Dortmund. . Das Offensivspiel von Borussia Dortmund blüht dank der ansteigenden Formkurve von Shinji Kagawa und Kevin Großkreutz derzeit auf. Auf dem Platz und daneben harmonieren die beiden Mittelfeldspieler prächtig miteinander.
Shinji Kagawa ist der gefragteste Mann. Im Bauch der Dortmunder Arena wird ihm schon wieder ein Mikrofon entgegengereckt. Die Kamera läuft, als ein Störenfried auftaucht. Kevin Großkreutz streckt seinen Kopf von der Seite ins Bild, dann flüstert er Kagawa etwas ins Ohr - und verschwindet mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Kagawa und Großkreutz harmonieren auf und neben dem Platz
Unweigerlich taucht die Frage auf, wie die Verständigung in dieser ungewöhnlichen schwarzgelben Beziehung wohl funktionieren mag. Eine Frage, die sich selbst Mannschaftskollegen bei Borussia Dortmund schon gestellt haben, wenn die beiden mal wieder zusammen rumlungern und sich die neuesten Geschichten erzählen; wenn Großkreutz auf dem Weg zum Testspiel mal wieder versucht, Kagawa den Namen des türkischen Erstligisten beizubringen, bei dem ihr alter Weggefährte Dede nun spielt: Eskisehirspor; oder wenn die beiden mal wieder ein Bierchen zusammen heben.
„Ich staune dann immer, wie die beiden es schaffen, sich zu später Stunde noch zu unterhalten. Nach jedem Glas wird’s lustiger“, staunte ein Mannschaftskollege vor ein paar Monaten. „Shinji und ich verstehen uns privat gut“, sagt Großkreutz nur, „und auf dem Platz auch“. Just an diesem Tag hätte sich Großkreutz diesen Zusatz getrost verkneifen können. Zu auffällig war dieser Umstand zu beobachten gewesen in den 90 Minuten zuvor, in denen der BVB seinen Gegner Hoffenheim mit Genuss in seine Einzelteile zerlegte. 3:1 - dank Kagawa und Großkreutz.
Den ersten Treffer hatte Kagawa erzielt, den zweiten durch Kevin Großkreutz leitete er ein, ehe die beiden zum ultimativen spielerischen Höhepunkt des Tages schritten: ein Steilpass, ein Hackentrick, Kagawas Schuss ins leere Tor.
Kagawa und Großkreutz finden gleichzeitig Bestform wieder
Schwereloser Fußball - wie selbstverständlich aufgeführt ohne einen Mann wie Mario Götze, der doch sonst häufig für die locker-leichten Momente verantwortlich ist. Großkreutz und Kagawa - zwei, die man auf den ersten Blick sicher nicht zusammengebracht hätte. Hier ein höflicher, zurückhaltenden junger Mann aus Japan, dem sein Dolmetscher noch immer auf Schritt und Tritt folgt. Dort der gelegentlich polternde, seine Sätze in schönstem westfälischen Idiom vortragende Vorzeige-Ruhrpottler, dessen Verein in dieser Saison immer gewinnt, wenn er trifft. Beide verstanden sich vom ersten Tag an, beide scheinen nun gleichzeitig ihre Bestform wieder gefunden zu haben.
Im Falle von Großkreutz wird der anwesende Bundestrainer Joachim Löw das registriert haben. „Es macht immer wieder Spaß, mit einem so guten Fußballer zusammenzuspielen“, lobt Großkreutz seinen kleinen, japanischen Kumpel, der durch die Mittelfeldreihen wirbelt wie er es so verwirrend zuletzt in der Hinserie der Meistersaison getan hat, bevor ihn ein Mittelfußbruch jäh ausbremste. „Ich freue mich riesig, dass ich zwei Tore geschossen habe, denn das hatte ich mir für dieses Spiel auch vorgenommen“, ließ Kagawa nach dem Spiel übersetzen. Für den Fall, dass Kagawa das jetzt häufiger tut, stehen ihm und seinem Freund Kevin Großkreutz noch ein paar spaßige Nachmittage ins Haus.