Dortmund. Das Gefahrenbewusstsein des Platzhirsches lässt beim FC Bayern wieder die alten Reflexe greifen: kaufen, was das Festgeldkonto hergibt - im Idealfall Spieler (Mario Götze), die die Konkurrenz schwächen. Die Frage ist, wann sie versuchen werden, Jürgen Klopp mit allen Mitteln von Borussia Dortmund loszueisen. Ein Kommentar

Es könnte eine Woche mit therapeutischer Wirkung für die nach dem 0:1 gegen Dortmund angeschlagenen Bayern werden. Ihr Einzug ins Achtelfinale der Champions-League ist angesichts des Heimspiels gegen den punktlosen FC Villareal nur Formsache, während den BVB selbst ein Punktgewinn in London wohl nicht vor dem Ausscheiden retten würde – was der Beleg dafür wäre: Der FC Bayern ist zumindest international weiter die klare deutsche Nummer eins.

Das mag die Münchner aktuell trösten, wird aber kaum ihre Sorge mindern, in der Borussia könnte ihnen ein dauerhaft hartnäckiger Rivale erwachsen. Der Titelverlust 2011 war noch kein Grund zur Beunruhigung, haben doch die Klubs, die ihnen zuletzt die Schale abgejagt hatten, den Bayern nie lange Paroli bieten können. Dass das diesmal anders sein könnte, hat auch Uli Hoeneß mit dem Gefahrenbewusstsein des Platzhirschen wahrgenommen. Wobei seine Aufmerksamkeit vor allem der Strategie gelten dürfte, die hinter dem Dortmunder Höhenflug steht.

Trotz des schwer wiegenden Abgangs von Nuri Sahin war der Meister nicht in Aktionismus verfallen, sondern hatte voll auf die Kreativität seines Trainers gesetzt. Bei den Bayern griffen dagegen die alten Reflexe: kaufen, was das Festgeldkonto hergibt. Und mit Jupp Heynckes holte man einen Coach zurück, der die Stimmung kurzzeitig hob, aber anders als Jürgen Klopp nicht gerade für Innovation steht.

Derweil verfahren die Bayern nach bewährtem Schema, halten gar früher denn je nach personellen Verstärkungen Ausschau, die im Idealfall (Mario Götze) gleichzeitig die Konkurrenz schwächen. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Tag wohl nicht mehr fern, da der Rekordmeister ans Eingemachte geht, sprich: mit allen Mitteln Jürgen Klopp vom BVB loszueisen versucht. Es verspricht eine der spannendsten Fragen im deutschen Fußball zu werden, ob bzw. wann Klopp der Versuchung nachgeben wird.