler der Liga kann in bedrängter Situation, fast über der Gefahrenstelle schwebend, so kreativ Bälle erobern. Und wenige andere können diese eroberten Bälle so intelligent zur Entwicklung von Angriffszügen verwerten.
Die Qualitätsfrage
Toni Kroos glaubt, dass die Dortmunder „über die größte Qualität“ verfügen, über die größte Qualität der Titelkandidaten unterhalb der exklusiven FCB-Ebene. „Wir haben trotzdem die größere Qualität“, hat Bayerns Jungstar behauptet. Sichtbar ist das im Moment aber nicht. Sichtbar ist, dass Klopp in der 77. Minute Lucas Barrios für Lewandowski bringt und der abwanderungswillige Torjäger in knapper Zeit demonstriert, dass er das Zeug dazu hat, in ungefähr jeder Mannschaft Stammkraft zu sein. Vom Trainer umarmt wurde Barrios allerdings schon vor seiner Einwechslung, und am Sonntag hat Klopp verkündet: „Ich hätte kein Problem damit, wenn das nicht sein letztes Heimspiel gewesen wäre.“ Stand der Dinge: Es kann sein, dass der Stürmer vor Schließen des Transferfensters noch geht. Es muss aber nicht sein. Und auf jeden Fall wäre ein Abschied von ihm: ein Qualitätsverlust.