München. . Borussia Dortmund hat überraschend wie verdient das Spitzenspiel der Bundesliga gewonnen. Der Meister siegte beim Rekordmeister mit 1:0. Das Tor des Abends erzielte ausgerechnet der von den Bayern umworbene Mario Götze (65.). Mit dem Sieg rückt der BVB in der Tabelle bis auf zwei Punkte an den Tabellenführer ran.

Am Nachmittag hatten sie noch im Englischen Garten zusammengesessen, die Vorstände und Klubchefs des FC Bayern München und von Borussia Dortmund. Man kennt sich, man schätzt sich, man würdigt inzwischen auch öffentlich die Arbeit der anderen Seite. Es war eine Art Gipfel der Harmonie. Zwei Stunden später sollte Schluss mit harmonisch sein, in der Allianz-Arena wurde der Gipfel der Bundesliga angepfiffen: Bayern gegen den BVB, Tabellenerster gegen Tabellenzweiten. Und für die gastgebenden Bayern vor 69000 Zuschauern und Millionen Fußball-Fans in 200 Ländern, in denen das Duell im TV übertragen wurde, die große Chance, die Schmach der Vorsaison zu tilgen. Da hatte der Meister den Rekordmeister zwei Mal besiegt, erst im Februar mit einem demütigenden 3:1-Sieg in München.

Bayern überraschten mit Robben

Bayern-Trainer Jupp Heynckes, der auf den verletzten Bastian Schweinsteiger und den gesperrten Anatoly Tymoshchuk verzichten musste, hatte für die Startelf das Beste aufgeboten, was in seinem Kader einsatzfähig ist. Überraschend stand auch Superstar Arjen Robben, der seit Anfang Oktober verletzt pausiert hatte, beim Anpfiff auf dem Platz. Toni Kroos rückte ins defensive Mittelfeld. BVB-Trainer Jürgen Klopp hatte Kapitän Sebastian Kehl wieder in die Startelf geholt. Felipe Santana ersetzte den verletzten Neven Subotic. Außerdem spielte Linksverteidiger Marcel Schmelzer, dessen Einsatz wegen einer Wadenzerrung fraglich gewesen war.

Und Schmelzer war, ebenso wie sein Außenverteidiger-Kollege Lukasz Piszczek besonders gefordert: Sie hatten es mit der Robben-Ribery-Zange zu tun. Jürgen Klopp hatte seinen beiden Verteidigern deshalb Helferlein zugeordnet. Der BVB, der offensiv im bewährten 4:2:3:1-System agierte, formierte bei gegnerischem Ballbesitz zwei Viererketten mit den eingerückten Kevin Großkreutz und Mario Götze. Davor störten Robert Lewandowski und Shinji Kagawa den Spielaufbau. Das funktionierte richtig gut: Robben, der früh ausgewechselt wurde, und Ribery waren weitgehend abgemeldet. Die Bayern kamen nur selten in BVB-Strafraumnähe. Die Folge: Eine Spielhälfte mit kaum Torchancen, lediglich Bälle von Ribery (30.) und Lewandowski (33.) sorgten für einen Hauch von Torgefahr. Für viele Zuschauer war es damit nicht der erwartete fußballerische Leckerbissen zwischen zwei der offensivstärksten Mannschaften der Liga. Taktikfreunde und Liebhaber der gepflegten Defensivarbeit dürften indes die ersten 45 Minuten genossen haben.

9000 BVB-Fans feierten

In den ersten 15 Minuten nach der Pause nahm die Partie dann Fahrt auf. Die Dortmunder wurden mutiger. Ging da etwa wieder was in München? In der 51. Minute setzte Robert Lewandowski einen Kopfball über das Tor. 58. Minute: Doppelchance durch Shinji Kagawa und Mario Götze. Und dann feierten die 9000 BVB-Fans im Stadion plötzlich. Im Strafraumgefühl und umringt von der halben Bayern-Mannschaft gab Mario Götze aus zehn Metern einen strammen Schuss ab. 1:0 für den BVB. Eine Mannschaft, eine Stadt, ja das Bundesland Bayern standen plötzlich unter Schock. Würde der Meister schon wieder bei den in dieser Saison zu Hause so dominanten Bayern gewinnen und in der Tabelle auf zwei Punkte heranrücken?

Die Bayern griffen aufgeregt, aber wenig strukturiert gegen die defensiv beeindruckend organisierten Dortmunder an. Jupp Heynckes wechselte zwei weitere Stürmer, Ivica Olic und Nils Petersen, ein, wollte den Druck erhöhen. Und die Bayern hatten Chancen: Weitschuss durch Luiz Gustavo (77.). Knapp vorbei. Flachschuss durch Franck Ribery (79.), den Roman Weidenfeller grandios parierte. Freistoß von Holger Badstuber (83.). Wieder knapp vorbei.

Die Zeit im neblig-kalten München lief gegen die Bayern.

Und um 20.25 Uhr war Schluss.

Abpfiff und Bilder fast wie im Februar. Die erschöpften Dortmunder feierten ihren verdienten Sieg. Dieses Mal ging die Brille von Jürgen Klopp aber nicht zu Bruch.