Dortmund. Mit dem 5:0 gegen den 1. FC Köln rückte der BVB die Kräfteverhältnisse wieder zurecht. Die Meldungen vom Ableben des Meisters waren übertrieben. Der Kommentar zum Spieltag.
So schnell geht das beim Faszinosum Fußball, in diesem Ergebnissport, erst recht in ihrer medial überhitzten Ausprägung namens Bundesliga. Es gab ja nicht wenige „Experten“, die für den BVB an diesem Wochenende Schlimmstes fürchteten.
Schließlich kam ja der 1. FC Köln, von dem man nach dem 2:0 gegen Hannover meinen konnte, er befinde sich grade in der Blüte seines Schaffens mit einem Lukas Podolski in überragender Verfassung. Dagegen der Meister aus Dortmund, gedemütigt in der Champions League durch das 1:3 bei Olympiakos Piräus, nach der die übelsten Populismus-Verstärker schon höhnten, dass in der BVB-Truppe ja rein gar nichts mehr stimme. Nun, die Meldungen vom Ableben des Meisters waren dann doch übertrieben.
Mit dem 5:0 gegen den 1. FC Köln rückte der BVB die Kräfteverhältnisse wieder zurecht. Mit einer eindrucksvollen Leistung zerlegten sie die allerdings auch furchterregend wehr- und willenlosen Kölner in alle erdenklichen Einzelteile. Ein derartig einseitiges Spiel, sagte BVB-Verteidiger Neven Subotic, habe er zuletzt “auf der Playstation erlebt.“ Es war ein gelungener Ulk. Und Recht hatte er zudem.
Alles super also? Darf nun wieder das Hohe Lied angestimmt werden vom zaubernden BVB? Gemach. So wenig wie die Nacht in Piräus Ausdruck prinzipiell fehlender Klasse war, so wenig taugt der Kantersieg gegen Köln dazu, den BVB schon wieder im Meisterrausch der vergangenen Saison zu sehen. Der BVB hat einfach mal wieder unter Beweis gestellt, dass der Kader eine extrem hohe Qualität aufweist, mit der man im nationalen Geschäft im übrigen nun vier Siege in Serie erzielt hat und das Verfolgerfeld anführt. Der BVB ist Tabellenzweiter. Eine Position, die er aufgrund seiner individuellen wie mannschaftlichen Qualität auch am Saisonende belegen könnte. Das macht die bittere Nacht von Piräus nicht wett – aber es relativiert das aufgeregteste Geschrei.
Aufgeregt waren sie auch beim HSV. Nach der Trennung von Michael Oenning und dem erfolgreichen Intermezzo der Trainer Rodolfo Cardoso und Frank Arnesen hofften sie beim Bundesliga-Dinosaurier nun auf das „Bayern-Gen“ des gebürtigen Dortmunders Thorsten Fink. Sein Debüt auf der Bank der Hanseaten endete mit 1:1 gegen Wolfsburg. „Debüt verdorben“ lautet eine gängige Interpretation, „Teilerfolg zur Premiere“ die andere. Es ist eine Frage der Betrachtungsweise, des Maßstabs. Und die Trainer selbst bewerten ohnehin weit mehr als die Ziffern auf der Anzeigetafel. Er guckt, wie sich seine Mannschaft präsentiert, ob sie Vorgaben umsetzt, Raumaufteilung und Laufwege stimmen, Automatismen abruft, Leidenschaft und Laufbereitschaft zeigt. Die Ziffern auf der Anzeigetafel – die kommen dann von ganz allein. Und so wird Thorsten Fink mit seiner Premiere und einer engagierten Leistung fürs Erste nicht unzufrieden sein. Er weiß: Auch die Meldungen vom baldigen Ableben des Bundesliga-Dinos sind übertrieben.